Denkt man an den Stellenwert des Medienstandorts Nordrhein-Westfalen, dann kommen vielen ohne Zweifel zunächst zwei Fernsehsender in den Sinn: RTL und der WDR sind unweigerlich mit Köln verbunden - wo auch immer man sich in Köln bewegt, kommt man kaum an ihnen vorbei. Das ist vielleicht ein kleiner, aber nicht ganz unbedeutender Unterschied zu München: Die Zahl der in der bayerischen Metropole angesiedelten Fernsehstationen dürfte die Zahl der Kölner Sender deutlich übersteigen und doch ist etwa die Präsenz von Sat.1 in München überschaubar.
Das hängt wohl auch damit zusammen, dass sich die Fernsehbranche vor allem in Unterföhring angesiedelt hat und damit weit außerhalb. In Köln ist das anders: Steht man vor dem Dom, ist es zum Westdeutschen Rundfunk nur ein Katzensprung. Ein kleiner Spaziergang über den Rhein genügt, um bei RTL in im Stadtteil Deutz vorbeischauen zu können. Seit fast genau einem Jahr ist RTL nun auch für jedermann gut sichtbar - an der Westseite des alten Messeturms wurde das Logo des privaten Marktführers angebracht. Von der Innenstadt aus ist es bestens zu sehen.
Inzwischen sind auch Vox, n-tv und Super RTL mit ihren von weit her sichtbaren Logos auf dem Turm vertreten - eine Installation, die für die Mediengruppe RTL Deutschland auch medienpolitische Bedeutung besitzt. Mit dem Zusammenzug aller Unternehmensteile aus verschiedenen Ecken Kölns ans Rheinufer beinahe gegenüber dem Dom demonstriert die Gruppe mittlerweile Präsenz wie nie zuvor. Insbesondere mit dem WDR gibt es hinter den Kulissen immer wieder das Duell um die Frage, wer der TV-Platzhirsch am Rhein ist.
Doch die inzwischen abgeschlossene Zusammenführung der Sender hat auch sonst ganz praktische Vorteile. Die Bauweise des neuen Domizils in Deutz führe dazu, dass das Arbeiten schon jetzt deutlich kommunikativer geworden sei, sagte RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel vor wenigen Monaten. Man treffe in den Gängen oder in der Kantine viel mehr Leute, denen man sonst nie begegnet sei. Kloeppel erhofft sich dauerhaft dadurch schnellere Abstimmungswege, einen Abbau von Doppel-Arbeiten in den Redaktionen und eine "kreative Befruchtung" untereinander.
Neben dem erfolgreichsten Privatsender beheimatet Köln mit dem WDR zugleich die größte aller ARD-Anstalten - der Sender steuert eigenen Angaben zufolge ein Viertel des Programms im Ersten bei. Insgesamt beschäftigt der Sender über 4000 Mitarbeiter. Eines der größten Projekte, die der WDR in den vergangenen Jahren zu bewältigen hatte, fand übrigens direkt vor der eigenen Haustür statt: Als Weltjugendtag 2006 in Köln stattfand, produzierte der WDR die Bilder, die schließlich hinaus in die Welt gingen. Dazu waren 700 Mitarbeiter und 109 Kameras an 55 Übertragungsorten im Einsatz.
Eine Aufgabe mit "olympischen Zügen", wie der damalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen sagte. Ulrich Deppendorf, der zu diesem Zeitpunkt Fernsehdirektor des Senders war, sprach gar von der "größten Herausforderung seit 15 Jahren". Inzwischen stehen dem WDR neue Herausforderungen ins Haus. Auch beim WDR ist Sparen angesagt. "Dieser Kurs ist alternativlos", sagte WDR-Intendantin Monika Piel vor einem Jahr, "zumal zum jetzigen Zeitpunkt niemand einschätzen kann, welche Effekte die Einführung des neuen Haushaltsbeitrages für unsere Finanzen haben wird." An seiner Stellung in Köln wird sich auf absehbare Zeit für den WDR aber wenig ändern.