Kinder sind für alle Medienmacher wichtig, sie sind schließlich die Zuschauer und Leser von morgen. Kindern ist es heute egal, auf welchen Endgeräten sie ihre Lieblingsserien- und filme schauen. Das weiß nicht nur Youtube, wo der Kinder-Bereich der am schnellsten wachsende ist und wo man deshalb auch erst kürzlich mit einer eigenen App speziell für die Jüngeren an den Start gegangen ist (DWDL.de berichtete). Ein anderes Medienunternehmen, das sich auf Kinder fokussiert, in Deutschland bislang aber kaum bekannt ist, ist die Da Vinci Media GmbH.


In diesen Tagen feiert Da Vinci Geburtstag: Bereits vor zehn Jahren ist man mit dem eigenen Pay-TV-Sender Da Vinci Learning on Air gegangen, nach und nach wurde das Geschäftsmodell um digitale Inhalte erweitert. Gestartet ist man zunächst in Polen und hat sich dann in Osteuropa und Asien ausgebreitet. "In Osteuropa gibt es historisch gesehen einen großen Bedarf an Wissensthemen, weil Länder wie Ungarn und Polen eine große Tradition in diesem Bereich haben", sagt Managing Director Ferdinand Habsburg im Gespräch mit DWDL.de.

Anders als etwa Disney setzt Da Vinci weniger auf Unterhaltung als auf Wissensinhalte. Den jungen Nutzern soll auf unterhaltende Art und Weise Wissen vermittelt werden, das Geschäftsmodell fußt auf drei Säulen. Zum einen wäre da der Bezahlsender, der über verschiedene Kabelnetzbetreiber und Pay-TV-Plattformen in Paketen angeboten wird. Hinzu kommen SVoD-Apps und Lernzentren in Hong Kong und Taiwan. In letzteren lernen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren Programmieren - etwa durch den Aufbau von Lego-Robotern. Im Sommer hat auch in Berlin, dem Hauptsitz von Da Vinci Learning, ein Sommercamp zum Thema Programmieren stattgefunden.

Darüber hinaus war Da Vinci in Deutschland bislang aber nicht aktiv, doch das soll sich im kommenden Jahr ändern. In der zweiten Jahreshälfte 2018 will man endlich auch den deutschen Markt erobern. Starten will man vorerst aber nicht mit dem TV-Sender, sondern der App Da Vinci Kidspace. Habsburg beschreibt das Angebot als eine Art "Netflix für Lerninhalte". Ein Grund, weshalb das Unternehmen mit rund 70 Mitarbeitern, von denen die Hälfte in Berlin sitzt, in Deutschland bislang nicht aktiv war, sind ARD und ZDF. "Die Wissenssendungen von ARD und ZDF gehören für mich zum besten Wissensfernsehen, das es global gibt", sagt Managing Director Habsburg. Deshalb sei man auch zuerst in Osteuropa gestartet und habe dann andere Länder ins Visier genommen: Im linearen Bereich sei der Konkurrenzkampf woanders deutlich geringer als in Deutschland.

Die Wissenssendungen von ARD und ZDF gehören für mich zum besten Wissensfernsehen, das es global gibt.

Ferdinand Habsburg

Habsburg will den deutschen Markt nun in Angriff nehmen, weil es seiner Meinung nach hierzulande keine App gibt, die sich auf unterhaltende Lernsendungen für Kinder spezialisiert hat. "Youtube ist sicherlich eine Konkurrenz für uns", sagt er und ergänzt: "Unser USP ist aber das Konzept des ‘walled gardens’. Bei uns können Eltern ihre Kinder ohne ein schlechtes Gewissen und ohne Bedenken mit der App spielen lassen. Bei Youtube ist ein siebenjähriges Kind mit zwei Klicks bei Inhalten, die nicht so günstig für Kinder sind." Dieses Problem hat man auch schon bei Youtube erkannt und daher Youtube Kids gestartet. Doch auch dort geht es natürlich meist weniger ums Lernen, sondern eher um Unterhaltung.

Inhaltlich bietet Da Vinci Learning eine Mischung aus eigenproduzierten Sendungen, Ko-Produktionen und eingekauften Formaten. Eigenproduzierte Highlights sind etwa "One Stop Science Shop" über wissenschaftliche Fragen, das man für den asiatischen Raum produziert hat. Oder etwa Kurzprogramme zum Thema Programmieren. Eingekauft wird viel aus Kanada, Australien und Katalonien. Ähnlich wie Netflix und Amazon produziert Da Vinci eine Sendung und synchronisiert diese dann in verschiedene Sprachen. "Die wichtigsten Länder in Europa sind für uns Polen, Ungarn und Rumänien. Außerhalb Europas sind Indien, Indonesien, Korea, Türkei und Südafrika sehr wichtig", sagt Habsburg. Wichtig sei es, Programme zu produzieren, "die in möglichst vielen Ländern funktionieren".

Das Problem der Zensur gibt es.

Ferdinand Habsburg

Weil Da Vinci Learning auch in Ländern wie Indien, Indonesien, Thailand oder der Türkei aktiv ist, kann es schon mal zu Problemen kommen. "Das Problem der Zensur gibt es. In den verschiedenen Ländern müssen unsere Redakteure genau schauen, dass nicht gegen die teils strengen Vorgaben verstoßen wird." Deshalb verzichte man größtenteils auf Geschichtsinhalte und religiöse Themen - die seien von Natur aus immer sehr subjektiv. Deshalb wolle man sich auf wissenschaftliche Experimente und andere naturwissenschaftliche Themen konzentrieren - da gibt es meist deutlich weniger Diskussionen.

Habsburg sagt, dass IT-Unterricht an Schulen weltweit ein großes Problem sei. Kinder müssten heutzutage Programmieren lernen, sonst hätten sie später keine Chancen auf dem Jobmarkt. "Der Bildungsbereich an sich ist bis heute wenig digitalisiert. Im digitalen Bildungsmarkt wird es zu großen Umwälzungen kommen und da wollen wir mit unseren Produkten eine Rolle spielen." Nach eigenen Angaben kommt schon heute auf rund 30 Millionen Abonnenten, wobei davon nicht alle direkt den Sender abonniert haben, sondern im Zweifel nur das Paket eines Pay-TV-Anbieters. Gesendet wird jedenfalls in 16 verschiedenen Sprachversionen - und ab 2018 dann auch in deutsch.