Eigentlich sollten sich in diesen Tagen DFL und Medienunternehmen mit der Ausschreibung der Bundesliga-Rechte ab dem kommenden Jahr beschäftigen. Wegen des Coronavirus hat die DFL die Rechtevergabe allerdings verschoben (DWDL.de berichtete). Mehr noch: Nun muss man sich auch noch einmal mit den Rechten der aktuellen und nächsten Saison beschäftigen - denn offenbar will Discovery aus den Verträgen raus. 

Erst Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass sich die DFL mit den meisten Medienpartnern auf eine Zahlung der noch ausstehenden Bundesliga-Raten verständigt hat - nur mit Discovery/Eurosport wurde man sich nicht einig. Für viele Klubs geht es in der Krise ums Überleben, die Medien-Millionen sind für sie oft die wichtigste Einnahme-Quelle. Nun berichten "Bild" und "Sport Bild", dass sich Discovery weiterhin weigert zu zahlen und sogar über eine außerordentliche Kündigung der Verträge, die sich noch bis zur nächsten Saison erstrecken, nachdenkt. 

Laut "Sport Bild" könnte es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass die Freitagsspiele und vereinzelte Montags- und Sonntagsspiele dann nicht mehr im Fernsehen zu sehen sein könnten. Denn auch wenn Eurosport die Rechte im vergangenen Jahr an DAZN sublizenziert hatte, der eigentliche Lizenznehmer der DFL ist der Streaminganbieter nicht. Und so lange Eurosport bzw. Discovery nicht zahlt, darf auch DAZN keine Spiele übertragen. 


Die "Sport Bild" nennt auch ganz konkrete Summen, um die es geht. So hatte Eurosport die Rechte für ursprünglich 80 Millionen Euro im Jahr erworben - im vergangenen Jahr war noch von 70 Millionen die Rede. Für 40 Millionen hat man die Rechte demnach 2019 an DAZN weiterverkauft. Noch immer zahlt Discovery also einen großen Teil der Kosten. Bei der noch ausstehenden Zahlung für die aktuell unterbrochene Saison geht es für Eurosport laut "Sport Bild" nur noch um rund zehn Millionen Euro. Aber auch das ist offenbar eine Summe, die man nicht mehr aufbringen will. 

Weder DFL, noch Discovery oder DAZN wollen sich zu dem Bericht der "Sport Bild" äußern. Doch die Absicht von Discovery, aus den Verträgen rauszukommen, ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Dadurch wäre der Weg frei für andere Abnehmer. DAZN kann, muss aber nicht zum Zug kommen bei der neuerlichen Vergabe des bestehenden Discovery-Pakets - auch der Streamingdienst leidet bekanntlich in der Coronakrise. Die "Sport Bild" bringt zudem die ARD ins Spiel. Gut möglich aber auch, dass es zu einem langjährigen Rechtsstreit kommt - und gewisse Spiele der Bundesliga deshalb tatsächlich nicht übertragen werden können. Und so sind eigentlich alle Beteiligten an einer schnellen Lösung interessiert: Discovery will die unnötigen Kosten loswerden, DAZN will weiterhin Spiele zeigen und die DFL hofft, auch künftig alle Spiele im TV zeigen zu können - das wäre geldtechnisch gut, aber wohl auch im Sinne aller Fußballfans. 

Dass Discovery die Bundesliga-Verträge nun loswerden will, nachdem man sie 2019 bereits an DAZN sublizenziert hatte, dokumentiert zudem einmal mehr das Scheitern des internationalen Medienunternehmens. Offenbar war es wirtschaftlicher, die Bundesliga-Rechte für die Hälfte des Preises an die Konkurrenz zu verscherbeln und weiterhin einen Großteil der Kosten zu tragen, als selbst weiterhin Kasse damit zu machen. 

Geht die Bundesliga tatsächlich in wenigen Wochen weiter, wird der Großteil der Spiele aber auch weiterhin zu sehen sein - schließlich hält Sky die meisten Rechte. Aber auch hier stellt sich die Frage nach dem "wie?". Der ehemalige Werder-Bremen-Manager Willi Lemke hatte zuletzt eine Übertragung im Free-TV angeregt, was freilich dem Geschäftsmodell von Sky entgegenlaufen würde. Mainz-Vorstand Jan Lehmann hat nun auf einer digitalen Infoveranstaltung für Mitglieder und Fans gesagt, dass Sky ein "attraktives Angebot" plane, er habe mit Vertretern des Senders gesprochen. "Es wird zu sehr vertretbaren Preisen die Möglichkeit geben, die Spiele zu verfolgen". Was das genau bedeutet ist, wie so viel in diesen Tagen, unklar.