Nachdem die Eröffnung des Medienforums NRW am Dienstag noch zusammen mit der Anga Com in der Kölner Messe stattfand, macht das Medienforum an den beiden weiteren Tagen gemeinsame Sache mit der Interactive Cologne - und zieht dafür in die Innenstadt. Dort ging es am Mittwoch unter dem Motto "What's next?" zunächst vor allem um die Zukunft des Fernsehens, das sich zahlreichen Herausforderungen stellen muss. Angesprochen auf Netflix, gab sich WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn allerdings entspannt. "Ich höre, dass die ziemliche Verluste schreiben", sagte er und stichelte noch weiter.

Über die Ankündigung von Netflix, jährlich 320 Stunden eigenes Programm produzieren zu wollen, könne er "nur ganz müde lächeln". Das verantworte er schließlich in der ARD alleine in seiner Funktion als Fernsehfilmkoordinator, betonte Schönenborn, der im WDR im Serien-Bereich jedoch kaum mehr als die "LottoKönige" und "Mord mit Aussicht" aufzuweisen hat. Probleme, WDR-Inhalte bei Netflix laufen zu lassen, hat er im Übrigen nicht - so lange der Absender der jeweiligen Formate bei den Zuschauern ankomme. Unterdessen kümmert sich Schönenborn weiterhin darum, frischen Wind ins WDR Fernsehen zu bringen. Es sei jedoch nicht das Hauptziel, jung zu werden, sondern gehe viel mehr um die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Kernauftrags. "Da steht nichts von Senioren", gab der Fernsehdirektor zu bedenken.

"Der Rundfunkauftrag ist universell. Das ist ein Schatz - nicht nur für uns, sondern auch für die Gesellschaft", so Schönenborn auf der von DWDL.de-Chefreporter Torsten Zarges moderierten Panel-Diskussion. Dass das WDR Fernsehen vor zehn Jahren täglich noch fünf Millionen Menschen erreichte und inzwischen nur noch vier Millionen, stört ihn. "Ich möchte, dass wir für alle da sind." Dafür würde er dann auch Quoteneinbußen hinnehmen und nicht nur diejenigen ansprechen, die ohnehin den ganzen Tag über vor dem Fernseher sitzen. "Der Anreiz, etwas für die Zeitreichen zu machen, ist besonders groß. Es ist schwer, diese Orientierung zu ändern."

Die Bemühungen, jüngere Zuschauer anzusprechen, seien in den zurückliegenden Jahren jedenfalls überschaubar gewesen, sagte der WDR-Fernsehdirektor. Der ebenfalls auf dem Medienforum NRW anwesende ARD-Vorsitzende Lutz Marmor, der zugleich Intendant des NDR ist, hat jedoch kein Problem damit, auch weiterhin die Älteren anzusprechen. "Mir ist nach wie vor jeder Zuschauer gleich lieb - und auf die jungen stürzen sich alle." Für die Zukunft sei es wichtig, starke Marken im Programm zu haben, sagte Marmor mit Blick auf "Tagesschau" und "Tatort", die auch bei den jüngeren Zuschauern gefragt sind. So verzeichne etwa die "Tagesschau" bei Zuschauern unter 30 einen Marktanteil von 12,9 Prozent.

Ein Ende des Fernsehens sieht Marmor daher - trotz neuer Wettbewerber und Möglichkeiten - noch nicht gekommen. Die Veränderungen des Marktes während seiner Zeit als ARD-Vorsitzender seien "evolutionär" und das Fernsehen bleibe das Leitmedium. Darauf baut auch Hannes Heyelmann, der mit Turner Broadcasting System in Deutschland mehrere Pay-TV-Kanäle verantwortet. In der Zukunft will Turner mehr Eigenproduktionen auf die Beine stellen - auch, um exklusive Inhalte bieten zu können. Heyelmann: "Uns ist wichtig, einen Mehrwert für unsere Marke zu bieten, weil der Zuschauer extra dafür zahlt."