Norman Lear ist ein Mann, der mit neun Jahren mit ansehen musste, wie sein Vater wegen Betruges verhaftet wurde und ab diesem Zeitpunkt - dank einer Mutter, die die Hoffnung aufgegeben hat - seine Kindheit hinter sich lassen musste. Lear wuchs daraufhin bei seinen konservativen Großeltern auf, die ihm einbläuten, ein "guter Ernährer" werden zu müssen. Was folgte sind junge, arbeitsreiche Jahre gefolgt von 52 freiwilligen Air Force Einsätzen im 2. Weltkrieg. Danach ging das Leben des Norman Lear, für das er in der Fernsehwelt bekannt und verehrt wird, erst los: Mit 23 Jahren begann er seine Karriere als Drehbuchautor, schrieb erste Komödien und ebnete damit einen einzigartigen Karriereweg. Der mittlerweile 94-Jährige hat sein Leben nicht nur in seiner Biography "Even This I Get to Experience" zusammengefasst, sondern auch in der heute um 20:15 Uhr auf Geo Televison laufenden Dokumentation "Norman Lear - Ein Mann revolutioniert das Fernsehen". 

Zu Beginn der preisgekrönten Dokumentation fragt ihn ein kleiner Junge, warum er immer einen Hut trägt. "Den trage ich, seitdem ich für das Fernsehen schreibe", erklärt Lear. "Dank dem Fernsehen habe ich alle meine Haare verloren." Er erzählt in einer ruhigen Stimmlage und einem Lächeln auf den Lippen und zeigt einmal mehr, warum er nicht nur für seine Erfolge geliebt wird, sondern auch für seine sympathische Art. Mit diesem Auftreten hat er es 1971 geschafft, die Adaption der britischen Sitcom "Till Death Us Do Part" des englischen Autors Johnny Speight an den US-Sender CBS zu verkaufen und sich selbst alle Türen zu öffnen. Was folgte sind selbst verfasste und berühmt gewordene Sitcoms wie "The Jeffersons", "Maude", "Good Times" und "Gloria" - zeitweise war Lear für sechs von 10 der populärsten Shows in Amerika verantwortlich.

"Life is made up of small pleasures. Happiness is made up of those tiny successes. The big ones come too infrequently. And if you don't collect all these tiny successes, the big ones don't really mean anything."

- Norman Lear

In seinen Sitcoms geht es um Themen wie Politik, Rassismus, Homosexualität, Emanzipation, Krebs oder Impotenz - Stoff, der bis dato undenkbar für ein solch lockeres Format war. Er leitete damit einen Paradigmenwechsel im US-Fernsehen ein, der der "heilen Fernsehwelt" ernsthafte Inhalte verpasste. Doch erreichte er nicht nur die Amerikaner mit seinem Engagement: Der aus "All in the Family" bekannte, grobe, stets schlecht gelaunte und reaktionäre Familienvater, der erbarmungslos über alle Minderheiten herzieht und dabei in jeder Episode mit seinem liberalen Schwiegersohn kontrovers über den Alltag un die US-Politik streitet, hat es auch nach Deutschland geschafft. Autor Wolfgang Menge hat ihn adaptiert und hierzulande für die Serie "Ein Herz und eine Seele" die Figur des "Alfred Tetzlaff" geschaffen. 

Lear ist mit seinen 94 Jahren immer noch nicht in Rente gegangen und sorgt damit für ein vollends außergewöhnliche Fernsehkarriere, die die beiden Regisseurinnen Heidi Ewing & Rachel Grady in ihrer preisgekrönten Dokumentation eindrucksvoll inszeniert haben. Mit einer durchgehenden Prise Jazz im Ohr - Lears Lieblingsmusik - könnte man kaum entspannter knapp 90 Minuten dabei zuschauen, wie wichtige Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Am heutigen Montagabend um 20:15 Uhr feiert sie Deutschlandpremiere bei Geo Television.

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