Als der britische Privatsender ITV im Februar vergangenen Jahres das Finale der sechsten Staffel von "Love Island" ausstrahlte, war ein Virus namens Corona noch gefühlt ganz weit weg - und angesichts der unverändert hohen Quoten hatten die Verantwortlichen den festen Willen, die Dosis auf zwei Staffeln pro Jahr zu erhöhen. Der weitere Verlauf ist bekannt: Die Pandemie machte ITV einen gehörigen Strich durch die Rechnung und die Fortsetzung lässt noch immer auf sich warten. Inzwischen ist klar: Erst in diesem Sommer soll die Datingshow auf die britischen Bildschirme zurückkehren.

Mit ein wenig Bewunderung dürften die Briten daher zu ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen schielen, die von Montag an schon die zweite Corona-Staffel von "Love Island" an den Start bringen wollen; zu groß war die Versuchung, die Show nach dem Erfolg vom Herbst auch im Frühjahr auszustrahlen. Für RTLzwei und ITV Studios Germany ist es bereits der fünfte Durchgang, allerdings der erste auf Teneriffa. "Auf Mallorca würden wir wahrscheinlich im dicken Pullover rumlaufen", sagt Christiane Ruff, die Geschäftsführerin der Produktionsfirma, die für "Love Island" trotz Corona immerhin ein 80-köpfiges Team auf die Kanaren-Insel einflog.

Christiane Ruff und Shona Fraser © RTL II / Magdalena Possert Christiane Ruff und Shona Fraser
Die liebeshungrigen Kandidatinnen und Kandidaten mussten sich im Vorfeld der Dreharbeiten in Quarantäne begeben, sodass nicht viel schiefgehen kann - so zumindest die Hoffnung der Beteiligten. Dass eine Auslands-Produktion in Zeiten von Corona durchaus herausfordernd ist, wissen Ruff und RTLzwei-Unterhaltungschefin Shona Fraser jedoch spätestens, seit ihre "Love Island"-Moderatorin Jana Ina Zarrella während der letzten Staffel positiv auf Covid-19 getestet wurde. Doch die Freude darüber, ein Format wie dieses überhaupt produzieren zu können, überwiegt - auch, weil man das zunehmend Corona-müde gewordene Publikum mit schönen Menschen und Sonnenschein vom tristen Pandemie-Alltag ablenken will.

"Wir driften nie in den Zynismus ab"

Tatsächlich dürfte so manchem Zuschauer der Humor, den "Love Island" versprüht, gerade recht kommen. "Wir lachen viel, aber driften nie in Zynismus ab", sagt Fraser bei einem digitalen Pressegespräch über das Credo. "Wenn Fernsehen zynisch wird, gibt es einen komischen Nachgeschmack. Und zu diesen Zeiten möchte man keinen Zynismus im Fernsehen sehen. Das hat man im Alltag genug." Überhaupt ist Shona Fraser voll des Lobes über den neuen Kuppel-Cast. Die Jungs, staunt sie, seien so reflektiert. Und Christiane Ruff zeigt sich beeindruckt davon, dass einige von ihnen sich nicht mal mehr die Beine rasieren.

Ohnehin seien die Kandidatinnen und Kandidaten im Laufe der Jahre authentischer und selbstbewusster geworden - und nicht mehr so erwartbar, findet die Produzentin. Zufall ist das nicht, vielmehr ist die Entwicklung vor dem Hintergrund wachsender Konkurrenz zu sehen, schließlich ist "Love Island" längst nicht mehr das einzige Format, das auf Dating vor schöner Kulisse setzt. "Wir versuchen uns klar abzusetzen und Family Entertainment zu bieten", betont Ruff und sagt mit Blick auf den ebenfalls von ihrem Haus produzierten RTL-Dschungel: "Wir wollen Unterhaltungsfernsehen machen, das auch irgendwann im Feuilleton ankommt."

Dass "Love Island" in den nächsten drei Wochen auf den Kulturseiten gewichtiger Tageszeitungen besprochen wird, steht zwar eher nicht zu erwarten, doch im Zweifel dürfte man sich bei RTLzwei auch schlicht mit guten Quoten bei seinem Stammpublikum zufriedengeben. Und gewiss werden auch die Briten wieder genau hinschauen.

"Love Island", Montag um 20:15 Uhr bei RTLzwei, danach täglich - außer samstags - um 22:15 Uhr