Wer wird in Zukunft deutlich weniger verdienen?
Die berühmt-berüchtigten Sussexes Harry und Meghan. Sie setzen ihre Zusammenarbeit mit Netflix fort, aber deutlich selektiver und flexibler. Statt des bisherigen 100 Millionen US-Dollar-Exklusiv-Deals eröffnet der neue First-Look-Deal zwar Chancen, ist jedoch kein Garant für großzügige Budgets und garantierte Abnahmen mehr. Geplante Inhalte wie Staffel 2 und das Weihnachtsspecial von „With Love, Meghan“ sowie gesellschaftlich relevante Projekte wie „Masaka Kids“ sind bereits verabredet. Aber der Druck, Erfolg zu liefern, ist auch für die ehemaligen Royals nun spürbar. Ich halte das für eine gute Entwicklung, zumindest für Netflix. Und vielleicht hat ja auch das Prinzenpaar dazugelernt aus dem 2023 gekündigten 25 Millionen US-Dollar Spotify-Exklusivdeal, bei dem in zweieinhalb Jahren nur zwölf Episoden entstanden. Wer viel will, muss auch liefern. Und weniger liefern zu müssen, kann ja auch befreiend sein. Jetzt müssen sie nur noch lernen, dass das auch Anpassungen im Lebensstil bedeuten kann. Habe ich zumindest mal gehört.
Mehr zum Netflix-Deal gibt's hier.
Welche Neugründung finde ich spannend?
Cineverse, ein US-amerikanisches, börsennotiertes Streaming- und Entertainmentunternehmen, und Banyan Ventures, die Private-Investment- und Inkubationsgesellschaft des Medienstrategen und TV-Veteranen Lloyd Braun, haben im August 2025 ein 50/50-Joint Venture namens MicroCo gegründet. Ziel ist der Aufbau eines Studios und einer KI-gestützten Plattform, die sich ausschließlich auf Mikrodramen, vertikale Kurzserien im Format von 60–90 Sekunden Episoden, konzentriert. Das JV will sowohl Inhalte entwickeln als auch die eigene Plattform betreiben und so Produktion, Distribution und Monetarisierung in einer Hand halten. Ich habe auf existierenden Plattformen wie ReelShort und DramaBox mal in ein paar solcher Serien reingeschaut (u.a. „Chef, ich bin schwanger von dir“). Sie sind bislang inhaltlich, vorsichtig formuliert, sehr schlicht und im Produktionsstandard sehr unterdurchschnittlich und ich bin definitiv nicht die Zielgruppe. Aber das muss zweifellos so sein, damit ein Geschäft daraus wird. Für deutsche Produzenten sehe ich im entstehenden Microseries-Markt aber eine Chance, mit lokalem Storytelling und international skalierbaren, kosteneffizienten Kurzformaten neue Erlösquellen jenseits klassischer TV- und Streamingstrukturen zu erschließen. Let’s think about it.
Mehr zum MicroCo-Deal findet ihr hier.
Wer legt nach der Genehmigung gleich richtig los?
Paramount+. Oben neu im Cockpit: David Ellison als CEO und Cindy Holland als Chefin fürs Streaming. Ihr Kurs? Weniger Glamourfilm fürs exklusive Streaming, mehr Serien-Power. „Star Trek“ bleibt gesetzt, Taylor Sheridan dreht weiter im Akkord, dazu CBS und Showtime als solide Grundversorgung. Das Budget für Serien-Originals wird hochgeschraubt, externe Produzenten dürfen sich also freuen. Die Zahl der Originalfilme soll auf 20 in den kommenden Jahren steigen. Gerüchten zufolge befinde man sich in Gesprächen zu einem Output Deal mit den Duffer Brüdern („Stranger Things“). Der ganz große Coup: ein 7,7-Milliarden-Dollar-Deal für UFC-Livekämpfe ab 2026, erst in den USA, dann weltweit. Kurz gesagt: Paramount+ setzt auf ein Dreigestirn aus Serien-Expansion, Sportrechten und einem breiten Unterhaltungsteller, der dafür sorgen soll, dass das Abo nicht in der Kündigungstonne landet. Ich bin gespannt, ob und wie diese Strategie aufgeht und freue mich als Abonnent auf vieles, was da kommt. Und sage auch ganz klar, da will jemand etwas umkrempeln. Gut so.
Mehr zur Strategie findet ihr hier.
Wem wünsche ich auch von Herzen, dass jetzt auch weiter am Wesentlichen gearbeitet werden kann?
Allen geschätzten Kolleg*innen von ProSiebenSat.1. Dass nach dem Bieterkampf spätestens ab dem 4. September eine verlässliche Aktionärsstruktur mit klaren Machtverhältnissen für die nächsten Jahre besteht, mit einer gemeinsamen Reise, und dass sich nun endlich wieder hoffentlich nahezu ausschließlich mit exzellenter Unterhaltung beschäftigt werden kann. Es steht mir nicht zu die Pläne eines dann existierenden Aktionariats zu bewerten. Aber klar ist, wer die Mehrheit kontrolliert, macht die Ansagen. Und wird sich an den Erfolgen seiner Pläne messen lassen müssen. Und natürlich ist der Integrations-Drops noch nicht gelutscht. Aber, für ein Management ist es immer besser eine dann klar abgestimmte Strategie zu verfolgen, als ständig die divergenten Partikularinteressen einzelner, einflußreicher Gesellschafter zu jonglieren. Jede(r) Geschäftsführer*in oder Vorstand*in, die/der schon einmal in einer solchen Situation war, wird wissen, was ich meine. Ich wünsche allen Beteiligten für die Zukunft nur das Allerbeste. And never forget: We love to entertain you.
Eine Analyse zum Stand der Dinge findet ihr hier.
Und bei welchem Gefährt bin ich froh, dass es nun endlich zu Wasser gelassen wurde?
„Das Kanu des Manitu.“ 24 Jahre nach dem „Schuh“ bringt mein Freund Michael „Bully“ Herbig nun endlich die Fortsetzung gemeinsam mit Constantin Film in die deutschen Kinos und wird damit den Hit dieses Jahres landen. Zum Premierenabend gab es 150 Meter lange Schlange und die Startzahlen vom Donnerstag sind spektakulär: 160.000 Tickets / 1,7 Mio. Euro / 743 Kinos und verzeichnet damit das beste Tagesstartergebnis in diesem Jahr. Das weist auf ein erstes WE zwischen 650.000 bis 900.000 Tickets hin. Wird es wieder ein Phänomen geben wie 2001, als Menschen sich den Film fünf bis sechs Mal im Kino angeschaut haben? Das werden wir sehen. Aber wie hat es der geschätzte Kollege Oliver Berben so schön bei LinkedIn formuliert: „Der Film bringt Menschen zusammen. (…) ist Kino für alle - wie ein Lagerfeuer, an dem man sich gemeinsam wärmen kann.“ Das ist genau das Richtige für die Zeit, in der wir leben. Vor kurzem saß ich noch mit Bully bei einem Abendessen, und wir sprachen viel über alte Zeiten, und dass es schöne Dinge gibt, die Bestand haben, auch wenn man sie neu erzählen muss. Ich glaube, der Zeitpunkt für das Sequel ist genau der Richtige. Lasst uns alle gemeinsam einfach mal lachen. Im Kino.