Sie hat mehr als 21 Millionen Fans auf Facebook, bei Twitter mehr als 14,5 Millionen Follower und 9 Millionen Abonnenten bei Instagram. Sie hat damit weit mehr Fans als die meisten Schauspiel-Kolleginnen und -Kollegen aus Hollywood und seit mehr als zehn Jahren in zahlreichen Blockbustern mitgewirkt, von deren Zuschauerzahlen manch anderer Film nur träumen kann. Und doch haben Sie vermutlich noch nie etwas von ihr gehört: Priyanka Chopra. 34 Jahre alt. Die derzeit erfolgreichste Schauspielerin Indiens. Die ABC-Serie „Quantico“, die ab heute bei ProSieben zu sehen ist, ist Chopras erste Fernsehserie - und ihre erste größere Arbeit im US-Markt. Bollywood trifft Hollywood - und ein ferner Weltstar auf einen weiteren Weltmarkt, der sie noch nicht kennt.

In einer vermeintlich immer enger zusammenwachsenden Welt wirkt es surreal wie zwei große Filmindustrien parallel nebeneinander existieren und sich dabei konsequent fremd bleiben. Wie interviewt man nun also einen Weltstar, der bei uns allerdings absolut noch keiner ist? „Natürlich kennt mich hier keiner“, sagt Chopra und lacht über die Frage. „Filme aus meiner Heimat werden in Europa und den USA ja auch nicht in der Frequenz gezeigt, wie bei mir zu Hause. Aber wissen Sie: Das gilt umgekehrt genauso. Ich war mit Liev Schreiber bei den diesjährigen Oscars und er stellte mir diese und jene Kollegen vor, die tolle Filme gemacht hätten. Ich hab mehr als einmal nachfragen müssen, wer das war. Er war darüber schockiert. Ich fragte ihn, ob es ihm nicht in Indien ähnlich gehen würde? ‚Wohl wahr‘, war seine Antwort.“

Zweimal sprechen Priyanka Chopra und ich über „Quantico“, Hollywood und Bollywood - auch wenn sie diesen Begriff so gar nicht mag. Das erste Mal im Mai in Burbank. Im nördlichen Vorort von Los Angeles feiern Disney Media Distribution und sein TV-Label ABC Studios anlässlich der LA Screenings. Chopra wurde extra eingeflogen - und das nicht im gewöhnlichen Sinne. Keine 90 Minuten zuvor stand sie in Las Vegas noch auf der Bühne der Billboard Awards und überreichte einen Preis. Ein Privatflugzeug stand bereit, damit sie - der Shootingstar der großen ABC-Hoffnung „Quantico“ - noch rechtzeitig den TV-Einkäufern aus aller Welt präsentiert werden konnte. Einen vergleichbaren Kultstatus bei ABC Studios besitzt sonst derzeit nur Produzentin Shonda Rhimes („Grey’s Anatomy“, „Scandal“, „How to get away with murder“).

"Also saß ich am Pool und habe mir an die 26 Scripts durchgelesen"

Seit einigen Jahren legt Disney und damit auch ABC Studios großen Wert auf Diversity in der Besetzung. Einen indischen Superstar als Hauptrolle einer neuen Serie - das passt in diese Strategie. Bei einem Abendessen habe sie die Casting-Chefin von ABC Studios eher zufällig kennengelernt, erklärt die Schauspielerin. Es ist eine dieser Anekdoten für die Presse, die man bezweifeln darf. „Sie fragte, ob ich denn jemals in einer Serie mitgewirkt hätte“, erzählt Chopra. „Ich verneinte, denn die USA schien mir so weit weg, eine Serie zu drehen dauert auch vergleichsweise lang und ich hatte ja eine tolle Karriere in Indien. Sie hat mich aber gebeten, dass ich mir mal einige Scripts durchlese und ihr sage, was ich dazu denke. Ich bin Fan von US-Serien und das Golden Age of Television hat mich neugierig gemacht. Also bin ich für einen Monat nach Los Angeles geflogen, saß am Pool und habe mir an die 26 Scripts durchgelesen.“

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Eine Serien-Hauptrolle auf dem Silbertablett - noch dazu die freie Auswahl. Diesen Luxus genießen die wenigsten Hollywood-Stars. Am Ende wurde es also „Quantico“. Die Aufklärung eines Terroranschlags in New York City wird darin verwoben mit der Ausbildung einer FBI-Eliteeinheit, deren Mitglieder unterschiedlichste Geheimnisse pflegen und Absichten verfolgen. Priyanka Chopra spielt die Hauptrolle der Alex Parrish - einer dieser neuen FBI-Rekruten. Steckt sie hinter dem Anschlag? Oder will man ihr dies anhängen? Und wer, wieso und wer war es dann wirklich? Auf der Suche nach Antworten erlebt der Zuschauer von „Quantico“ überraschende Wendungen und so manches Beziehungsdrama. Eine Serie, die sich mitunter anfühlt als käme sie aus dem bereits erwähnten Shondaland.

Für eine Network-Serie ist „Quantico“ überraschend komplex - in der erzählten Geschichte und durch den vergleichsweise großen Cast. Wer manchen kleinen Sprung in der Logik verzeiht, bekommt rasante, spannende Unterhaltung geboten, die erfreulicherweise auch fortgesetzt wird: Die zweite Staffel der Serie wird gerade gedreht. „Und bei Euch in Deutschland läuft ‚Quantico‘ noch nicht? Das gibt’s doch nicht! Das müssen wir ändern“, sagt Chopra bei unserem ersten Treffen in Burbank und lacht. Wenige Wochen später findet ProSieben dann einen Sendeplatz - und ich sehe Chopra wieder. Diesmal in einem Londoner Fünf-Sterne-Hotel. Sie ist zusammen mit anderen ABC-Serienstars auf PR-Tour durch Europa unterwegs.

Was "Quantico" bietet, warum sie den Begriff Bollywood nicht ausstehen kann und wie viel sie mit Serienfigur Alex Parrish gemeinsam hat, steht auf der nächsten Seite.