Blickt man auf die Quoten-Entwicklung von Vox in den zurückliegenden neun Monaten, so lässt sich recht schnell festhalten, dass der Privatsender eine vergleichsweise unspektakuläre Saison hinter sich gebracht hat. Mit Ausnahme der Monate Dezember und Januar, als man zwischenzeitlich unter die Marke von sechs Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zu rutschen drohte, hielt sich Vox doch recht stabil bei mehr als sieben Prozent. In gewisser Weise spiegeln diese Zahlen auch die inhaltliche Entwicklung des Senders wider: Mit vielen bewährten Formaten hat sich Vox durch die Saison gelenkt – allzu viele Überraschungen waren da nicht zu erwarten.

Daher überrascht es dann auch nicht, dasss kein neuer Hit vom Himmel fiel. Allerdings schaffte es "Die Höhle der Löwen", im Vergleich zu den Vorjahren sogar noch eine leichte Schippe draufzulegen und auch "Kitchen Impossible" war so erfolgreich wie noch nie. Zudem konnte "Sing meinen Song" zuletzt wieder besser performen als vor einem Jahr, als die Musikshow einen überraschenden Durchhänger hatte. Weniger gut funktionierten dagegen die "Ewigen Helden": Weder die Winterspiele noch die reguläre Staffel konnten wirklich zufriedenstellende Quoten einfahren, sodass Vox insbesondere im Frühjahr eine Frischzellenkur für den Dienstagabend benötigt.

Verlassen kann sich Vox dafür weiter auf die Auswanderer-Geschichten von "Goodbye Deutschland", die am Montagabend meist gute Zuschauerzahlen erzielten. Doch am ersten Abend der Woche hat der Sender in den zurückliegenden Monaten erstaunlich viele Formate ausprobiert – darunter so manchen Flop. Nach gutem Start verlor etwa "Eine Nacht mit dem Ex" schnell an Boden und wurde auf den späten Abend geschoben, auch "Unsere Schule" entwickelte sich längst nicht so gut wie erhofft. Ohnehin ging es erstaunlich oft um den Nachwuchs: Zwischen "Die geheimnisvolle Welt der Kinder" und "Wir werden groß" ging ein besonderes Format wie "Wir sind jung und ihr seid alt" womöglich etwas unter. Dass es überbordend viel Lob für das Experiment gab, schürt aber zumindest die Hoffnung, dass Staffel 2 noch zulegen kann.

Ziemlich enttäuschend schlug sich aber vor allem Guido Maria Kretschmer, der mit "Guidos Masterclass" jüngst am Montagabend unter dem Senderschnitt lag. Auch die Suche nach der "Promi Shopping Queen" hat sich inzwischen offenbar erschöpft. Tagsüber performt "Shopping Queen" dagegen weiter gut, auch wenn das Mode-Format ähnlich wie auch der restliche Nachmittag ein wenig Federn lassen musste – wohl auch, weil RTL inzwischen mit seinen Formaten in ähnlichen Gewässern fischt. Um der Abnutzung entgegenzuwirken, hat Vox mit "Makel? Los!" bereits ein neues Format getestet, das die Erwartungen zwar noch nicht vollends erfüllen konnte, aber dennoch fortgesetzt wird.

Einige Hoffnungsschimmer im Serienbereich

Während die Quoten am Nachmittag also leicht rückläufig waren, zeigte der Trend am Vorabend für "First Dates" und das lang laufende "Perfekte Dinner" zum Ende der Saison hin etwas nach oben. Und auch vom Sonntagabend gab es abseits von "Kitchen Impossible" eine gute Nachricht für Vox, auch wenn das eher dem Zufall geschuldet war. Eigentlich wollte der Sender sein Koch-Format "Grill den Profi" schon zu den Akten legen, da beendete Steffen Henssler überraschend seinen glücklosen Ausflug zu ProSieben. Vox ergifft die Chance und legte "Grill den Henssler" neu auf, was dann auch auf Anhieb glänzend funktionierte. Eine Win-Win-Situation, mit der zu Beginn der Saison wohl niemand gerechnet hätte.

Mit Spannung wurde indes die erste Vox-Serie nach dem Ende von "Club der roten Bänder" erwartet. Vom Erfolg des Vorgängers blieb "Milk & Honey" allerdings weit entfernt: Nach einem erfolgreichen Auftakt sanken die Quoten deutlich, zuletzt schalteten kaum mehr als eine halbe Million Zuschauer ein. Immerhin machte "Das Wichtigste im Leben" seine Sache zuletzt respektabel. Solche Fiction-Erfolge kann Vox gut gebrauchen, weil Importserien wie "Law & Order: Special Victims Unit", "Outlander" oder das "Chicago"-Franchise mehr schlecht als recht laufen. So gesehen kann man schon damit zufrieden, dass sich "Magnum P.I." inzwischen bei mehr als sechs Prozent Marktanteil eingependelt hat. Einen schönen Erfolg hat Vox dann aber doch auf der Haben-Seite: "The Good Doctor" erwies sich im Herbst mit im Schnitt über neun Prozent Marktanteil als echte Verstärkung am Serien-Mittwoch. 

Die ganz große Experimentierfreude kann man Vox unterm Strich mit Blick auf die nun zu Ende gegangene Saison aber nicht attestieren. Dabei hatte der Sender ursprünglich gleich mehrere Comedy-Formate für die neue Saison in Aussicht gestellt. Man darf gespannt sein, wann sich Vox dieses Genre erschließen wird. Das dürfte Spannung für die nächsten Monate versprechen. Und dann ist da auch noch "Survivor": Die international erfolgreiche Abenteuershow soll in der kommenden Saison endlich nach Deutschland kommen und das Programm verstärken. Auf den neuen Vox-Chef Sascha Schwingel und sein Team kommen also durchaus spannende Herausforderungen zu. Davon abgesehen darf man gespannt sein, welche eigene Handschrift er einbringen wird.