Super 7 — das neue DWDL.de-Ranking
							Die Hoffnungsträger der Öffentlich-Rechtlichen 2014
							
					    
					    	
						    © ARD/ZDF
						    
					     
												
						
							
							
								
								
								
								Nr. 4
Bernhard Gleim, 62, Leiter der NDR-Redaktion Serie
© NDR Jawohl,  Hoffnungsträger fürs öffentlich-rechtliche System kann man auch noch in  den letzten Jahren vor der unvermeidlichen Pensionierung sein. Im Kopf  war der allseits geschätzte Fiction-Ermöglicher ohnehin stets jünger als  das Gros der Anstaltshierarchen. Es kann kein Zufall sein, dass Gleim  einst "Berlin Berlin" und "Türkisch für Anfänger" verantwortete - jene  ARD-Vorabendserien, die nicht nur zahlreiche Preise holten, sondern auch  heute noch in jeder Diskussion darüber auftauchen, wieso die  Öffentlich-Rechtlichen irgendwann den Anschluss ans moderne, mitreißende  serielle Erzählen verloren haben. Das war zu einer Zeit, als der ARD  "der Spagat zwischen kommerzieller Hingabe und öffentlich-rechtlicher  Contenance" noch gelang, um Gleims stets überlegte Wortwahl zu zitieren.  Mit beispielhafter Beharrlichkeit arbeitet er daran, diesem  Idealzustand immer wieder so nah wie möglich zu kommen. Mit dem  "Tatortreiniger" zum Beispiel (siehe Nr. 7), für dessen abstruse  Programmierung er freilich nicht verantwortlich ist.
Nr. 3
Stephan Denzer, ZDF-Teamleiter Kabarett & Comedy
© ZDF Was  die ARD noch vor sich hat, ist dem ZDF in den vergangenen fünf Jahren  bemerkenswert gut gelungen: die Erneuerung und Ausweitung der  öffentlich-rechtlichen Paradedisziplin Satire. An vorderster Front  steuert Stephan Denzer, selbst leidenschaftlicher Stand-up-Comedian, die  Mainzelmänner durch das Minenfeld zwischen (altbackenem) Kabarett und  (oberflächlicher) Comedy und findet fast immer den richtigen Weg. So  konnten die "heute-show" und "Pelzig hält sich" gedeihen, mit der neuen  "Anstalt" steht nun ein viel versprechender Relaunch der Kabarettshow  "Neues aus der Anstalt" vor der Tür. Es sind nicht nur die zündenden  Ideen am Anfang eines solchen Projekts, von denen Denzer etliche  beizusteuern hat, sondern - vielleicht noch wichtiger - das  kontinuierliche Rücken freihalten, das die Kreativen unabhängig von  Querschlägen aus Politik oder Gremien ihr Bestes geben lässt. Nie war  das wertvoller als in Zeiten der GroKo.
Nr. 2
Tom Buhrow, 55, WDR-Intendant
© WDR/Herby Sachs Sein  Lächeln hat schon manchen zu Fehlschlüssen verleitet. Wer den neuen  Boss der größten ARD-Anstalt von Anfang an in eine Schublade stecken  wollte - vorzugsweise die des naiven, harmlosen Kommunikators -, der kam  schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt in Schwierigkeiten.  Schonungslos wie kein zweiter amtierender Intendant legte Buhrow die  finanzielle Misere offen, in die sich der WDR über Jahrzehnte qua  überbordender Struktur hineinmanövriert hat. Und dann setzte der  Ex-Anchorman, der die Liebe mitbringen wollte, auch noch  Privatradio-Managerin Valerie Weber gegen erhebliche Widerstände als  neue Hörfunkdirektorin durch. Warum das alles? Weil er den WDR offenbar  wirklich liebt und ihn daher retten will. Macht Buhrow seine  Ankündigungen und Einschnitte wahr, lässt sich in Köln womöglich  prototypisch beobachten, wie eine zukunftsfähige öffentlich-rechtliche  Sendeanstalt entsteht. Laute Aufschreie sind angesichts schmerzhafter  Kürzungen vorprogrammiert. Der vermeintliche Strahlemann wird sich als  kluger, kommunikativer und knallharter Manager beweisen müssen.
Nr. 1
Jan Böhmermann, 32, Moderator und Produzent
© MDR/Tom Wagner Was  das Medium kann, wenn es nur will, führt keiner so kompromisslos vor  wie der Gastgeber des "Neo Magazins". Irgendwo zwischen Satire,  Dadaismus und Unterhaltung mit Haltung weist Jan Böhmermann der  digitalen Generation den Weg ins Zweite Deutsche Internet - und einer  kleinen, aber feinen Minderheit auch ins lineare ZDFneo. Dort erlebt der  geneigte Viewser etwa die ultimative popkulturelle Replik auf die  NSA-Affäre: In seiner Rubrik "Prism is a Dancer" durchleuchtet  Böhmermann die Social-Media-Profile seines Studiopublikums. Mit der  schelmischen Überinszenierung der zwischenzeitlichen  Böhmermann-vs.-Böhmermann-Kampfprogrammierung auf EinsPlus ("LateLine")  und ZDFneo entblößte er die Abgründe der öffentlich-rechtlichen  Spartenstrategie. Als Produzent steht Böhmermann mit seinem Team der  Firma super btf für eine selten gewordene Einstellung dem Fernsehen  gegenüber: Gemacht wird nur das, woran die Macher glauben, und zwar aus  tiefstem Herzen. ARD und ZDF wären gut beraten, Programm aus diesem  Nukleus nachzulegen.	
								
								
								
								
							 
							
						
						
							
								
									Die Hoffnungsträger der Öffentlich-Rechtlichen 2014
								
								
							 
						 
						
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