51 – 1 – 10 – 4. Das sind die Koordinaten der am Freitag startenden Fußball-Europameisterschaft. 51 Spiele werden nun binnen einem Monat ausgetragen. Los geht es am Freitagabend im Münchner Fußball Stadion mit der Eröffnungspartie zwischen Deutschland und Schottland. Genau einen Monat später steigt das große Finale, das in Berlin ausgetragen wird. Insgesamt finden die EM-Spiele 2024 in zehn deutschen Stadien statt. Neben München und Berlin sind auch Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Hamburg, Leipzig und Stuttgart Austragungsorte von Matches des Turniers.



Im deutschen Fernsehen halten vier Anbieter Live-Rechte am Turnier. Bei fast allen Spielen hat das Publikum theoretisch die Wahl zwischen zwei Übertragungen. Denn 46 Spiele laufen im klassischen Free-TV, alle 51 Matches überträgt das Fernsehangebot der Deutschen Telekom, das auf den Namen Magenta TV hört.

Euro 2024: Zwei deutsche Regisseure sitzen am Steuer

Die Fuball-Europameisterschaft will der Verband UEFA natürlich angemessen in Szene gesetzt sehen. Daher hat die UEFA sechs besonders erfahrene Live-Regisseure beauftragt, die Spiele in Szene zu setzen. Darunter sind auch zwei Deutsche, nämlich Knut Fleischmann und Sebastian von Freyberg. Mit Laurent Lachand und François Lanaud kommen zudem zwei Franzosen hinzu, auch Oscar Lago aus Spanien und Jamie Oakford aus dem Vereinigten Königreich werden bei verschiedenen Spielen die Herren der Bilder sein.

Alle Spiele werden von schier rekordverdächtigen 46 Kameras eingefangen. Zum Vergleich: Bei Bundesliga-Topspielen sind an die 30 Kameras üblich. Insgesamt sollen acht Super-Slow-Motion-Kameras jede Bewegung auf und um das Spielfeld für Wiederholungen einfangen. Vier High-Speed-Kameras sind ebenso im Einsatz wie die bestens bekannte Spider Cam, die an Seilen über den Rasen fliegt. Acht handgeführte Kameras werden eingesetzt, um etwa die Ankunft der Teams im Stadion abzubilden.

Beim Finale wird Platz sein für bis zu 150 Kommentatoren-Plätze im Stadion, auf dem Spielfeld gibt es darüber hinaus 14 Positionen für Rahmenberichte vor und nach dem Spiel. Es ist ein enormer organisatorischer Aufwand, den der Verband zusammen mit den vielen übertragenden Sendern betreibt.

Euro 2024: Wo spielt Deutschland?

In Deutschland ist klar geregelt, dass EM-Spiele der deutschen Nationalmannschaft im Ersten oder Zweiten laufen müssen. Das Auftaktspiel wird das ZDF übertragen. Die Partie gegen Ungarn am kommenden Mittwoch (Anstoß 18 Uhr) läuft dann im Ersten. Die ARD ist auch am Sonntag, 23. Juni an der Reihe, wenn Deutschland das letzte Gruppenspiel gegen die Schweiz bestreitet. Geht man davon aus, dass Deutschland seine Gruppe A als Erster oder Zweiter beendet, würde die Nagelsmann-Elf das Achtelfinale am letzten Juni-Samstag bestreiten. Das Vorwahlrecht hat im Achtelfinale das ZDF, also ist davon auszugehen, dass Manuel Neuer und Co. im Zweiten übertragen werden. Ein Wochenende später, entweder Freitag oder Samstag, steigen die Viertelfinals – Deutschland wäre in dieser Turnierphase wieder im Ersten beheimatet. Ein deutsches Halbfinale liefe im ZDF, das Finale wird am 14. Juli vom Ersten übertragen. Alle Spiele zeigt MagentaTV.

Die Telekom ist bei der EM eine Partnerschaft mit RTL eingegangen. So kommen die Rahmenprogramme unter anderem aus einem RTL-Studio, jenem, das seit 2023 auch für die NFL-Übertragungen genutzt wird. Zwölf Spiele überträgt RTL parallel zu Magenta TV, Noch stehen nicht alle dieser zwölf Matches fest. Bei den schon gewählten RTL-Spielen handelt es sich großteils um 15-Uhr-Partien. Mit dabei ist auch ein 18-Uhr-Spiel am kommenden Dienstag, dann stehen sich Georgien und die Türkei gegenüber.

Keine Live-Rechte hält die Seven.One-Gruppe, die von der EM in ihren "Newstime"-Nachrichten berichten will – und auch Sky zeigt in Deutschland nichts live. Rund um die Spiele berichtet der Pay-Anbieter aber ausführlich, unter anderem mit ausgeweiteten Sendezeiten auf Sky Sport News. Zählt man englische, österreichische und italienische Reporter mit, dann berichten 46 Personen der Sky-Gruppe aus Deutschland vor Ort.

Die deutschen Stimmen und Köpfe der EM-Sender

Oliver Schmidt, Claudia Neumann und Martin Schneider kommentieren die ZDF-Spiele, Christina Graf, Tom Bartels und Gerd Gottlob sind im Ersten während der 90-Minuten zu hören. Magenta TV setzt auf einen größeren Pool: Christian Straßburger, Christina Rann, Jonas Friedrich, Jan Platte, Markus Höhner und Benni Zander wechseln sich hier mit Wolff Fuss und Marco Hagemann ab. Fuss kommentiert fix alle deutschen Spiele, zudem ist er im Wechsel mit Hagemann bei allen RTL-Spielen zu hören.

Die von den Sendern eingesetzte Experten-Riege kann sich ebenfalls sehen lassen. Das ZDF setzt abermals auf die bewährten Dienste der Fußballer Per Mertesacker und Christoph Kramer. Sie werden unterstützt von Schiedsrichter-Experte Manuel Gräfe. Mit dabei sind aber auch Spielerin Laura Freigang, Ex-Spielerin Trainerin Friederike Kromp und Trainerin Friederike Kromp. Im Ersten sollen Bastian Schweinsteiger, Thomas Hitzlsperger, Almuth Schult und Thomas Broich analysieren. Bibiana Steinhaus-Webb und Lutz Wagner beurteilen die Schiedsrichter.

MagentaTV setzt bei den größten Spielen auf Ex-Kapitän Michael Ballack, Shkodran Mustafi und Owen Hargreaves sind ebenso im Einsatz wie Tabea Kemme, Robin Gosens und Tim Borowski. Bei vereinzelten Spielen, insbesondere bei RTL-Übertragungen, arbeitet auch Lothar Matthäus vor der Kamera mit. Durch die Sendungen führen werden Alexander Bommes und Esther Sedlaczek im Ersten, Jochen Breyer und Katrin Müller-Hohenstein im Zweiten sowie Johannes B. Kerner, Laura Wontorra und Sascha Bandermann bei MagentaTV/RTL.

Das Spiel dauert länger als 90 Minuten

Überzeugen wollen die Sender redaktionell auch abseits der 90 Minuten. So hat die Telekom eine neue Late-Night-Show mit Fahri Yardim und Jonas Hector in Aussicht gestellt. Das Erste setzt auf das aus Bochum kommende "Sportschau EM-Kneipenquiz" mit Stephanie Müller-Spirra und Malte Völz. Streamer DAZN bietet neben Highlight-Clips auch ein fünfteiliges Format namens "Welcome Europe": Sie soll prall gefüllt sein mit tiefgehenden Analysen, aufklärenden Hintergrundberichten und Reportagen über Europas Fans. Moderiert wird die Show von Daniel Herzog. Lena Cassel wird als Fankultur-Reporterin in Deutschland unterwegs sein. Als Gäste werden Jürgen Klinsmann, Vincenzo Grifo, Laura Wontorra, Linda Dallmann und Sami Khedira dabei sein. Das Format gibt es immer freitags.

RTL begleitet die EM nicht nur nachts in täglichen "Nachtjournal"-Sendungen, sondern immer auch um 20:15 Uhr. Und auf das am Samstag startende "RTL EM-Studio" wird auch die Branche ganz bestimmt schauen. Die vom Wechsel von Elton und Jan Köppen mit Thomas Helmer und Stefan Effenberg präsentierte Sendung ist die erste Produktion, die von der Firma Raab Entertainment kommt. Hinter dieser stehen Stefan Raab und Ex-Sat.1/ProSieben-Chef Daniel Rosemann. Gedacht wurde in Köln auch an die kleinen Fans. So wird es bei Toggo verschiedene Inhalte zur EM geben, etwa eine kindergerechte Aufbereitung von EM-Highlights.

Und dann geht es auch abseits des Platzes für die Branche um etwas. Eine weitere Aufhellung der wirtschaftlichen Stimmung, angetrieben von höherem Konsum bei anhaltender EM-Euphorie. Eine solche Aufhellung würde in der kompletten Branche noch viele Monate nachhallen. Sie wäre quasi der EM-Titel der Wirtschaft.