Als sich RTL am 11. Mai 1992 als erster deutscher Sender auf das Gebiet der täglichen Serien vorwagte, hätte wohl niemand erwartet, dass "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" auch 25 Jahre später noch auf Sendung sein würde. Neu war die Idee nicht, denn anfangs entstand die Soap nach dem Vorbild der australischen Serie "The Restless Years" und noch zwei Jahre vor RTL brachte RTL 4 in den Niederlanden mit "Goede tijden, slechte tijden" einen eigenen Ableger an den Start, der übrigens ebenso wie die deutsche Produktion immer noch läuft. Selbstverständlich ist der lange Erfolg freilich nicht, denn der RTL-Dauerbrenner hat sich über diesen langen Zeitraum hinweg gegen viele Konkurrenten behaupten müssen, die mal mehr, mal weniger hartnäckig waren.

Zunächst war es die ARD, die mit dem "Marienhof" auf dem Daily-Feld wilderte: Doch obwohl mit der Entwicklung der Seifenoper bereits 1989 begonnen wurde und die erste Folge keine fünf Monate nach "GZSZ" Premiere feierte, dauerte es mehr als zwei Jahre, bis sich der Sender traute, seine erfolgreiche Serie im täglichen Rhythmus zu senden. Tatsächlich begann der "Marienhof" vor einem Vierteljahrhundert mit nur zwei Folgen pro Woche – die waren dafür mit in der Spitze fast fünf Millionen Zuschauern umso erfolgreicher. Weil das auch den ARD-Verantwortlichen nicht verborgen blieb, schickte man im Januar 1995 gleich eine weitere Dailysoap hinter her: Die "Verbotene Liebe" war geboren.

Für die Produzenten von Grundy UFA hätte es zu diesem Zeitpunkt kaum besser laufen können, schließlich zeichneten sie zu diesem Zeitpunkt nicht nur für "Verbotene Liebe" und "GZSZ" verantwortlich, sondern auch für "Unter uns". Inspiriert vom "GZSZ"-Erfolg gab RTL nur zwei Jahre nach dem Serien-Start eine weitere tägliche Serie in Auftrag, die man sogar noch wenige Wochen vor der "Verbotenen Liebe" an den Start brachte. Und auch "Unter uns" fand damals schnell eine große Fan-Gemeinde und entwickelte sich zu einem weiteren Dauerbrenner, der es bis heute auf weit mehr als 5.000 Folgen bringt. Klar, dass auch Sat.1 nur allzu gerne auf der Erfolgswelle mitschwimmen wollte, doch wirklich erfolgreich war der Sender im Soap-Bereich zunächst nicht.

Der Hype um Lisa Plenske - und der große Absturz

Weder "So ist das Leben! Die Wagenfelds" noch "Geliebte Schwestern" konnten zwischen 1995 und 1998 an die Hits der Konkurrenz anknüpfen und hielten sich dementsprechend nur kurz im Programm. Erst zehn Jahre nachdem man die Wagenfelds startete, gelang Sat.1 ein Erfolg – der war dafür aber umso gewaltiger. Es war die Zeit, in der deutsche Fernsehmacher das bis dato vor allem in Südamerika beliebte Genre der Telenovelas für sich entdeckten. Im Gegensatz zu den endlos angelegten Soaps werden in Telenovelas abgeschlossene Geschichten erzählt, so wie jene der Lisa Plenske, die sich mit der Zeit vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan mauserte. Mit mehr als dreieinhalb Millionen Zuschauern war "Verliebt in Berlin", so der Titel der Serie, von Beginn an beliebt.

Das Lisa-Fieber nahm daraufhin so schnell Fahrt auf, dass Sat.1 mit seiner Telenovela sogar "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" überholte. Das Staffel-Finale von "Verliebt in Berlin" stellte übrigens auch den Allzeit-Rekord von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" in den Schatten, der Ende der 90er Jahre aufgestellt worden war. Doch so groß die Begeisterung des Publikums für Lisa Plenske ausfiel, so groß geriet die Enttäuschung von Sat.1, als man die Serie nach der Hochzeit mit männlichem Hauptdarsteller fortsetzte. RTL bewies damals den richtigen Riecher und versuchte sich parallel zum "Verliebt in Berlin"-Neustart mit "Alles was zählt" an seiner dritten Dailysoap, die anfangs zwar unterlegen war, den einstigen Hit der Konkurrenz aber schnell überholte. Das Resultat: Während Sat.1 bis heute auf seinen nächsten Daily-Erfolg wartet, befindet sich "AWZ" noch immer im Programm.

Soap-Zeistrahl© RTL, ARD, Sat.1, ZDF, RTL II

Die erfolgreichsten Dailys im deutschen Fernsehen

Dabei versuchte es Sat.1 seit dem Erfolg von "Verliebt in Berlin" gleich mehrfach an täglichen Serien, doch weder "Schmetterlinge im Bauch" noch "Eine wie keine" fanden auf Dauer ihr Publikum. Später erlitt der Sender mit "Hand aufs Herz" und "Mila" Schiffbruch – bei Letzterer zog Sat.1 im Herbst 2015 nach gerade mal zwei Wochen den Stecker. Mit nicht mal 800.000 Zuschauern war der bislang letzte Versuch von Sat.1, eine tägliche Serie zu starten, der mit Abstand erfolgloseste. Einzig "Anna und die Liebe" sorgte nach dem "ViB"-Hit zumindest zeitweise für gute Quoten. Doch auch RTL landete trotz seiner drei erfolgreich etablierten Serien nicht nur Hits: So wurde 2007 der Versuch, mit der "Ahornallee" auch um 17:00 Uhr eine Soap zu etablieren, nach kaum mehr als 40 Folgen beendet, ähnlich kurzlebig war "Berlin Models" auf demselben Sendeplatz im Jahr 2014. Glücklos blieb auch ProSieben, wo man 1999 auf "Mallorca" die "Suche nach dem Paradies" verortete. Sieben Jahre später scheiterte man außerdem mit der Telenovela "Lotta in Love".

Telenovela-Erfolge bei ARD und ZDF

Abseits von "Verliebt in Berlin" waren Telenovelas übrigens vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen gefragt: So sorgt der "Sturm der Liebe" seit inzwischen fast zwölf Jahren für Spitzen-Quoten im ARD-Nachmittagsprogramm und mit "Rote Rosen" legte der Sender gleich noch einen weiteren Erfolg nach, der bis heute anhält. Dabei waren es weder die ARD noch Sat.1, die sich hierzulande erstmals an eine Telenovela wagten, sondern das ZDF: Dort sorgte "Bianca – Wege zum Glück" bereits im November 2004 für einen durchschlagenden Hit am Nachmittag, der – gemäß des Prinzips des Genres – in den darauffolgenden Jahren mit wechselnden Hauptdarstellerinnen so gut wie möglich verlängert werden sollte.

2009 und 2010 waren schließlich "Alisa" und "Hanna" in der Reihe "Folge deinem Herzen" am Start, die jedoch schon schwächere Quoten erzielten. Völlig desolat präsentierte sich vor fünf Jahren der "Wege zum Glück"-Ableger "Spuren im Sand", der nach nicht mal zwei Monaten aus dem Programm genommen wurde. Das Aus kam zu einer Zeit, in der der Markt längst übersättigt war. Das bekamen auch Klassiker wie der "Marienhof" zu spüren, dem die ARD im Jahr 2011 den Stecker zog. Nach einigen Notoperationen mit der Verlängerung auf eine Stunde und der Reduzierung auf eine Folge pro Woche traf es Mitte 2015 dann auch die "Verbotene Liebe", sodass die ARD erstmals seit mehr als 20 Jahren plötzlich Soap-frei war, sieht man mal von den Telenovelas ab, die noch immer gut ankommen.

Für frischen Wind im Soap-Business sorgte von 2011 dagegen ein Sender, den in diesem Bereich zunächst niemand auf dem Schirm hatte: 15 Jahre, nachdem sich RTL II mit "Alle zusammen - jeder für sich" schon einmal an einer Soap versuchte, wagte man mit einem Format namens "Berlin - Tag & Nacht" einen neuen Anlauf. Nach anfangs desolaten Quoten entwickelte die Hauptstadt-Serie vor allem beim ganz jungen Publikum zum Abräumer – auch, weil die Produzenten von Filmpool wie bei keiner Soap zuvor konsequent auf Social Media setzten. Mit "Köln 50667" schob RTL II wenig später schließlich eine zweite Serie dieser Machart hinterher. Inzwischen ist die Nachfrage in beiden Fällen allerdings spürbar abgeebbt. Und so heißt der Soap-Marktführer auch nach 25 Jahren eben noch immer: "Gute Zeiten, schlechten Zeiten".