Foto: Sat.1Sat.1 wagt das Risiko: Nach dem unerwartet deutlichen Flop mit dem Vierteiler "Blackout" im vergangenen Herbst schicken die Berliner ab heute Abend mit "Zodiak - Der Horoskopmörder" erneut einen Vierteiler auf Sendung. Doch hier enden auch schon die Gemeinsamkeiten beider Produktionen. War "Blackout" in jeder Hinsicht ambitioniert und setzte die Kritiker im Vorfeld allein deswegen schon in höchste Verzückung, so bekommen die Zuschauer mit "Zodiak" klassische Krimikost, angereichert mit etwas Esoterik.

Und gerade das ist erfrischend: Eine klassische Kriminalgeschichte ohne Analysen a la "CSI". Vielleicht ist es gewagt, weil gerade alles was "CSI" heißt oder "CSI" kopiert, so furchtbar gut läuft. Vielleicht aber ist es auch die lang ersehnte Abwechslung. Bei "Zodiak" lässt sich über vier Teile vortrefflich mitraten und rätseln wer denn nun der verrückte Mörder sein könnte, der die Familie des Wiener Millionärs Gabriel Fischer-Hellwarth (gespielt von Friedrich von Thun) in Atem hält.

Es beginnt alles mit einer kryptischen Botschaft, die die Familie erreicht. "Die Kinder werden für die Verbrechen ihrer Eltern bezahlen", heißt es darin. Fischer-Hellwarth ist mehrfacher Vater und Großvater. Welches Kind ist gemeint? Vielleicht die uneheliche Tochter Esther (Alexandra Neldel), die lange ein Geheimnis des Familienpatriarchen war. Bei seiner eleganten Geburtstagsfeier auf dem Anwesen der Familie will er sie endlich nach 27 Jahren in die Familiendynastie einführen; hat sie dafür extra eingeflogen. Die Erben reagieren wenig überraschend nicht sehr begeistert über den späten Familienzuwachs.

Doch bevor sie erfahren, wer Esther ist, beginnt die Unglücksserie der Familie: Gabriels jüngster Enkel Adrian ertrinkt beinahe im Pool und wenig später dessen Schwester ermordet aufgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen übernimmt daraufhin ausgerechnet Anton Keller (Fritz Karl), der vor Jahren vergeblich versucht hatte, der Bankiersfamilie illegale Geschäfte nachzuweisen. Entsprechend reserviert reagiert die Familie. Man kooperiert nur widerwillig, nur Esther hilft wo sie nur kann. Die von da an beginnende Mordserie hat einen roten Faden: Der Serienmörder legt den Leichen Amulette mit Tierkreiszeichen bei und schickt Verwandten, insbesondere der unehelichen Tochter Esther immer wieder mit Prophezeiungen von  Nostradamus.
 


Über vier Folgen in Spielfilmlänge bietet "Zodiak - Der Horoskopmörder" spannende Unterhaltung. Darüber könnte man sich in aller Breite auslassen. Doch wichtiger ist zu betonen, dass Sat.1 aus vier Gründen Probleme bekommen könnte mit der ansonsten kaum zu beanstandenden Produktion.

Problem 1: Ganz anders als z.B. die aktuelle amerikanische Serienkost dauert es bei "Zodiak" vergleichsweise lange bis die Story endlich in Fahrt kommt. Eine Viertelstunde muss der Zuschauer warten bis sich abzeichnet wohin es eigentlich geht. Der Quotenverlauf wird zeigen, ob der Vierteiler damit in den ersten Minuten die Chance auf einen Erfolg verspielt.

Problem 2: Die schwächsten Minuten der ganzen Produktion hat "Zodiak" auch ausgerechnet in der ersten Folge. So wird der Zuschauer gegen Ende völlig davon überrumpelt, dass Polizist Anton Keller und die aus Boston eingeflogene Esther plötzlich eine gemeinsame Nacht verbringen. Diese Sex-Szenen kommen so unvermittelt, so plump, so ohne vernünftige Heranleitung, dass man sich kurzzeitig um die Glaubwürdigkeit des Films sorgt.

Problem 3: Teil der Presseunterlagen zu "Zodiak - Der Horoskopmörder" war ein Folder inklusive Stammbaum der Familie Fischer Hellwarth. Wer steht zu wem in welchem Verhältnis? Diese Fragen lassen sich dort kurz nachlesen. Und in der Tat war der ein oder andere Blick in diesen Folder nötig, weil die Figuren in "Zodiak" zahlreich und ihre Beziehungen zueinander sehr komplex sind. Das Risiko ist groß, dass die Zuschauer dem ohne Lektüre und mit der Pause zwischen den Ausstrahlungen folgen können.

Problem 4: Genau diese lange Pause zwischen den ersten beiden Teilen in dieser Woche und den beiden letzten Teilen kommende Woche Montag und Dienstag könnte einem Krimi oder Thriller - je nachdem wie man "Zodiak" betiteln will - mit einem so hohen Bedürfnis an Aufmerksamkeit schwer zu schaffen machen. Es setzt voraus, dass sich die Namen und Handlungsstränge leicht merken lassen, was hier nicht gegeben ist.

Es sind diese vier Probleme die dem ansonsten insgesamt hervorragenden Vierteiler schwer zu schaffen machen könnten. Und diese vier Punkte kommen nicht überraschend, dürften Sender und Produzent bekannt sein. Insofern sollte man beim Blick auf die Quoten morgen früh vorgewarnt sein. Eine Erklärung für möglicherweise schwache Quoten lässt sich leicht anführen. Aber vielleicht ist diese ängstliche Erwartungshaltung vor dem Hintergrund von "Blackout" auch fehl am Platz. Hoffen wir nur, dass dann nicht sofort die Renaissance der deutschen Fiction beschworen wird. Ein Vierteiler macht noch keine Trendwende.