"Wir haben jetzt glücklicherweise eine sehr große kreative Freiheit und keinen Quotendruck mehr - weshalb es uns endlich möglich ist, eine Staffel ohne Michael Kessler zu machen", sagt Bastian Pastewka und muss selber darüber lachen. Es ist Montagmittag. Über den Dächern von München stellen er, Produzent und Brainpool-Geschäftsführer Tobi Baumann sowie Christoph Schneider, Geschäftsführer Amazon Video Germany, die neue Zusammenarbeit vor. Nach sieben Staffeln im linearen Free-TV geht "Pastewka" on demand weiter bei Amazon Prime Video.

"Das Problem war nämlich folgendes: Die erfolgreichsten Folgen waren immer die mit Kessler. Ernsthaft. Bei uns gab es den geflügelten Spruch: 'Kessler kommt, die Quote steigt.' Das ist ja nicht nur bei uns so. Auch wenn er im RBB mit dem Rasentraktor durch die Uckermark fährt, hat er Granaten-Quoten. Kurzum: Ich kann ihn nicht leiden. Also: Das wird wird jetzt erstmals eine Staffel ohne Michael Kessler, das darf ich schon mal verkünden und ich möchte, dass er das aus der Presse erfährt."

Bastian Pastewka ist zurück in seinem Element. Zurück in der Rolle seines Lebens. Endlich müsse er sich nicht mehr auf der Straße bespucken lassen, weil es zu “Pastewka“ nichts Neues gibt. "Wir müssen nicht mehr schweigen!", jubelt er beim Pressgespräch vor rund zwei Dutzend Gästen. "Die Serie 'Pastewka' ist meine kreative Heimat. Die Serie wurde Jahr für Jahr verlängert - genau wie mein Leben auch. Die Geschichten in 'Pastewka' sind vom Leben abgeschaut", bekennt er und sagt den schönen Satz: "Wir versuchen, wahre Geschichten zu erfinden." So soll es auch in der 8. Staffel bei Amazon weitergehen, mit kleinen Änderungen.

"Wir waren letztlich immer eine jahresaktuelle Comedy und haben Geschichten erzählt, die gerade interessant sind; z.B. gerade im Fernsehen stattfinden. Bastian hat ja auch hinter den Kulissen des Fernsehens sehr viel erlebt. Das war die Welt in der wir uns bewegt haben. Schon in der 7. Staffel  haben wir dabei gemerkt, dass wir nicht mehr das Abenteuer der Woche erzählen können, das in den 22 Minuten abgegolten ist. Wir sind da schon ein bisschen ausgebrochen aus dieser Erzählform und haben leichte horizontale Erzählungen durchgezogen. Und jetzt ist Video on Demand wie gemacht, um das noch etwas auszuarbeiten und verschönern können."

Der neue Partner Amazon ermögliche kreativ neue Wege. "Wir wollen gerne eine Geschichte, die aufeinander aufbaut und am Ende jeder Folge ein bisschen neugierig machen. Das konnten wir früher bei unserem alten Anbieter nicht tun. Da konnten wir keinen Schlussgag platzieren, weil in den letzten Sekunden schon das Bild gestaucht wurde, damit der Abspann durchlaufen konnte. Deswegen haben wir meistens mit einer Außenaufnahme des Hauses geendet." Gibt es bei Amazon jetzt mehr kreative Freiheiten als früher bei Sat.1?

"Es sind neue Autoren dazugekommen. Schlechte Nachricht: Ich schreibe auch mit."
Bastian Pastewka

"Wir hatten immer schon große kreative Freiheit. Ich bin unbegrenzt teamfähig und mochte immer die Diskussion mit allen Beteiligten", führt Bastian Pastewka aus. "Aber wir können im Kopf jetzt schon etwas freier sein beim Schreiben, weil wir niemanden vom Sender haben, der uns permanent über die Schulter blickt. Wir hatten aber, das muss man sagen, all die Jahre einen ganz bezaubernden Redakteur bei Sat.1, der das ganz toll gemacht hat. Manchmal mussten wir ihm Folgen erklären, weil er sie nicht so ganz… auch das ist völlig in Ordnung gewesen. Aber es ist jetzt beim Schreiben unheimlich angenehm, dass wir so manche Dinge einfach aus dem Kopf raushaben. Für diese kreative Freiheit und dieses Glücksgefühl bin ich sehr dankbar."

Zur Arbeit für den neuen Partner Amazon sagt Produzent Tobi Baumann: "Wir machen jetzt Fernsehen, für das sich Menschen ganz bewusst entscheiden, und nicht mehr Fernsehen zwischen Bügeln und Candy Crush. Wir sind uns dieses Unterschieds bewusst." Baumann hat in der zweiten Hälfte der 6. Staffel Regie geführt bei "Pastewka" und ist jetzt ausführender Produzent der Serie und Geschäftsführer von Brainpool Pictures, dem neuen Label für fiktionale Projekte von Brainpool. Das Autorenteam der Serie hat sich verändert. Pastewka: "Es ist nicht mehr ganz der gleiche Kreis, es sind neue Autoren dazugekommen. Schlechte Nachricht: Ich schreibe auch mit." Baumann ergänzt: "Ich muss das korrigieren: Er ist ein großer Zugewinn."

Chris Geletneky (macht jetzt "Sketch History") ist nicht mehr mit an Bord, aber weiterhin Sascha Albrecht. Der arbeitet zusammen mit Pastewka und weiteren Autoren an der Serie. "Zum allerersten Mal schreibt ein Pool an Autoren an der Serie", erklärt Pastewka. "Davor waren das immer Einzelkämpfer. Jetzt haben wir schon einen ziemlich vollen Flipchart hinter uns stehen, wo wir genau schauen was wir machen wollen. Das ist gerade ein schönes Puzzle, an dem wir arbeiten. Da rattert es permanent in meinem Kopf. Das ist ein großer Spaß."