Die Fußball-WM hatte das Fernsehen im Juni fest im Griff. Wer keinen Fußball übertragen konnte, der zog sich mit Beginn des Großereignisses im Wesentlichen aufs Abspulen von Wiederholungen zurück, was den "Frische-Index", mit dem wir einmal im Monat den Anteil von Erstausstrahlungen und Free-TV-Premieren im Abend-Programm (20:15 Uhr bis 0 Uhr) der acht großen Sender ermitteln, natürlich deutlich nach unten drückte. Ob kabel eins, RTL II, ProSieben oder Sat.1: Sie kamen jeweils nur auf um die 20 Prozent frischer Programmware - die hauptsächlich noch in den Tagen vor der WM zu sehen war.

Doch ein WM-Konkurrent verweigerte sich diesem allgemeinen Trend in bemerkenswerter Form: Vox. Auch dort war der Frische-Anteil im Abendprogramm zwar geringer als in den Monaten zuvor, lag aber trotzdem noch bei 40 Prozent. Tatsächlich startete Vox montags der WM zum Trotz mit "Chicago Fire" sogar eine neue Serie - und war damit auch tatsächlich erfolgreich. Dienstags startete mit "Chicas Walk Academy" ebenfalls noch ein neues Format - wenn auch von weniger Erfolg gekrönt. Auch mittwochs und freitags gab es Serien in Erstausstrahlung. Auf einen ähnlich hohen Frische-Anteil kam auch RTL, was vor allem an vielen Erstausstrahlungen in den ersten Tagen des Monats lag. Dazu kommt, dass RTL auch während der WM Formate wie "Stern TV" oder das "Spiegel TV Magazin" zeigen muss.

Den höchsten Frische-Anteil hatten im Juni natürlich die beiden WM-Sender Das Erste und das ZDF. Doch es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen den beiden: Während das ZDF an seinen spielfreien Tagen häufig mit Ausnahme der Nachrichten nur Wiederholungen zeigte, setzte Das Erste unbeirrt auf Erstausstrahlungen. Günther Jauch ging ebensowenig in die WM-Pause wie die Politmagazine, die Serie "Paul Kemp" startete gar erst kurz vor WM-Beginn. Auch diverse Filme und Dokus gab es in Erstausstrahlung. Alles in allem kommt Das Erste dadurch auf einen Frische-Anteil von 80 Prozent, das ZDF nur von 66 Prozent.

DWDL.de-Frische-Index - Juni 2014

  FIX-Punkte
Juni 2014
Vergleich
zum Vormonat
Vergleich
zum Juni 2013
Das Erste
80 von 100
-5
-2
ZDF
66 von 100
-12 +1
Vox
40 von 100
-11 -6
RTL
40 von 100
-29
-18
ProSieben 23 von 100
-37
-33
Sat.1
21 von 100 -22
-17
RTL II
20 von 100
-17
-5
kabel eins
18 von 100
-12 -16

Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.