Über die Quotenstärke des ZDF ist bereits viel geschrieben worden. Schon seit einigen Jahren ist der öffentlich-rechtliche Sender klarer Marktführer beim Gesamtpublikum und es ist nicht ersichtlich, wer ihm diese Position auf absehbare Zeit streitig machen sollte, zumal sich der Aufwärtstrend in der zurückliegenden Saison noch verstärkt hat. Seit September lag das ZDF in allen neun Monaten über dem jeweiligen Marktanteil des Vorjahresmonats und mit durchschnittlich 14,4 Prozent Marktanteil steuern die Mainzer schon jetzt auf das stärkste Jahr seit 1996 zu - dabei haben Fußball-EM und Olympia noch nicht einmal begonnen.

Seine Stärke bezieht das ZDF zunächst aus der Daytime, die an Werktagen fast keine Schwächen aufweist. Das fängt schon morgens bei „Volle Kanne“ an, geht über „Bares für Rares“ und die „Rosenheim-Cops“ mit jeweils weit mehr als 20 Prozent Marktanteil und endet bei einer starken Krimi- und Nachrichtenschiene am Vorabend. Selbst die „Küchenschlacht“, die noch vor einigen Jahren einstellige Marktanteile erzielte, befindet sich mittlerweile auf Rekordkurs und macht das ZDF inzwischen auch am frühen Nachmittag zum Marktführer. Dazu kommt, dass man abends mit dem „heute-journal“ einen echten Einschaltimpuls setzt, der auch dann funktioniert, wenn’s um 20:15 Uhr mal nicht so gut läuft.

Angesichts dieser Stärke kann sich das ZDF auch mal einen Flop wie „Kanzlei Berger“ erlauben, der weder das Stammpublikum noch die Jüngeren begeisterte. Dabei hat der Sender in der zurückliegenden Saison selbst bei den 14- bis 49-Jährigen wieder vermehrt Erfolge feiern können - und zeitweise auch Sat.1 und Vox hinter sich gelassen. Das hängt etwa mit dem noch immer starken „XY“ zusammen, vor allem mit einem Wachstum am späten Abend: Hier hat sich Markus Lanz in der Corona-Krise mittlerweile zum Quoten-König getalkt. Durchschnittlich mehr als zwei Millionen Zuschauer verfolgten 2021 seine Sendung bislang und beim jungen Publikum sind inzwischen regelmäßig zweistellige Marktanteile drin.

Zudem strafte das ZDF in der zurückliegenden Saison all jene Kritiker Lügen, die behaupteten, dass es in einem linearen öffentlich-rechtlichen Programm nicht mehr gelingen kann, eine Jugendinsel zu etablieren. Stattdessen buhlt das ZDF mit der „heute-show“ freitags fast immer um den Tagessieg bei den 14- bis 49-Jährigen mit und Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ hat den Erfolg noch um eine halbe Stunde verlängert. Dieses Satire-Doppel ist gewiss der mit Abstand größte Coup von Programmdirektor Norbert Himmler - zumal beide Formate auch in der Mediathek regelmäßig Spitzenzahlen einfahren.

Serien-Stangenware schlägt das Besondere

Viele Serien, die abseits der üblichen Stangenware produziert wurden, stießen im linearen Programm hingegen gerade auch beim jüngeren Publikum hingegen häufig auf geringes Interesse, wurden allerdings oftmals auch nicht allzu prominent programmiert. Da wäre „Bodyguard“ ebenso zu nennen wie „Die purpurnen Flüsse“, „Shadowplay“ oder „Trackers“, aber auch „Tod von Freunden“ mit Jan Josef Liefers oder die zweite Staffel von „Das Boot“, die Ende vergangenen Jahres im wahrsten Sinne des Wortes baden ging. Klar ist aber auch: Das ZDF hat hier schon längst stärker das Abschneiden in der Mediathek im Kopf als die TV-Quote. Vergleichsweise unspektakulär performte unterdessen der Neustart „Fritzie - Der Himmel muss warten“. Auch „Doktor Ballouz“ mangelte es an jüngeren Zuschauern, mit insgesamt bis zu fünf Millionen Zuschauern kann man in Mainz aber freilich zufrieden sein.

Ohnehin lief die erfolgreichste Serie des Landes im ZDF - und feierte auch bei den 14- bis 49-Jährigen Rekorde: Die Rede ist vom „Bergdoktor“, der zu Jahresbeginn im Staffelschnitt erstmals mehr als sieben Millionen Zuschauer verzeichnete und damit auf einem Niveau unterwegs war, das man sonst allenfalls von Krimis kennt. Ohnehin blieb sich das ZDF in der zurückliegenden Saison treu und feierte mit seinen Krimis riesige Erfolge. Ob als Einzelstück, Reihe oder Serie: Wann immer es im Sender einen Mordfall zu lösen gibt, schalten die Zuschauer in Scharen ein. Das gilt im Übrigen auch für die „SOKO“-Schiene, die am Vorabend weiter so stark ist, dass es sich das ZDF sogar erlauben kann, den Dauerbrenner aus München mit seinen vier Millionen Zuschauern zu beenden. 

Was dem ZDF ein Stück weit fehlte, waren die großen Mehrteiler, auch wenn man mit der neuen „Ku’damm“-Staffel erneut einen schönen Erfolg feierte. Hier ließ man sich ein Stück weit von der ARD den Rang ablaufen - und ein wenig wirkt es, als warte man in Mainz sehnsüchtig auf die Verfilmung von „Der Schwarm“. Und auch im Show-Bereich besteht noch Luft nach oben. Hier darf man mit Blick auf die nächste Saison gespannt sein, was das ZDF nach dem Ende der Carmen-Nebel-Show mit Giovanni Zarrella auf die Beine stellen wird. Sicher ist schon jetzt: Die Marktführerschaft wird den Mainzern so schnell niemand streitig machen.

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