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RTL ist ein toller TV-Sender. Immer neue Reichweitenrekorde, großartige Geschäftsergebnisse. Geschäftsführerin Anke Schäferkordt kann stolz auf ihre Arbeit sein.
Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite der Medaille ist, dass diese Ergebnisse immer häufiger mit einer gezielten Verletzung der Menschenwürde erkauft werden. RTL, der Anti-Menschenwürde-Sender. Der planmäßig organisierte Verstoß gegen Artikel 1 des Grundgesetzes ist RTL-Geschäftsmodell. Ob bei “Bauer sucht Frau”, “DSDS” oder im “Dschungelcamp” – fast täglich sorgen Bloßstellung und Erniedrigung von Menschen für Quotenrekorde.
Der Sender appelliert an die niedrigen Instinkte der Zuschauer: Voyeurismus, Schadenfreude. Und das nicht nur bei den sogenannten Unterschichten. Auch gebildete Menschen verfolgen solche Sendungen mit einer Mischung aus Faszination, Selbstekel und Fremdschämen.
Besonders schlimm ist die neueste Staffel des (professionell perfekt gemachten) “Dschungelcamps”. Eine mittellose Schauspielerin, eine psychisch labile junge Frau und andere werden täglich bloßgestellt, psychisch fertiggemacht und Millionen Menschen zum Gespött preisgegeben. Höhepunkt der Perfidie: die Schauspielerin, der letztes und einziges Engagement offenbar diese Show ist, wird mit Stromstößen gefoltert auf einer Art elektrischem Stuhl. Es fehlt nur noch Waterboarding.
RTL wird einwenden, alle Teilnehmer bekämen hohe Gagen (zwischen 30.000 und 60.000 Euro) und wüssten, auf was sie sich einlassen. Das stimmt nicht, denn erstens wussten die Teilnehmer nicht, dass jetzt auch Stromstöße zum Quälrepertoire gehören und zweitens, und das ist das wichtigere Argument: die Menschenwürde ist nicht veräußerbar. Auch nicht vom einzelnen Besitzer der Menschenwürde.
Und damit kommt die gesellschaftliche Verantwortung des größten deutschen Privatsenders ins Spiel. Nicht alles, was Menschen scheinbar freiwillig mit sich geschehen lassen, ist auch verantwortbar. Wenn Landesmedienanstalten überhaupt einen Sinn haben, dann den, über den Schutz der Menschenwürde zu wachen. Die Grenzen haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr verschoben. Es wird Zeit, sie wieder klar zu ziehen.