Wie schwer es ist, eine neue Erfolgs-Formel für den Nachmittag zu finden, musste Christine Strobl gerade erst wieder feststellen. Ihr jüngster Versuch, mit einer günstiger herzustellenden Dokusoap eine Alternative zu den in die Jahre gekommenen Telenovelas zu finden, scheiterte einmal mehr - diesmal mit den "Haustierprofis", auch wenn das Format zumindest auf dem Papier einige Dinge berücksichtigte, die nötig sind, um in der Daytime beim Publikum zu punkten.

Die Langsamkeit etwa, in der die "Haustierprofis" erzählt wurden, verbunden mit einem gemütlichen Moderator und alten Gemäuern, die als Location dienten, prägten die dreiwöchige Test-Phase und erinnerten unweigerlich ein Stück weit an "Bares für Rares", jenen ZDF-Hit, der in wenigen Wochen sein zehnjähriges Jubiläum feiern wird und seit jeher mit einer bemerkenswerten Betulichkeit daherkommt, die im Nachmittagsprogramm ihresgleichen sucht.

Bemerkenswert sind auch die Quoten, denn von Ermüdungserscheinungen ist weiterhin nichts spüren. Im Gegenteil: Noch immer fährt "Bares für Rares" Tag für Tag verlässlich Marktanteile von mehr als 20 Prozent beim Gesamtpublikum ein und bildet zusammen mit der "Küchenschlacht" und den "Rosenheim-Cops" ein unschlagbares Daytime-Trio, um das sich die ZDF-Verantwortlichen um die neue Programmdirektorin Nadine Bilke auf absehbare Zeit wohl kaum Sorgen machen müssen.

Dass die von Warner Bros. produzierte Trödelshow zunehmend auch den Geschmack der Jüngeren trifft, ist dabei eine erstaunliche Randnotiz. Tatsächlich schickt sich "Bares für Rares" inzwischen an, selbst bei den 14- bis 49-Jährigen um die Marktführerschaft zu kämpfen. Erst vor einer Woche verzeichnete das Format wieder einmal mehr als zwölf Prozent Marktanteil und im Jahresschnitt sind es immerhin fast neun Prozent.

Marktanteil-Langzeittrend: Bares für Rares

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Quelle: DWDL.de-Recherche
dwdl.de/zahlenzentrale
ab 3 Jahren
14-49 Jahre

Seit April nimmt "Bares für Rares" gar Kurs auf die Zehn-Prozent-Marke, die sowohl im Mai als auch im Juni auf Monatsbasis geknackt werden konnte - stärker lief es für die Show zuletzt vor rund sechs Jahren. Und die Konkurrenz? Sicher, "Barbara Salesch - Das Strafgericht" verbuchte am Montag mit fast 19 Prozent Marktanteil einen überraschenden Rekord, liegt im Jahresschnitt mit etwas weniger als neun Prozent aber nur hauchdünn vor "Bares für Rares", während "Shopping Queen" bei Vox schon von Horst Lichter überholt wurde.

Tatsächlich fehlt es dem Nachmittagsprogramm in der klassischen Zielgruppe derzeit an einem Überflieger. Während sich Sat.1 angesichts anhaltender Schwierigkeiten mit "Volles Haus!" vorerst als ernthafter Gegner aus dem Rennen um die Daytime-Krone verabschiedet hat, haben selbst die US-Sitcoms bei ProSieben Federn gelassen. "Modern Family" schafft oft nicht mal vier Prozent; einzig "The Big Bang Theory" bringt noch dauerhafte Verlässlichkeit.

Gut möglich also, dass der ZDF-Dauerbrenner "Bares für Rares" im Jubiläumsjahr von Show und Sender das noch vor Kurzem Undenkbare schaffen könnte: Die Marktführerschaft bei Jung und Alt am Nachmittag.

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