Es ist die letzte ganz große Sportrechtebieterschlacht für die nächsten Monate. Am Donnerstag – und gegebenenfalls auch noch an den Tagen danach – sind TV-Anstalten oder Streaming-Plattformen aufgerufen, ihre Angebote für den kommenden Rechtezyklus (2022 bis 2026) des DFB-Pokals abzugeben. Die DFB GmbH hat dafür mehrere TV-Pakete geschnürt, die insbesondere den Wettbewerb unter den Bietenden anheizen sollen. Vergeben werden die Rechte diesmal nicht für drei, sondern gleich für vier Jahre, was nicht zuletzt den Vorteil hat, dass dann 2024 die nächste Ausschreibung nicht in zeitlicher Nähe mit den Bundesliga-Rechten stattfindet, sondern eben einige Monate später.



Holger Blask, Geschäftsführer der DFB GmbH, sagte schon bei der Präsentation der Ausschreibungsmodalitäten: "Nach einer umfangreichen Marktsondierung haben wir klar strukturierte und attraktive Rechtepakete entwickelt, die die Interessen der unterschiedlichen Marktteilnehmer widerspiegeln und die erfolgreichen Erwerber in die Lage versetzen sollen, moderne und nutzerfreundliche lineare und non-lineare Medienangebote im Interesse der Fans zu erstellen." Blask war Anfang 2020 von der Deutschen Fußball Liga (DFL) zum DFB gewechselt und kennt sich mit Ausschreibungen bestens aus. 

Besonders im Fokus stehen bei der Ausschreibung drei Pakete: A, B und C. Sie ermöglichen die Live-Übertragungen der insgesamt 63 Spiele des Pokals pro Saison. Aktuell sind hier drei Sender am Zug. Zum einen Pay-TV-Sender Sky, der alles live, einzeln oder in Konferenz zeigt. Zum anderen zwei Free-TV-Sender. Nämlich der langjährige Pokal-Partner ARD mit neun Matches und zusätzlich seit dieser Rechteperiode Sport1, das vier Spiele pro Jahr senden darf.

Je nach Verhalten der Bietenden könnte es vom DFB-Pokal ab Sommer 2022 nun noch mehr Spiele im frei empfangbaren Fernsehen geben oder aber deutlich weniger. Das liegt vor allem an den Paketen A und B. Beide zusammen umfassen die 15 großen Topspiele des Pokals. Diese sind quasi das Filetstück der Ausschreibung. Paket A besteht also aus acht solchen Matches in den Spielzeiten 22/23 und 24/25, sowie sieben Stück in den beiden anderen Spielzeiten – bei Paket B ist es andersherum. Anders als bisher ist es aber nun möglich, dass diese Pakete auch von einem Pay-TV-Anbieter erworben werden. Passiert das, greift einzig und allein die im Medienstaatsvertrag verankerte Sonderregelung, dass mindestens vier Partien des Pokals frei empfangbar sein müssen. Nämlich ein Spiel aus der ersten Runde sowie die Halbfinals und das Finale. Erwirbt ein Free-TV-Sender die Pakete A und B, umfasst Paket C alle Spiele für das Pay-TV. Schlägt ein Pay-TV-Sender bei A und/oder B zu, fehlen genau diese Matches in Paket C.

Sky ist unter Druck

Je nach Ausgang des Bieterverfahrens laufen also bis zu 59 Matches exklusiv hinter der Bezahlschranke. Das ruft Sky auf den Plan. Der paneuropäische Pay-TV-Sender trat zuletzt bei den Rechtekosten ziemlich auf die Bremse. Im Dezember 2019 wurde er im Wettrennen um die Rechte an der UEFA Champions League von Amazon und DAZN überholt, dort läuft der Wettbewerb in den kommenden drei Jahren. In der Bundesliga muss Sky fortan auf die Sonntagsspiele verzichten – zusätzlich zu den Freitagsmatches, die schon seit vier Jahren nicht mehr über ein Sky Bundesliga-Abo zu bekommen sind. Ein weiterer Rückschlag bei Fußballrechten könnte das Fass beim Fan zum Überlaufen bringen.

Auf einem anderen Blatt steht derweil, wie viel Sinn der Pokal für andere Pay-Anbieter macht. Amazon und DAZN haben mit hinzugewonnenen Champions-League- und/oder Bundesliga-Spielen erst einmal ihre Hausaufgaben zu machen. MagentaTV könnte dank der erfolgreichen EM in den zurückliegenden Wochen zwar auf den Geschmack gekommen sein, schauten doch nach AGF-Messung teils mehr als eine halbe Million Menschen die Spiele, der Konzern verhielt sich aber schon vor einem Jahr bei der Bundesligavergabe eher unauffällig. Während der Pokal also für DAZN, Amazon und Magenta ein nettes Zubrot ist, gilt er für Sky als Muss.

Wie letztlich der TV-Fahrplan im Pokal künftig aussieht, hängt nicht zuletzt auch von den Geldbörsen der Free-TV-Sender ab. Jüngst hatten vor allem die Mediengruppe RTL Deutschland und Seven.One ins runde Leder investiert. RTL, Nitro und TVNow etwa bei der Europa League, Seven.One bei einem neun Spiele umfassenden Bundesliga-Live-Paket. Dass die Bundesliga zu Sat.1 zurückkehrt, bekommt das ZDF zu spüren, das das Paket bis dato besaß. Umso größer könnte auf dem Lerchenberg also das Interesse am Pokal sein. Das weiß auch der DFB, der voll darauf setzt, dass sich Free-TV-Sender und Pay-Riesen duellieren und so die Preise nach oben treiben. Derzeit nimmt der DFB über die Fernsehgelder beim Pokal geschätzt um die 55 Millionen Euro pro Saison ein. Verglichen mit der angeblich bald 300 Millionen Euro pro Jahr einspielenden Champions League eher wenig.

Zweite Bieterrunde möglich

Um sicherzustellen, dass die Pakete nicht unter Wert verkauft werden, hat der DFB vorab sogenannte Mindestvergabepreise bei einem Notar hinterlegt. Werden diese nicht erreicht, bleibt das Paket am Donnerstag unverkauft, dann steht für den Freitag eine zweite Bieterrunde an. Ab kommenden Montag geht es schließlich noch um die weiteren Fernsehpakete, die längere oder kürzere Highlight-Berichterstattung ermöglichen. Das ist etwa das Paket D, das Sendern bis zu zwölfminütige Zusammenfassungen im Free-TV ermöglicht, Paket F mit non-linearen Cliprechten oder ein Paket für DOOH-Nutzung, also Außenwerbung.

Klar ist aktuell nur eines: Die erste DFB-Pokalrunde, so etwas wie die fünfte Jahreszeit für Fußballromantiker mit gleich 32 Spielen an vier Tagen, wird etwas verschlankt. Ab 2022 findet am DFB-Pokalwochenende nämlich fix der DFL-Supercup statt. Die beiden dort antretenden Vereine spielen ihre erste Pokalrunde ab 2022 erst einige Wochen später, als großes Primetime-Top-Spiel. 

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