Kommissarin Lund© ZDF
"Kommissarin Lund - Das Verbrechen"

Anders als in vielen Krimiserien wird hier nicht jede Woche ein neuer Fall behandelt, stattdessen geht es jeweils eine ganze Staffel lang um ein besonders abscheuliches Verbrechen - wie in Staffel 1 der Mord an einer 19-jährigen Schülerin. Das Pikante an dem Fall: Gefunden wird die Leiche in einem Wagen, das auf den Namen eines mitten im Wahlkampf steckenden Politikers angemietet war - der Fall bekommt also auch eine politische Dimension. Zudem wird eindrucksvoll gezeigt, welche Auswirkungen das Verbrechen auf das Umfeld des Opfers hat. Die titelgebende Kommissarin Lund wird am Tag vor ihrer eigentlichen Abreise und Versetzung mit dem Fall betraut und ermittelt gemeinsam mit ihrem Nachfolger. Durch die Erzählung in zehn Folgen (im Original waren es 20 kürzere, die jeweils einen Tag umfassten), kann der Zuschauer ungewöhnlich nah an der Ermittlungsarbeit teilhaben - mit immer neuen Wendungen.

Lief von: 2007 bis 2012 in drei Staffeln mit 40 Folgen
Serienschöpfer: Søren Sveistrup
Heimatsender: DR1
Derzeit zu sehen bei: Maxdome, Arte

Lost© ABC
"Lost"

Als Flug Oceanic 815 abstürzt, finden sich 48 Überlebende auf einer - so scheint es zumindest zunächst - einsamen Insel wieder. Der Pilot ist tot, Rettung nicht in Sicht. Also müssen sie gemeinsam ums Überleben kämpfen - doch das ist nicht so einfach, bringen doch viele eine dunkle Vergangenheit mit. Und vor allem: Ganz so allein scheinen sie auf der Insel doch nicht zu sein. Nach und nach stoßen sie auf immer neue Geheimnisse. So wurden offenbar früher Versuche der geheimnisvollen Dharma-Initiative durchgeführt, geheimnisvolle Zahlen müssen nach einem nie näher spezifizierten "Vorfall" immer wieder eingegeben werden - und dann hat anscheinend die "Insel" selbst noch ihr ganz eigenes Eigenleben. "Lost" schuf über die ingesamt sechs Staffeln ein so großes Netz an immer neuen Mysterien, dass das umstrittendste an der Serie wohl ihr Finale ist - und die Tatsache, dass vieles einfach ein Mysterium ohne rationale Erklärung bleibt. Das sollte den Spaß an einer für ihre Zeit überaus ungewöhnliche, über sechs Staffeln hinweg horizontal erzählte, Mysteryserie aber nicht schmälern.

Lief von: 2004 bis 2010 in sechs Staffeln mit 121 Folgen
Serienschöpfer: J.J. Abrams, Damon Lindelof, Jeffrey Lieber
Heimatsender: ABC
Derzeit zu sehen bei: Amazon, Maxdome, Sky


Modern Family© ABC
"Modern Family"

Diese "moderne Familie" besteht zum einen aus dem alternden, wohlhabenden und zunächst homophoben Jay Pritchett, der in zweiter Ehe mit dem kolumbianischen Männertraum Gloria verheiratet ist - die jünger ist als seine kontrollsüchtige Tochter Claire, die Phil Dunphy verheiratet ist, der sich als cooler Kumpelvater gibt und nach Anerkennung von Jay giert, dabei aber keinen Fettnapf auslässt. Die beiden haben drei Kinder: Die hübsche und bei ihren Freundinnen beliebte, aber auf den ersten Blick oberflächlich wirkende Haley, die im Dauerclinch mit ihrer klugen Schwester Alex liegt, sowie der etwas einfacher gestrickte Luke. Luke ist in der gleichen Klasse wie sein Onkel Manny, der Sohn von Gloria. Und dann ist da auch noch Jays schwuler Sohn Mitchell, der mit seinem Partner Cameron zusammenlebt. Die beiden adoptieren ein vietnamesisches Baby. All das klingt so aufgeschrieben erstmal reichlich abgedreht - und doch kann sich jeder immer wieder in Charakterzügen der einzelnen Personen wiedererkennen, doch kommen einem die häufig aberwitzigen Situationen irgendwie aus dem eigenen Leben bekannt vor. Die intelligent geschriebene und mit Emmys überhäufte Comedyserie ist als Pseudo-Doku angelegt, die Protagonisten kommentieren gerade gesehene Szenen also häufig direkt in die Kamera - und konterkarrieren damit nicht selten das, was sie wenige Sekunden vorher gesagt haben.

Läuft seit: 2009 in bislang acht Staffeln mit 188 Episoden, zwei weitere Staffeln sind bestellt
Serienschöpfer: Christopher Lloyd, Steven Levitan
Heimatsender: ABC
Derzeit zu sehen bei: Netflix

Sex and the City© HBO
"Sex and the City"

Vor Tinder war analoges Dating. Und das gab es in sechs Staffeln “Sex and the City” bei HBO in Reinform. Die vier New Yorkerinnen Carrie Bradshaw, Samantha Jones, Charlotte York und Miranda Hobbes beschreiten auf ihre je eigene Weise sexuelle Pfade und lassen uns auf oftmals explizite Weise daran Teil haben. Die Suche nach Mister Right - oder im Fall von Sarah Jessica Parkers Sexkolumnistin Bradshaw nach Mister Big - gestaltet sich dabei als fast so schwierig, wie in New York finanziell über die Runden zu kommen, oder als Zuschauer mitzuzählen, wie viele Romanzen die vier Freundinnen in 94 Episoden hatten. Thematisch Sex-zentrierter als die Anwaltsserie “Ally McBeal” und hoch polierter als die Brooklyn-Version “Girls”, das ohne die Comedy von Darren Star vermutlich nicht denkbar gewesen wäre.

Lief von: 1998 bis 2004 in sechs Staffeln mit 94 Folgen
Serienschöpfer: Darren Star
Heimatsender: HBO
Derzeit zu sehen bei: Sky
Mehr dazu in unserem Podcast "Seriendialoge"

Six Feed Under© HBO
"Six Feet Under"

Eine Serie, die in einem Bestattungsunternehmen spielt? Nicht wenige waren skeptisch, als HBO vor 16 Jahren "Six Feet Under" an den Start brachte. Doch schnell stellt sich heraus, dass Alan Ball, der ein Jahr zuvor für "American Beauty" einen Oscar erhalten hatte, mit der Serie einen Volltreffer gelandet hat. "Six Feet Under" verbindet auf besondere Weise die schweren, oft tabuisierten Themen des Lebens mit einer gelungenen Prise Humor, die insbesondere in den ersten Staffeln nicht schwarz genug sein kann. Eine Familienserie der besonderen Art.

Lief von: 2001 bis 2005 in fünf Staffeln mit 63 Episoden
Serienschöpfer: Alan Ball
Heimatsender: HBO
Derzeit zu sehen bei: Sky Atlantic

Stromberg© ProSieben/Willi Weber
"Stromberg"

"Stromberg" kam natürlich nicht aus dem Nichts, sondern hatte mit "The Office" bereits ein geniales Vorbild - und doch schafften es die Macher um Ralf Husmann und das Ensemble um Christoph Maria Herbst ihren ganz eigenen, deutschen Stempel aufzudrücken. Bernd Stromberg ist Leiter der Schadensregulierung M-Z bei der Capitol-Versicherung - und einer der schlimmsten Chefs, die man sich vorstellen kann. Die meiste Zeit ist er damit beschäftigt, sich bei seinen Vorgesetzten in gutes Licht zu rücken und zugleich Fehler seinen Mitarbeitern oder anderen in die Schuhe zu schieben. Vieles geschieht aus Bösartigkeit, vieles aber auch aus Ungeschicklichkeit heraus, denn selbst wenn er es gut macht, ist der nächste Fettnapf nie weit. "Stromberg" bezog seinen Witz nie aus Schenkelklopfer-Pointen, sondern aus der teils schon unerträglichen Peinlichkeit und Fremdscham-Momenten der Situationen - und aus den verqueren Weisheiten, die Bernd Stromberg immer wieder zum Besten zu geben hatte. Inszeniert war sie im Stil einer Mockumentary. Bernd Stromberg ließ sich in der Serie von einem Fernsehteam für eine Doku begleiten, die Protagonisten wenden sich also auch immer wieder direkt in die Kamera.

Lief von: 2004 bis 2012 in fünf Staffeln mit 46 Episoden
Serienschöpfer: Ralf Husman
Produziert von: Brainpool, ProSieben
Heimatsender: ProSieben
Derzeit zu sehen bei: Netflix, Amazon

The Americans© FX
"The Americans"

Vordergründig ist "The Americans" eine Spionage-Serie: Zwei russische Top-Spione leben seit vielen Jahren in Washington, DC. Nach außen sind sie eine ganz normale Familie mit zwei Kindern, in Wahrheit gehen sie aber ihrem nicht selten blutigen Spionage-Handwerk nach. Die Serie ist zum Einen ein spannender Einblick in die Zeit des Kalten Krieges während der frühen 80er Jahre, nicht minder spannend ist es aber, die Beziehung der beiden zueinander zu beobachten, die seit vielen Jahren eine Scheinehe führen. Die Frage, wie es Menschen verändert, wenn sie sich dauerhaft verstellen müssen, wenn sie andere Menschen manipulieren oder töten müssen. Und wie sie reagieren, wenn plötzlich die eigene Familie - die Kinder wissen nichts von der Spionage-Tätigkeit der Eltern - bedroht ist. Und wie wollen sie eigentlich ihre Kinder erziehen - schließlich sind sie eigentlich stramme Kommunisten, leben aber mitten im kapitalistischen Amerika auf und können dies öffentlich auch nicht kritisieren.

Läuft seit: 2013 in bislang fünf Staffeln mit 65 Folgen
Serienschöpfer: Joe Weisberg
Heimatsender: FX
Derzeit zu sehen bei: Netflix, Sat.1 Emotions
Mehr zu "The Americans" in der Serienkolumne "Meine Woche in Serie"

The Goodwife© CBS
"The Good Wife"

"The Good Wife" ist eine Anwaltsserie, mit einer außergewöhnlichen, starken weiblichen Hauptfigur. Alicia Florrick hatte ihre Karriere zugunsten ihres Mannes, Bezirksstaatsanwalt Peter Florrick, aufgegeben und steht ihm als "gute Ehefrau" öffentlich auch dann zur Seite, als der wegen einer Sex-Affäre im Rampenlicht steht und wegen Korruption ins Gefängnis muss. Die Ereignisse haben aber zur Folge, dass Alicia selbst wieder Geld verdienen muss und in ihren alten Beruf als Anwältin zurückkehrt. Die Serie verbindet die Verhandlung von Gerichtsfällen, die häufig Paralellen zu tatsächlichen Entwicklungen und Fällen aufweisen, mit einer politischen Dimension - denn sowohl Peter als auch Alicia werden sich im Lauf der Serie noch mehrfach für politische Ämter bewerben. Unbedingt sehenswert dabei: Alan Cumming als Wahlkampf-Chef Eli Gold. In den übergreifenden Handlungssträngen und den wöchentlichen Fällen geht es um Korruption, Politk, Moral, Liebe, Loyalität und immer auch um die Rolle der Frau in der amerikanischen Gesellschaft. Nach dem Ende von "The Good Wife" entstand als Spin-Off "The Good Fight" mit u.a. Christine Baranski alias Diane Lockhart iin der Hauptrolle.

Lief von: 2009 bis 2016 in sieben Staffeln mit 156 Folgen
Serienschöpfer: Robert und Michelle King
Heimatsender: CBS
Derzeit zu sehen bei: Netflix, Amazon, ATV2
Mehr dazu in unserem Podcast "Seriendialoge"

The Wire© HBO
"The Wire"

Eine adäquate Kurz-Zusammenfassung von “The Wire” zu liefern, stellt ein nicht gerade kleines Unterfangen dar. Zu komplex und zu unterschiedlich sind die einzelnen Staffeln der Krimi-Drama-Serie aus der Feder David Simons. Trotz der Tatsache, dass einige der Protagonisten mehr oder weniger über das ganze Epos zu sehen sind (man denke an den Polizisten Jimmy McNulty), gibt es durch die thematisch wechselnden Schwerpunkte auch immer neue Settings und weitere Charaktere: so gesehen die Frühform der Anthologie-Serie, die dieser Tage en vogue ist. Schauplatz ist jedoch gleichbleibend die Stadt Baltimore mit ihren Problemen im postindustriellen Zeitalter. Bekämpfung der Drogenproblematik und grassierenden Banden-Kriminalität, Herausforderungen im Bildungssektor, im Rathaus und bei Medienschaffenden sind dabei staffelweise gebündelte Sujets. Wer keine Furcht vor breiten Erzählungen mit einem gewissen Komplexitätsgrad und einem unübersichtlich großen Ensemble hat, entdeckt wohl auch noch beim fünften Schauen noch neue Aspekte.

Lief von: 2002 bis 2008 in fünf Staffeln mit 60 Episoden
Serienschöpfer: David Simon
Heimatsender: HBO
Derzeit zu sehen bei: -

Türkisch für Anfänger© ARD
"Türkisch für Anfänger"

Das Leben mit 16 ist hart. Noch härter wird es für Lena “Gürkchen” Schneider, als Mutter Doris ihr offenbart, gemeinsam ein Haus mit ihrem neuen Lebensgefährten und dessen Kindern beziehen zu wollen. Von da an ist Patchwork angesagt und zwar Patchwork auf deutsch-türkisch. Die Comedy von Bora Dagtekin changiert zwischen konträren kulturellen, wie religiösen Vorstellungen, unterschiedlichen Rollenbildern und der selten einfachen Liebelei zwischen der von Josefine Preuß gespielten Lena und ihrem neuen “Bruder” Cem Öztürk (Elyas M’Barek) unter einem Dach. Dazu meint sie einmal in der zweiten Staffel: “Genau, wir passen überhaupt nicht zusammen. Cem und ich, die ganze Familie. Experiment Öztürck Schneider ist gescheitert. Multikulti ist tot”. Unterm Strich funktioniert das Konzept in den drei Staffeln jedoch sehr gut und das auf immens humorvolle Weise mit äußerst zackigen Dialogen. Auch wenn die dritte Staffel generell etwas abfällt, bleibt die politisch unkorrekte Tonalität der Serie und der andere Blick auf “Multikulti” in Berlin unbedingt einen Blick wert.

Lief von: 2006 bis 2008 in drei Staffeln mit 52 Folgen
Serienschöpfer: Bora Dagtekin
Produziert von: Hofmann & Voges Entertainment
Heimatsender: Das Erste
Derzeit zu sehen bei: Amazon, Netflix, Sky Go/On Demand

Veep Promo© HBO

"Veep"

Lange Zeit macht Julia Louis-Dreyfus ihrem Namen als "Veep" - Abkürzung für Vicepresident - alle Ehre und war die meisten Folgen nur Zweite im Lande. Als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten glänzte sie dabei vor allem durch Peinlichkeiten, opportunistische Aktionen und dem reinen Streben nach der wichtigsten Position im Lande. Und dann passierte das immer Erträumte: der Präsident tritt zurück und ihre Figur Selena Meyer darf das wichtigste Amt der USA bekleiden. Wie ihre Geschichte endet, ist noch nicht klar, läuft die HBO-Serie auch weiterhin erfolgreich und wurde bereits um eine siebte Staffel verlängert. 

Läuft seit: 2012 in bislang sechs Staffeln mit 54 Episoden 
Serienschöpfer: Armando Iannucci
Heimatsender: HBO
Derzeit zu sehen bei: Sky Go/On Demand, Sky Atlantic

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