Seit mittlerweile sechs Jahren berechnen wir bei DWDL.de Monat für Monat unseren "Frische-Index", für den wir den Anteil an "frischem Programm" - also Erstausstrahlungen oder Free-TV-Premieren - am Abendprogramm (20:15 Uhr bis Mitternacht) der acht großen Sender ermitteln. Dabei fällt in diesem Jahr besonders bei einem Sender eine positive Entwicklung auf: Seit Beginn unserer Auswertung 2012 gab es noch kein Jahr, in dem Sat.1 weniger Zeit mit Wiederholungen überbrücken musste. Im Vergleich zu 2016 stieg der Frische-Anteil von 46 auf 58 Prozent deutlich an.

Zu einem Teil schlägt sich hier nieder, dass es 2016 einen mit Olympia und Fußball-EM sportgeprägten Sommer gab, in dem die anderen Sender naturgemäß zwei Gänge zurückschalten. Doch das erklärt längst nicht den gesamten Effekt: Sat.1 hat insbesondere in der ersten Jahreshälfte durchweg teils deutlich mehr Erstausstrahlungen gezeigt als im Vorjahr, im Januar gar doppelt so viel. Im Herbst war Sat.1 nach manch negativer Erfahrung schon wieder ein klein wenig vorsichtiger. Trotzdem lässt sich auch an diesen Zahlen erkennen: Sat.1 hat im zurückliegenden Jahr einiges in die Wege geleitet, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen.

Sat.1 liegt aber auch nach dieser Aufholjagd deutlich hinter RTL, das seinen Frische-Anteil im Vergleich zum Vorjahr leicht von 67 auf 69 Prozent ausbauen konnte. Ganz vorne hat sich nichts getan: Das ZDF verteidigte das dritte Jahr in Folge seinen Frische-Thron mit 82 Prozent vor dem Ersten, das im Jahresschnitt auf 78 Prozent kam. Die Öffentlich-Rechtlichen bestücken beide also gut vier Fünftel des Abendprogramms mit frischer Ware, auch hier wie üblich mit einer kleinen Delle im Sommer.

Aus dem höheren Output an frischem Programm bei Sat.1 nun zu schließen, dass bei den ProSiebenSat.1-Sendern im Allgemeinen deutlich mehr Erstausstrahlungen in der Primetime zu sehen waren, wäre unterdessen ein Trugschluss. Bei ProSieben setzte sich der langjährige Abwärtstrend nämlich weiter fort, der Frische-Anteil erreichte mit 44 Prozent einen Tiefstwert seit Beginn unserer Auswertungen. Hier schlägt sich nieder, dass viele US-Serien inzwischen so schlecht laufen, dass ProSieben sie entweder gar nicht mehr zeigt, oder teils auch erst nach Mitternacht - also zu einer Zeit, die wir für den Frische-Index nicht berücksichtigen.

Einen traurigen Tiefpunkt hat aber auch kabel eins erreicht. Dort fiel der Frische-Anteil erstmals seit Start unserer Auswertung 2012 auf weniger als ein Viertel und lag bei 23 Prozent. Und mit vielen der Eigenproduktionen in Erstausstrahlung fiel kabel eins dann auch noch auf die Nase. Die anderen Privatsender der zweiten Generation spielen da in einer anderen Liga: Vox kam wie im Vorjahr auf 47 Prozent, RTL II steigerte sich nach einem Rückgang im Vorjahr wieder auf 44 Prozent.

Frische-Index Jahresauswertung 2017

DWDL.de-Frische-Index - Jahresauswertung 2017

  FIX-Punkte
2017
Vergleich
zum Vorjahr
ZDF 82 von 100
+/-0
Das Erste
78 von 100
+/-0
RTL
69 von 100
+2
Sat.1 58 von 100
+12
Vox
47 von 100
+/-0
ProSieben
44 von 100 -3
RTL II
44 von 100
+3
kabel eins
23 von 100
-4

Zum Schluss wie immer ein paar Anmerkungen zu den Daten: Über die Qualität des Programms sagt der Anteil der Erstausstrahlungen natürlich nicht unbedingt etwas aus, doch es ist trotzdem eines von mehreren Indizien, mit welchem Aufwand ein Programm derzeit betrieben wird. Zu beachten ist zudem: Der Frische-Index gibt einen Trend an, bildet die Situation aber nicht ganz genau ab. So gibt es beispielsweise einen systembedingten "Nachteil" für Das Erste und das ZDF: Aufgrund der Werbefreiheit müssen sie mehr eigenes Programm produzieren, um die Zeit zu füllen, während die Privatsender einen gar nicht so geringen Teil des Abends mit Werbeblöcken füllen. Eine Stunde Erstausstrahlung ohne Werbung im Ersten haben wir aber genauso gewertet wie eine Stunde Erstausstrahlung bei den Privaten mit Werbung. Dazu kommt, dass einige Privatsender tendenziell etwas weniger Werbung zeigen als andere - so etwa Vox, das Serien anders als beispielsweise RTL nicht immer bis zu einer festen Anfangszeit um "viertel nach" streckt.