Neben der mühsamen Aufgabe zwischen den Gängen des Gala-Dinners die Aufmerksamkeit des Publikums wieder auf die Bühne zu richten, durfte Oliver Welke bei den Feierlichkeiten zu 25 Jahre Medienforum NRW in Köln auch einen Blick zurück auf das Fernsehen zur Zeit des ersten Medienforums werfen. Damit er sich wie zuhause fühlte, wurde noch schnell ein Schreibtisch auf die Bühne geschoben. DWDL.de dokumentiert Auszüge seines "heute show"-artigen Vortrages, der auch so manchen Videoclip aus frühen Zeiten des Privatfernsehens enthielt. Die fehlen natürlich, aber anbei die zitierfähigen Auszüge seines Vortrages:
"Vor 25 Jahren - da gab es noch einen Sendeschluss und ein durchschnittlicher deutscher Haushalt konnte neun Sender empfangen. Ich habe vor kurzem versucht das meinen Söhnen zu erklären - die haben mich darauf hin angeschaut als hätte ich eine seltene, eklige Krankheit. Wir hatten halt nichts damals."
"Heute sind es 240 Sender, darunter Sender mit großartigen Namen wie Gute Laune TV. Früher hieß das WDR. Das war jetzt aber keine aktuelle Zensur-Anspielung, nur damit sie mich nicht falsch verstehen."
"Die durchschnittliche Sehdauer lag 1989 noch bei bei armseligen 145 Minuten pro Tag. Sie erinnern sich sicher, da gab es immer wieder frustrierende fernsehlose Löcher im Tagesablauf. Momente, in denen man sich vor lauter Langeweile verzweifelt schon wieder mit dem eigenen Ehepartner unterhalten hat. Heute sind wir bei stolzen 222 Minuten."
"1989 war das Internet noch richtig virtuell. Also mit anderen Worten: Da war es noch gar nicht richtig da"
"Vor 25 Jahren, und auch das kann man unseren Kindern kaum erklären, waren wir tatsächlich mit einem einzigen Bildschirm glücklich. Und auf dem sind dann Menschen mit Hormon-Überschuss im "Herzblatt"-Hubschrauber über den Westerwald gebrettert und Physik war noch Primetime-tauglich. Stichwort: 'Knoff-Hoff-Show'."
"Was war damals der Quoten-Garant bei öffentlich-rechtlich wie privat? Genau, Volksmusik. Wir verdrängen das, aber die lief bis in die frühen 90er wirklich auf allen Kanälen in der Primetime. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und Sie als Tätergeneration fragen: 'Wie konnten sie das zulassen? Warum haben Sie damals nichts getan?' In diesen Tagen gab es, ernsthaft, einen Bieterwettstreit zwischen ZDF, RTL und Sat.1 um Marianne und Michael. Ich wiederhole: Um Marianne und Michael."
"RTL hat damals die Bundesliga gezeigt - moderiert vom Kollegen Ulli Potofski, wo selbst die Spieler von Hansa Rostock gesagt haben: Da müsste man mal was mit seiner Frisur machen."
"Ab 1992 war die Bundesliga dann bekanntlich bei Sat.1. "ran" war für "Sportschau"-Puristen natürlich ein Schock. Zum einen wegen der Jacken von Reinhold Beckmann, zum anderen weil wir angeblich zu showig waren. Tatsächlich hat Sat.1, das war damals neu, Bundesligapartien mit mehr als zwei Kameras übertragen. Das war damals neu. Und wir haben - das gebe ich zu - bei unseren Gewinnspielfragen vom Schwierigkeitsgrad her niemanden auszuschließen."
"Direkt im Anschluss liefen in dieser Zeit samstags bei Sat.1 diese Eigenproduktionen mit den Schockertiteln. Ich durfte einmal im Schlussapplaus von "ran" die historischen Worte sprechen: 'Das war's bei uns. Jetzt viel Spaß bei 'Schwanger zum Sex gezwungen''"
Ansonsten, so Welke am Mittwochabend zusammenfassend, "gab es vor 25 Jahren - und da werden Sie mir zustimmen - viel zu wenig Talkshows im Fernsehen."