Zwischen September 2018 und Mai dieses Jahres ist das ZDF durchgängig Marktführer beim Gesamtpublikum gewesen, die Dominanz der Mainzer hält also an, auch wenn man zuletzt etwas kleinere Brötchen backen musste als in der Vergangenheit. In den neun Monaten lag man nur dreimal über dem Vergleichsmonat des Vorjahres, was sich zum Teil auch durch den Verlust der Champions-League-Rechte erklären lässt. Die Dominanz des ZDF ist inzwischen aber so stark, dass sich der Sender auch ruhig mal einen Durchhänger in der Primetime leisten kann - und trotzdem Marktführer ist.

Das wird vor allem regelmäßig am Dienstag sichtbar. "ZDFzeit" schwächelt dort oft - und doch ist das ZDF meist der stärkste Sender. Zu verdanken hat man das speziell am Dienstag den "Rosenheim-Cops", die am Vorabend mit neuen Folgen rund viereinhalb Millionen Menschen unterhalten. Aber auch das restliche Tagesprogramm läuft weiterhin wie ein Uhrwerk, "Bares für Bares" ist und bleibt mit weit mehr als 20 Prozent Marktanteil der wichtigste Stützpfeiler und auch die Krimis laufen überwiegend sehr stark. Aber auch am Abend weiß das ZDF stets Zuschauer einzusammeln: Das "heute-journal" sorgt um 21:45 Uhr stets für einen großen Einschaltimpuls, das stärkt die Late-Prime. Mit "Markus Lanz" hat man zudem einen verlässlichen Quotenbringer am späten Abend im Programm.

Demnächst will der Sender die neue Staffel von "Mit 80 um die Welt" dienstags zur besten Sendezeit zeigen. Ob das besser läuft als die Dokus und Reportagen derzeit, bleibt abzuwarten. Spannend war in dieser Saison aber auch, wie sich das ZDF mittwochs schlagen wird. Schließlich war es die erste Saison, in der man ohne die Champions League auskommen musste. Dafür lief es eigentlich recht gut. So bildet die hohe Schlagzahl von "Aktenzeichen XY" weiter ein festes Grundgerüst und "Bares für Rares" sorgt auch mit seinen Primetime-Ausgaben für glänzende Quoten. "Da kommst du nie drauf" war zwar kein Überflieger, schlug sich aber passabel. Dunja Hayali dagegen hat ihr Publikum noch nicht gefunden, ihre Gesprächssendung dümpelt seit der Umstellung auf den monatlichen Rhythmus bei einstelligen Marktanteilen herum.

Am stärksten war das ZDF in der abgelaufenen Saison übrigens im traditionell sehr starken Januar. Neben dem Wintersport sorgte da auch die Handball-WM für richtig gute Zuschauerzahlen. Anfang des Jahres sorgte auch der "Bergdoktor" regelmäßig für weit mehr als sechs Millionen Zuschauer am Donnerstagabend, zum Staffelfinale waren sogar mehr als sieben Millionen drin. Darüber hinaus hat das ZDF in dieser TV-Saison die Heimatfarbe im Programm gestärkt. "Team Alpin" und "Gipfelstürmer - Das Berginternat" kommen zwar nicht an die "Bergdoktor"-Quoten heran, die Starts verliefen dennoch vielversprechend. Auch "Tonio & Julia" hat man inzwischen erfolgreich im Programm etabliert und "Lena Lorenz" meldete sich nach eineinhalb Jahren mit glänzenden Quoten zurück.

Mehr als nur ein Krimi-Sender

Sonntags setzt man derweil verstärkt auf Reihen und Schmonzetten, die sich gegen den "Tatort" meist gut schlagen. Montags bemüht man sich, auch fernab des Krimi-Genres zu punkten. Das klappt mal mit anspruchsvollen Verfilmungen wie "Gefangen - Der Fall K.", in der es um die Geschichte von Gustl Mollath ging, oder eher komödiantischen Inhalten wie "Bier Royal". Und dann entert demnächst ja auch noch Florian Silbereisen das "Traumschiff". Das alles zeigt sehr gut, dass das ZDF längst nicht mehr nur im Krimi-Bereich eine große Auswahl anzubieten hat. Zudem fährt man mit ZDFneo eine Doppelstrategie: So war die Verfilmung von "Das Parfum" zunächst beim kleinen Spartensender zu sehen und erst später im Hauptprogramm. Darüber hinaus hat man viele neue Serien bzw. Miniserien in der Pipeline (DWDL.de berichtete).

Aber auch im Krimi-Bereich konnte sich das ZDF auf die alteingesessenen Marken wie "Die Chefin", "SOKO Leipzig" oder auch "Ein Fall für Zwei" verlassen. Probleme gemacht hat am Freitagabend allerdings die dritte Staffel von "Professor T." - etwas unkonventionellerer Krimi-Stoff hatte es beim Publikum also schwer. Wie es mit der Serie mit Matthias Matschke weitergeht, ist derzeit noch unklar. Entscheidungsfreudiger war das ZDF da bei anderen Serien. So hat man mit "Der Kriminalist", "Dr. Klein" und "Die Spezialisten" gleich drei Serien beendet.

Besonders interessant war diese Entscheidung bei "Dr. Klein". Die Serie schlug sich gegen die "Sportschau" im Gegenprogramm stets respektabel. Nun hat das ZDF aber angekündigt, am Samstagvorabend auch mal eine andere Programmfarbe testen zu wollen. Mitte Juli startet dort "Da kommst du nie drauf!". Und damit wären wir schon bei den Shows. Wenn es eine offene Flanke des ZDF gibt, dann sind es eben diese. Kerner performt solide, aber nicht überragend, Steven Gätjen ist inzwischen längst wieder häufig bei ProSieben im Einsatz, die "Versteckte Kamera" geht aufgrund von Erfolglosigkeit nicht weiter, Carmen Nebel befindet sich auf der Zielgeraden und Jan Böhmermann darf allenfalls ausnahmsweise in die Primetime.

Show-Hit dringend gesucht

"Die Suche nach einem neuen Samstagabend-Erfolg ist eine große Herausforderung", sagte ZDF-Showchef Oliver Heidemann zuletzt im DWDL.de-Interview. Der nächste große Hit ist nicht in Sicht. Derzeit sieht es so aus, als würde sich das ZDF mit einzelnen Events, die von Thomas Gottschalk moderiert werden, über die Zeit hangeln. Die "Hitparade"-Jubiläumsshow oder die "68er-Show" waren solche Beispiel, demnächst gibt es auch ein einmaliges "Wetten, dass..?"-Revival und eine 80er-Show mit Gottschalk.

Bei aller Anerkennung für das ZDF,  muss man aber auch die Achillesferse des Senders nennen: Die jungen Zuschauer. Das ZDF-Publikum ist inzwischen nämlich so alt, dass zumindest das lineare Hauptprogramm bei den 14- bis 49-Jährigen kaum noch eine Rolle spielt. Hier lag man in der TV-Saison konstant hinter dem Ersten und in sieben von neun Monaten unter den eigenen Vorjahreswerten. Eines der wenigen Leuchttürme beim jungen Publikum ist die "heute-show". Doch die allein kann es mit den Sport-Übertragungen auch nicht herausreißen. Selbst die hochgelobte "Anstalt" kam beim jungen Publikum auf nur etwas mehr als 6,0 Prozent. Natürlich hat das ZDF eine starke Mediathek und erreicht hier höhere Zugriffszahlen als die anderen Sender - hier mutmaßlich gerade auch Jüngere. Das Hauptprogramm aber bleibt vor allem eine Anlaufstelle für Senioren.