Business PunkDazu kommen interessante Themen aus dem Arbeitsalltag von "Business Punks": Kann man problemlos die Nacht durcharbeiten? Wie lassen sich Freundschaften erhalten, wenn man zusammen arbeitet? Sicher sind das keine Themen für die breite Masse, aber die soll der Titel auch gar nicht ansprechen. Ergänzt wird es durch aktuelle Themen wie die Frage um die Zukunft der Macht im Web (Facebook vs. Google) oder Celebrity-Interviews mit wirtschaftlichem Hintergrund. Im zweiten Teil des Heftes ergänzen dann beinahe klassische Männermagazin-Themen das Angebot.

Schade, dass man hier nicht widerstehen konnte und einen Text zu Barack Obama ins Heft genommen hat. Der ist zwar nicht schlecht, aber das Thema so langweilig naheliegend. Andere Themen sind besser und doch wird "Business Punk" in der zweiten Hefthälfte manchmal austauschbar, ganz am Ende sogar langweilig wenn die üblichen Produkttipps aus den Bereichen Buch, Musik und Kino kommen. Gerade bei den kleinteiligen Seiten stört dann auch das etwas zu hippe Design. Ein wenig mehr Ruhe täte dem Magazin gut und würde trotzdem noch zum Titel passen.
 

 
"Business Punk" erscheint zunächst als "One shot" – mit der Chance auf eine Frequenzerhöhung in 2010. Diese ist dem Titel ausdrücklich zu wünschen. Er füllt eine Lücke, weil es Lifestyle mit Substanz verbindet und Wirtschaft mit Leichtigkeit. Und die Menschen, die hier im Mittelpunkt stehen, haben auch etwas zu erzählen. Wie faszinierend diese persönliche Herangehensweise an Wirtschaft sein kann, bewies einst schon "Brand Eins" vor vielen Jahren. Leider verlor sich der Titel irgendwann in völliger Verliebtheit des eigenen Anderssein. Gemeinsam haben beide Titel auch noch eins: Sie sind nicht billig. "Business Punkt" kostet zum Start sechs Euro.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Egal wie die Markttests der drei ab heute erhältlichen Titel auch ausfallen, so kann man Gruner+Jahr schon jetzt gratulieren. Seit dem Start der deutschen "Vanity Fair" hat sich kein deutscher Verlag mehr so viel getraut wie Gruner+Jahr mit diesen drei jetzt zeitgleich erscheinenden Pilot-Ausgaben. Und dabei geht es zunächst einmal nicht um die Erfolgsaussichten, sondern den Mut, die Lust und Kreativität, im Print-Markt überhaupt neue Titel auszuprobieren, die - mit Abstrichen bei "Gala Men" - eben keine Kopien bestehender Titel der Konkurrenz sind. Nicht jede gute Idee verkauft sich wie erhofft. Doch im schlimmsten Fall wäre es immer noch ein ehrenhaftes Scheitern.

Und die Innovationen bei Gruner+Jahr hören mit diesen drei Titeln nicht auf. Schon morgen erscheint die zweite Ausgabe des jungen Eltern-Magazins "Nido". Nach der Erstausgabe war zunächst mit Spannung erwartet worden, ob Gruner+Jahr das Projekt fortsetzt - und es geht weiter. Ein Schicksal, dass ich mir auch für "Beef!", "Gala Men" und "Business Punk" wünsche - allerdings in unterschiedlicher Intensität. Müsste ich einen Sieger des neuen G+J-Trios küren; es wäre mit deutlichem Abstand "Business Punk", auch wenn das Layout noch etwas zu anstrengend, weil zu gewollt schräg ist. "Beef!" ist zu sehr Gesamtkunstwerk als häufig erscheinender Titel und bei "Gala Men" halten sich die Innovationen letztlich stark in Grenzen, was es allerdings umso marktreifer macht.