Auch Oliver Schablitzki, Chef des Männersenders RTL Nitro, sieht das Netz bei dem Thema im Vorteil: "Sex oder Erotik als Genre ist tatsächlich vom Internet abgelöst worden. Früher war das Fernsehen für den Tabubruch und Anrüchigkeit die optimale Plattform, zumal es ohnehin viel stärker unter kritischer Beobachtung des Feuilletons stand als das Kino, das zur selben Zeit mindestens genauso drastisch war in der Darstellung sexueller Szenen. Wenn nicht noch mehr. Heute kann inhaltlich im Internet abgefeiert werden, was in der Drastik im Fernsehen rechtlich noch nie möglich war", sagt Schablitzki. "Für den Aspekt des Tabubruchs gilt somit eine klare Verschiebung der Nutzung zum Internet hin. Im Umkehrschluss heißt das natürlich nicht, dass Sender wie RTL Nitro Erotik bewusst meiden. Die Darstellung von Erotik hat nur in zeitgemäßerer, manchmal auch drastischerer Form Eingang gefunden in aktuelle Serien- und Spielfilmproduktionen. Sie ist Teil des Fernsehalltags geworden."



Bei RTL II verweist hingegen stolz darauf seit 2001 keine Erotikfilme mehr zu zeigen. Der Sender hat zu lange daran gearbeitet von seinem Schmuddel-Image wegzukommen als dass man gelassen mit der eigenen Programmgeschichte umgehen könnte. Doch hat das Netz dem Fernsehen nun den Sex geklaut? "Das ist eine interessante These, an der sicher ein Stück Wahrheit dran ist. Zweifellos braucht es heute nicht mehr das Medium TV, um Sexualität darzustellen. Teils aufgrund der unbeschränkten Verfügbarkeit im Netz und sicher auch aufgrund der offenen Darstellung in Printmagazinen und der Öffentlichkeit im Allgemeinen", meint RTL II-Sprecher Carlos Zamorano. Kabel Eins-Geschäftsführerin Katja Hofem, die bekanntlich auch schon ihre Erfahrungen mit reinen Männer- und Frauensendern machte, glaubt wiederum nur an eine der üblichen Wellenbewegungen. "Die meisten Genres unterliegen Trends mit Hoch- und Tiefphasen. Die Erotik-Magazine hatten vor allem in den 90ern und Anfang 2000 ihre Hochphase, waren aber nie weg. Erotik ist und bleibt immer ein Thema für das Fernsehen und wird weiter in neuen Formaten erfolgreich sein“, erklärt sie gegenüber DWDL.de.

Vermutlich weiß sie auch einfach, was die Kolleginnen und Kollegen von Sixx so planen, denn die Sixx-Chefin Eun-Kyung Park bekennt auf DWDL.de-Anfrage direkt: "Sex und Sixx ziehen sich an. Wir arbeiten an einem brandneuen eigenproduzierten Sex-Talk-Event. Eine kompetente Expertin präsentiert Sex als Lifestyle – Heartcore statt Hardcore, Kopfkino statt Porno. Und weil Sex überall ist, nicht nur im Bett oder im Fernsehen, werden wir das Internet als Verlängerung der Sendung mit viel Service zum Thema nutzen." Doch nicht nur der Frauensender von ProSiebenSat.1 will experimentieren. Ein überraschendes Bekenntnis kommt zu dem Thema auch noch von Sat.1 Gold-Chef Marc Rasmus: "Erotik ist selbstverständlich auch für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer ein Thema und damit auch für uns. Deshalb arbeiten wir gerade an einer wirklich außergewöhnlichen Idee, die speziell auf SAT.1 Gold zugeschnitten ist."

Am Ende dieser Bestandsaufnahme steht damit die interessante Erkenntnis, dass einige Sender sogar aktiv an neuen Erotik- und Sex-Formaten arbeiten, andere hingegen froh sind das Kapitel in ihrer Sendergeschichte abgeschlossen zu haben. Manch einer gibt das Thema fürs Fernsehen verloren, mancher glaubt an Wellenbewegungen und ein Comeback. Einig sind sich fast alle nur darin, dass Erotik auf keinen Fall so präsentiert werden dürfe wie in den 90er Jahren. Das gehe heute nicht mehr. Heißt es im Jahr 2013, dem Jahr von "Wild Girls" und "Reality Queens auf Safari".