Um die Präsenz in den Kabelnetzen zu sichern, experimentierte "NBC GIGA" auch mit lokalen Fensterprogrammen in einigen Städten und setzte auf Allround-Netzreporter bzw. Videojournalisten vor Ort - ein Konzept, das später beispielsweise zwischenzeitlich bei Andre Zalbertus' Center.TV aber längst weit darüber hinaus aufgegriffen und weiterentwickelt wurde. Ausgelöst durch die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA fanden auch gesellschaftliche und politische Themen Einzug in das Programm von "NBC GIGA“, zunächst als „Update“-Rubrik. Mit "Giga Real" entstand daraus später sogar ein eigenes Politik-Format - gesendet aus Berlin. Überschwenglich positive Presse begleitete das zunächst halbstündige, später einstündige Format und seine neuartige Informations- und Politikvermittlung für ein junges Publikum.  Zusammen mit dem Ausbau des Themas Gaming war "GIGA Real" unumstritten die wichtigste Innovation der späteren GIGA-Jahre. Ein weiteres späteres SpinOff war die aus der gleichnamigen Rubrik entstandene Technik-Sendung „GIGA Help“.

"Ab heute und für immer", versprach "NBC GIGA"-Moderatorin Miriam Pielhau beim Sendestart 1998, doch sie selbst nahm schon Ende 2001 Abschied und wechselte zu ProSieben. Das Ursprungsformat "NBC GIGA" -  mehrfach umbenannt („GIGA Green“, neu gestaltet und inzwischen in Berlin beheimatet) - wurde zum letzten Mal im März 2006 ausgestrahlt. Damals war die Sendung allerdings auch schon längst auf eine kürzere Laufzeit zurecht gestutzt worden. Hintergrund: NBC Universal hatte schon 2004 die Mehrheit an der DFA übernommen und im Herbst 2005 NBC Europe in den selbsternannten Hollywood-Sender Das Vierte umgewandelt. Platz für interaktives und im Vergleich zur Archiv-Ware teures Live-Fernsehen gab es dort nur noch kurzfristig und zeitlich begrenzt.

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Als Ersatz blieb ein digitaler Spartensender mit Namen "GIGA Digital", später dann als einziges Angebot unter der Marke simpel "GIGA", der sich auch mehrfach neu positionierte und mal mehr, mal weniger allein auf das Thema Games und eSports setzte. Die ursprüngliche Verbindung von Internet und Fernsehen spielte dabei keine Rolle mehr. Vom Grundprinzip des Live-Fernsehens und kurz getakteter Themenmodule nahm das dann in Köln produzierte Angebot weitgehend Abstand. Kuriose Anekdote: Der PayTV-Anbieter Premiere übernahm den FreeTV-Sender - und zog doch am 31. März 2009 die Reißleine. An dem Tag endete die Fernsehmarke "GIGA". Bitter für eine immer noch eingeschworene Fangemeinde. Der späte Claim des Senders - "Fuck Reality" - wurde zum Gefühl. Im Netz existiert die Marke weiterhin - auch mit zwischenzeitlichen Versuchen als WebTV ein Comeback zu feiern. Doch von alter Bedeutung und Innovation ist GIGA schon lange weit entfernt.
 

Was wurde aus denen, die einst das "neue Fernsehen" erfanden? Ollie Weiberg, einer der Gründungsväter von "NBC GIGA", war langjährig Geschäftsführer der Produktionsfirmen Norddeich TV in Köln und Meta Productions in Berlin und entwickelt mit LDi Media Productions heute neue Formate für TV und Social Media. Und er ist dort als Moderator zu hören, wo seine mediale Karriere einst begann: Im Hamburger Radio. Willi Jansen, auch einer der frühren Führungskräfte bei "NBC GIGA“, war danach mehrere Jahre Programm-Manager bei DMAX, arbeitete für Meta Producions, Beckground tv und den Shoppingsender 1-2-3.tv. Volker Pfau wechselte nach den ersten Jahren „NBC GIGA“ zurück zur „Rheinischen Post“ und baute RP-Online.de auf und kümmert sich bis heute um Verlagspräsenzen im Netz. Thorsten Braun, heutiger Chef des deutschen Disney Channel, war damals übrigens Sales Manager bei „NBC GIGA“. Markus von Luttitz, damals Marketing Communications Manager, produziert heute u.a. für den Pay-TV-Kanal History.

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Die Karrieren der Moderatoren der ersten Stunden haben unterschiedliche Wege genommen. Nicht jeder, der sich damals vor der Kamera ausprobierte, ist der Moderation oder gar den Medien treu geblieben. Für viele damalige Fernsehmacher bleiben es also wilde Jahre in einer jungen Fernsehanarchie als das Massenmedium Fernsehen und eine Sendung wie „NBC GIGA“ ein Tor zum Netz war, das damals aufgrund von Netzausbau und hohen Kosten noch nicht allen offenstand, aber viele mit der neuen Interaktivität und Nähe zu Stars und Moderatoren faszinierte. Mit der Explosion an Angeboten im Netz wurde diese Rolle eines Gate-Keepers jedoch immer schwieriger, weil redaktionell nicht mehr zu bewältigen. Mit Google und YouTube etablierten sich neue Einfalltore zu Content bzw. Video im Netz.

Einige aber haben ihre Karriere in TV und Radio fortgesetzt. Miriam Pielhau, die einst zusammen mit Uta Fußangel den Sendestart von „NBC GIGA“ moderierte, machte in den folgenden Jahren bei zahlreichen Sendern der deutschen TV-Landschaft Station. ProSieben, Tele 5, DSF, RTL II und Sat.1 sind nur einige ihrer Stationen. Im Sommer 2016 verstarb Pielhau viel zu früh an den Folgen einer schon überstanden geglaubten Krebserkrankung. Ihre Kollegin Uta Fußangel blieb all die Jahre dem Radio treu, moderierte aber auch im TV, u.a. bei NRW.TV und Kai3 - zwei zwischenzeitlich probierten Fernsehprojekten von DFA-Gründer Helmut Kaiser. Gregor Teicher, ehemaliger Netzreporter für das Segment "Sport & Fun" ist seit Sendestart im Moderationsteam von Sky Sport News HD. Sein frührerer Kollege Tom Westerholt ist heute Moderator und Filmexperte bei Deutschlandfunk, WDR und SWR. Jessika Westen (Netbeat) moderierte lange Jahre für den WDR, zuletzt auch für den Nachrichtensender n-tv. Daniel van Moll (Stars) ist heute TV-Produzent bei South&Browse.

Dem Geist der geregelten Anarchie früher Tage von „NBC GIGA“ und „GIGA Games“ ist allerdings niemand treuer geblieben als Etienné Garde, Daniel Budiman, Nils Bomhoff und Simon Krätschmer, die in Eigenregie mit der Produktionsfirma Rocket Beans Entertainment erst eine Games-Sendung für MTV realisierten („Game One“) und nach deren Einsparung gleich ein ganzes TV-Programm im Netz: Rocket Beans TV wurde geboren, startete offiziell am 15. Januar 2015. Aus dem Fokus auf Gaming heraus hat sich längst ein breiteres Themenspektrum gebildet, wie einst nah dran an der Zielgruppe mit viel Gewicht auf Interaktion mit der Community. Die Streams des Programms sind über neue Streaming-Anbieter wie waipu.tv und Zattoo inzwischen gleichwertig neben den großen linearen TV-Marken abrufbar.

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2017 wurde das Team der Rocket Beans für ihre Moderation und Interaktion mit dem Publikum ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis. Auch zwei Deutsche Webvideopreise wurden schon gewonnen. Übrigens: Die beiden Games-Moderatoren der ersten „NBC GIGA“-Jahre, George Zaal und Jochen Dominicus, sind heute noch gemeinsam gamestechnisch im Netz unterwegs, auch mit den Kollegen der RocketBeans. Dominicus moderiert darüber hinaus seit Jahren für den NDR. Die Rocket Beans, sie haben sozusagen unter völlig veränderten Bedingungen wieder aufgebaut, was nach den frühen Erfolgen von „NBC GIGA“ und „GIGA Games“ vernachlässigt wurde - was damals vor 20 Jahren vielleicht ein Stück weit seiner Zeit voraus war - und sich später nicht schnell genug wandelte.

Die Idee eines Internet-Fernsehens faszinierte aber auch all die Jahre dazwischen immer wieder. Mehrfach wurde in den letzten 15 Jahren versucht, einzelne Elemente oder ganze Konzepte dessen, was „NBC GIGA“ einst erfand, zu adaptieren. Mal bei Regionalsendern, mal bei einem Wissenssender im Netz, mal bei joiz. Doch sie alle kämpften mit zwei Problemen: Für die junge Zielgruppe ist lineares Fernsehen längst keine Gewohnheit mehr wie einst 1998. Und Social TV - die direkte Interaktion mit dem Publikum - ist bei der heutigen Masse der Teilnehmer kaum noch so persönlich möglich wie vor 20 Jahren als „NBC GIGA“ das Netz, seine Moderatorinnen und Moderatoren und manche Stars so greifbar machte, wie es medial vorher nicht denkbar war.
 

Disclosure: Der Autor des Textes war von 2000 bis 2002 Mitarbeiter von NBC GIGA. In dieser Zeit wurde aus dem damaligen Freundes- und Kollegenkreis das Medienmagazin DWDL.de geboren.

(Dieser Artikel erschien in abgewandelter Form erstmals zum 15. Geburtstag am 30. November 2013)