Erinnern Sie sich noch an die erste Staffel von "Deutschland sucht den Superstar"? Mehr als zehn Jahre liegt diese nun bereits zurück - seither hat sich die Show massiv gewandelt. Nicht gerade zum Positiven, möchte man ergänzen. Über die Jahre hinweg war es gute Tradition, die Stellschrauen immer noch ein Stückchen weiter zu drehen. Und auf einmal kam "The Voice". Schon wieder eine Castingshow, stöhnte manch einer auf, als ProSieben und Sat.1 das Format vor mehr als zwei Jahren ankündigten. Doch mit dem innovativen Konzept der drehenden Stühle ist es den Sendern gelungen, dem Genre Castingshow im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Dreh zu geben.
Ganz nebenbei ging von "The Voice" in den vergangenen beiden Jahren ein schönes Signal aus: Man kann auch ohne hämische Kommentare und zynische Animationen ein Millionen-Publikum unterhalten. Und wie: Die zweite Staffel von "The Voice" war sogar erfolgreicher als die zu Jahresbeginn ausgestrahlte neue "DSDS"-Staffel bei RTL. Ein Paukenschlag, der auch die Kölner hat umdenken lassen. "Das Supertalent", die zweite Bohlen-Show im Kölner Unterhaltungs-Universum, kommt seit dieser Staffel jedenfalls deutlich zahmer daher. Die Auftritte werden weitgehend so gezeigt, wie sie sind.
Dass die Talente nun im Mittelpunkt stehen und nicht mehr die oft peinliche Inszenierung einzelner Kandidaten, macht "Das Supertalent" inzwischen zu einer fast schon klassischen Familienshow, für deren Einschalten man sich nicht mehr schämen muss. Prompt lagen die Marktanteile in den vergangenen beiden Wochen wieder bei mehr als 30 Prozent in der Zielgruppe und damit auf einem Niveau, mit dem man wohl selbst in Deutz kaum noch gerechnet hätte. Es ist eine Entwicklung, an der "The Voice of Germany" nicht ganz unschuldig gewesen sein dürfte. "Es ist so leicht, sich über Leute lustig zu machen und daraus eine Show zu machen", sagt Thore Schölermann im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.
Schölermann geht an diesem Donnerstag in sein zweites Jahr als "The Voice"-Moderator. Doch bei aller Kritik an den Konkurrenz-Formaten gibt er auch zu: "Man ertappt sich ja auch oft selbst dabei. Das nicht zu tun, ist viel schwerer aber für mich das Wichtigste. Umso schöner finde ich es, dass sich die Talente in unsere Show trauen und uns vertrauen. Auch unsere Talente haben oft eine Geschichte zu erzählen – aber die stellen wir ganz bewusst nicht in den Mittelpunkt." Auch in der nun startenden dritten Staffel wird dieses Versprechen eingehalten. Einige Veränderungen gibt es aber trotzdem, allen voran in der Besetzung der Coaches.
Rea Garvey ist ebenso verschwunden wie Xavier Naidoo, der sich im kommenden Jahr mit einer neuen Show bei Vox zurückmelden will. Stattdessen nehmen Max Herre und Samu Haber von "Sunrise Avenue" ihren Platz ein. Und nach allem, was man sehen konnte, machen sie ihre Sache gut. Insbesondere der Finne bringt frischen Wind in die Show, auch wenn er an der einen oder anderen Stelle noch mit der deutschen Sprache zu kämpfen hat. Eine gewisse Unsicherheit habe es im Vorfeld gegeben, sagt Moderator Thore Schölermann. Die sei jedoch unbegründet gewesen. "Max schafft es, tolle Worte zu finden. Die fehlten Samu am Anfang zwar noch ein wenig, aber durch seine Art schaffte er es schon bei den ersten Aufzeichnungen, die Zuschauer auf seine Seite zu ziehen."
Neuen Schwung erhoffen sich die Macher der Show aber auch von einem neuen Element: Hin und wieder singen die Kandidaten hinter einem Vorhang, sodass auch die Zuschauer vor dem Fernseher nicht sehen, wer da gerade auftritt - auf diese einfache Weise lässt sich nun nachempfinden, wie es den Coaches ergeht. Die wiederum können in einer neuen Phase im weiteren Verlauf der Show erstmals auch Talente aus anderen Teams klauen. Im Gegenzug wird die Phase der Liveshows gekürzt: Nur noch vier statt zuletzt sechs Ausgaben wird es in diesem Jahr geben. Das ist wohl schon alleine deshalb eine gute Entscheidung, weil die Live-Shows bisher vom Unterhaltungswert nie an die Anfangsphase heranreichten.
Moderator Thore Schölermann fühlt sich in seiner Haut inzwischen auch wohler, sagt, dass die "The Voice"-Bühne nach einem Jahr mehr und mehr zu seiner Bühne geworden sei. "Vor der ersten Liveshow bin ich beinahe gestorben, jetzt freue ich mich riesig darauf." Zeit für die Schauspielerei bleibt dagegen derzeit nicht mehr, erzählt Schölermann im Gespräch mit DWDL.de. "Die zwei Finger ziehen sich durch das ganze Jahr. Wir fangen parallel schon wieder mit den Kids an." Und dann ist da auch noch das ProSieben-Magazin "taff", für das er künftig häufiger vor der Kamera stehen wird. Eine Unsicherheit aber bleibt: Die Frage, ob die Zuschauer auch in diesem Jahr Lust auf "The Voice" haben, treibt ihn um. Gewissheit gibt es am Freitag.