Charly Classen © Sky Charly Classen
Charly Classen sitzt derzeit in London. Dort ist sportlich einiges geboten. Nach den Wimbledon-Finals am Wochenende und dem EM-Endspiel am Sonntag finden derzeit im nicht weit entfernten Kent auch noch "The Open" (Golf) statt, zudem ist Großbritannien am Wochenende Gastgeber bei einem weiteren Formel1-Rennen. Von London aus also sprach der seit einigen Monaten für den Sport bei Sky in Deutschland verantwortliche ehemalige ESPN-Manager am Donnerstag über die Bundesliga. Jene Liga also, die nach seinen Aussagen einen "riesigen Stellenwert" im Unternehmen Sky Deutschland genieße. 4,7 Millionen Zuschauer wären es vergangene Saison über die verschiedenen Slots verteilt gewesen, die dabei waren. Reichweitenzuwächse gingen Classen spielend über die Lippen, etwa die +17 Prozent beim Samstagstopspiel.

Letztlich aber ging es für ihn doch rauf auf's glatte Eis. Was seit einem Jahr bekannt ist, wird nun spürbar. Nach dem Verlust der Freitagsspiele der ersten Liga werden Fußballfans im August merken, dass Sky nun auch rund 70 Partien am Sonntag abhanden gekommen sind. Darunter ist jeweils das zweitbeste Spiel eines Spieltags, das sich Konkurrent DAZN greifen darf. Da scheint Angriff die beste Verteidigung zu sein. "Ich freue mich sehr auf den Sonntag", stellte Classen als steile These auf. Nationalen Live-Fußball gibt es dann bei Sky ab 13:30 Uhr mit der zweiten Liga, nach halb vier aber nicht mehr. Üppiger Personalaufwand und frische Ideen sollen Abhilfe verschaffen.

Hier kommt dann Erik Meijer ins Spiel, der sympathische Holländer, der seit knapp zehn Jahren in der (künftig ebenfalls nicht mehr auf Sky laufenden) Champions League am Taktik-Screen verschiedene Szenen präsentierte und obendrein auch die Bundesliga als Experte begleitete. Sein "100% Meijer" wird nun zur eigenen Marke und als halbstündiges Format innerhalb einer fast vierstündigen Sonntags-Studiosendung ausgebaut.

Rund vier Stunden Show am Sonntagnachmittag

"Dein Fußball-Sonntag – Die Bundesliga-Show" startet fortan unmittelbar nach den Zweitliga-Highlights sonntags um 16:30 Uhr, also parallel zur zweiten Halbzeit des frühen Livespiels, das von DAZN übertragen wird. Die von einem Duo präsentierte Sendung (Michael Leopold und Nele Schenker im Wechsel mit Britta Hofmann und Yannick Erkenbrecher) ist das Gefäß für zahlreiche weitere Unterformate, zu denen etwa ab 16:45 Uhr die Erik-Meijer-Show gehört. Ebenfalls inkludiert darin sind direkt nach dem Abpfiff der Livespiele "XXL-Highlights" mit einer Länge von zwölf Minuten, ein Zweitligarückblick um 18 Uhr oder eine "Klartext"-Sendung mit Didi Hamann oder Lothar Matthäus um 19 Uhr. Die beiden Experten sollen jeweils Sonntagmittag um halb zwölf Uhr auch weiter Teil des Talks "Sky 90" bleiben.

Auf ein ähnliches Rezept setzt Sky auch am Freitagabend. Hier findet sich nach der zweiten Liga das zuletzt sonntags eingesetzte Personality-Format "Meine Geschichte" um 21 Uhr wieder, ab 21:30 Uhr läuft dann der "Dein Verein"-Nachfolger "Bundesliga – Deine Vorschau" mit Expertisen von Mirko Slomka, ehe es nach dem von DAZN übertragenen Freitags-Livespiel der ersten Liga auf Sky wieder umfassende Zusammenfassungen gibt. 

21:30 Uhr wird nämlich in der neuen Bundesliga-Woche bei Sky Bundesliga eine wichtige Uhrzeit. Da Sky  werktags ebenfalls Live-Fußball aus der Königsklasse abhanden gekommen ist, laufen von Montag bis Mittwoch halbstündige Ausgaben von "Bundesliga – Dein Update" sowie donnerstags "2. Bundesliga – Deine Vorschau". Sky setzt eigenen Angaben zufolge in beiden Sendungen auf frischen Content.

Wolff-Christoph Fuss © Sky Deutschland/Firo Wolff Fuss
Reporter Wolff Fuss, der für neun Spiele pro Saison zu Sat.1 wechselt, bleibt Sky derweil bekanntermaßen parallel erhalten und wird noch prominenter eingesetzt. Vielleicht nicht ganz nach dem Geschmack manch anderer Kollegen, hat Fuss nun die Topspiel-Garantie. Er wird sich in der kommenden Spielzeit von allen Samstag-18:30-Uhr-Spielen melden und somit ein Team bilden mit dem moderierenden Duo Sebastian Hellmann und Lothar Matthäus. Weitere Top-Stimmen, etwa Kai Dittmann und Martin Groß, werden also fortan nachmittags eingesetzt. Etwas mehr Mühe will man sich ganz offenbar auch wieder mit den Konferenzen der zweiten Liga geben. Zuletzt hatte sich der Sender dabei eigene Kommentatoren gespart, was auf eher weniger Gegenliebe stieß, zumal das Hin- und Herschalten zu den Einzelspielreportern bis zuletzt holprig lief. Jedes Spiel für die Konferenz zusätzlich zu besetzen, spart sich der Pay-TV-Anbieter zwar auch fortan. Immerhin aber wird es künftig für die Zweitliga-Konferenzen einen eigenen Kommentator geben, der alle Spiele gemeinsam mit einem Co-Kommentator begleitet.

Die Topspiele am Samstagabend (Anpfiff um halb neun), die auch parallel im Free-TV bei Sport1 beheimatet sind, lässt Sky weiterhin von seinem Duo Stefan Hempel und Torsten Mattuschka begleiten. Anders als in der zurückliegenden Corona-Saison soll sich das Duo aber wenn möglich aus dem Stadion melden. Angesichts etlicher Derbys im Unterhaus der Bundesliga versprühten beide am Donnerstag bei einem Pressetalk schon Vorfreude.

Der neue Fußballfahrplan

  • Freitag 18:30 Uhr: Zweite Liga (Sky)

  • Freitag, 20:30 Uhr: Bundesliga (DAZN, nach Abpfiff Highlights Sky)

  • Samstag, 13:30 Uhr: Zweite Liga (Sky)

  • Samstag, 15:30 Uhr: Bundesliga (Sky, nach Abpfiff Highlights bei Sky und DAZN)

  • Samstag, 18.30 Uhr: Bundesliga-Topspiel (Sky, nach Abpfiff Highlights bei DAZN)

  • Samstag, 20.30 Uhr: Zweitliga-Topspiel (Sport1, Sky)

  • Sonntag, 13.30 Uhr: Zweite Liga (Sky)

  • Sonntag, 15.30/17.30/teilw. 19.30 Uhr: Bundesliga (DAZN, Highlights nach Abpfiff bei Sky)

  • Dienstag, 18.45 und 21 Uhr: Champions League (Topspiel Amazon/weitere Spiele DAZN)

  • Mittwoch, 18.45 und 21 Uhr: Champions League (DAZN)

  • Donnerstag, 18.45 und 21 Uhr: Europa League und Europa Conference League (TV Now/RTL/Nitro)

Mit Blick auf das komplette Bundesligawochenende laufen insgesamt 83 Prozent der Spiele bei Sky, 17 Prozent auf DAZN. Die internationalen Club-Wettbewerbe von Dienstag bis Donnerstag verteilen sich zudem noch auf Amazon, DAZN und die Mediengruppe RTL. "Dazu gibt es noch Podcasts und die Berichte der schreibenden Kollegen," sagte Classen. Das sei mitunter recht unübersichtlich für Nutzerinnen und Nutzer, weshalb sich Sky nun mehr denn je als "Wegweiser" im Rechtedschungel sieht und den Kunden eine Vereinfachung bieten möchte. Was Sky nicht selbst erworben hat, wird nun über Apps auf der SkyQ-Plattform angeboten. Das kommende Woche wieder als Anreiz zum Abo-Erwerb hinter die Bezahlschranke wechselnde Sky Sport News soll künftig gerade am Wochenende als zentraler Wegweiser agieren und stärker bisher darauf hinweisen, wo welcher Sport gerade läuft – ganz offenbar wirklich senderübergreifend. Classen nannte etwa auch Hinweise auf ARD-Übertragungen im Biathlon als Beispiel. Über Sky komme man also an die besten Events heran, ob direkt bei Sky Sport oder über die Partneranbieter, erklärte er.

Auf DWDL.de-Nachfrage, ob angesichts frei werdender Finanzmittel im Sportbereich denn in absehbarer Zeit noch mit einem Rechtezuverkauf zu rechnen sei, gab sich der TV-Manager jedoch zugeknöpft. "Wir sagen nix vorher", meinte Classen, nicht aber ohne darauf zu verweisen, dass man jüngst mit der Diamond League (Leichtathletik) und der Frauen-Rennserie W-Series schon "breiter" geworden sei. Verraten hat er lediglich, dass er ab Montag wieder vor Ort in Deutschland ist. Ob er direkt etwas mitbringt, ist quasi eine Überraschung.