Es ist die wichtigste Woche des Jahres für den Discovery Channel: Die „Shark Week“ ist seit 1988 ein jährlicher Programmschwerpunkt rund um Haie, Tier- und Umweltschutz. Die Anzahl der Dokumentationen sowie die Vielzahl der Programmgenres zu dem Thema wurde kontinuierlich ausgebaut. Seit 2013 nimmt der Discovery Channel in den USA während der „Shark Week“ sogar eine Live-Talkshow ins Programm. Bis zuletzt haben die internationalen Discovery Channels die Themenwoche in unterschiedlicher Form und teilweise zeitversetzt erst später im Jahr übernommen. In diesem Jahr findet die „Shark Week“ zum ersten Mal weltweit bei allen Discovery Channel nahezu gleichzeitig statt. Discovery Communications, der Konzern, zu dem u.a. der namensgebende Discovery Channel gehört, erhofft sich eine höhere weltweite Aufmerksamkeit für die "Shark Week".



Und die hat Discovery dieses Mal zweifelsohne bekommen, wenn auch anders als gedacht: „Phelps vs. Shark: Great Gold vs. Great White“ sollte eines der Highlights der diesjährigen „Shark Week“ werden. Beim deutschen Discovery Channel läuft die Sendung am kommenden Samstag. Der 23-fache Olympiasieger Michael Phelps im Wettrennen gegen einen Weißen Hai. Doch die am Sonntagabend gezeigte Sendung konnte nicht halten, was der Titel versprach. So sahen es nach der Premiere der Dokumentation in den USA zumindest viele Zuschauer und einige TV-Kritiker. Die Enttäuschung über ein „Fake-Race“ machte international Schlagzeilen. Zu sehen war lediglich ein Rennen Phelps vs. Computer-Animation. Hätte man sich das im Vorfeld denken können? Nun, verrückte Wettbewerbe von Mensch vs. Tier gab es schon mehrfach. So aber fühlten sich Zuschauer nach 58 Minuten der Hinleitung zum vermeintlichen Wettkampf in die Irre geführt.

Und die Zuschauer sind dabei nicht allein. DWDL.de gehörte zu einem kleinen Kreis internationaler Journalisten, die vergangenen Woche an einem Press Junket zur „Shark Week“ in New York teilnahmen. Dazu gehörte am vergangenen Donnerstag auch ein persönliches Interview mit Rekord-Athlet Michael Phelps. Eine Gelegenheit, seine Sendung vorab zu sehen, gab es zu unserer Überraschung nicht. Aus heutiger Sicht ahnt man, warum. Die stattdessen zur Verfügung gestellte, schriftliche Presseinformation zu „Phelps vs. Shark: Great Gold vs. Great White“ war kurz, knapp - und irreführend. Anders lässt es sich nicht beschreiben. Entsprechend lief auch das Interview mit Phelps, doch dazu später mehr.

Shark Week© Discovery


Im englischen Wortlaut der Pressemappe bestand das Briefing aus der folgenden Beschreibung: „Phelps vs. Shark: Great Gold vs. Great White. They are one of the fastest and most efficient predators on the planet: Sharks. He is our greatest champion to ever get in the water: Michael Phelps. 39 world records. 23 olympic golds. But he has one competition left to win. An event so monumental no one has ever attempted it before. The world’s most decorated athlete takes on the ocean’s most efficient predator: Phelps vs. Shark - the race is on.“ Das Schwimmen gegen eine Computersimulation ist kaum monumental. Liest man nur diese Zusammenfassung, erahnt man, woher die Vorwürfe von Zuschauern und Kritikern kommen, die Sendung sei ein Schwindel. Was sagt Discovery nach all der Aufregung? DWDL.de hat nachgefragt.

„Für ‚Phelps vs. Shark‘ haben wir Wissenschaftler von Weltrang gewonnen, die die Herausforderung angenommen haben, den weltbesten Schwimmer gegen einen Weißen Hai antreten lassen zu können. Die Sendung setzt auf smarte Wissenschaft und Technologie um die Herausforderung zugänglicher und unterhaltsamer zu machen“, teilt eine Discovery US in einer Stellungnahme zur Kritik mit. Und behauptet: „In der Werbung, in Interviews und in der Sendung selbst wurde klar gemacht, dass es sich nicht um ein Rennen Seite-an-Seite handelt. Bei Michael Phelps PR vor der Show sowie in den ersten beiden Minuten von ‚Phelps vs. Shark‘ wurde dies klar vermittelt. Wir sind begeistert von dem großen Publikum und der Anteilnahme rund um den Globus.“

Dieser Darstellung kann ich nur entschieden widersprechen. Am vergangenen Donnerstag beim Roundtable-Interview mit Michael Phelps in New York wurde nichts klargestellt. Und immer wieder suggerierten die Antworten von Phelps genau das, was auch der knappe Pressetext suggerierte: Es handele sich genau um jenes monumentale (O-Ton Discovery) Ereignis, das offenbar viele Zuschauerinnen und Zuschauer am Sonntagabend auch erwartet hatten - unabhängig davon, dass man bei genauerer Überlegung des ganzen Vorhabens ein reales Rennen als unverantwortlich oder gar unmöglich hätte halten können.