In den vergangenen Wochen entwickelte sich "The Voice of Germany" zum wahren Casting-Hit für ProSieben und Sat.1 - selbst Dieter Bohlen konnte dagegen nur schwer mithalten. Eine spannende Frage aber blieb bis zuletzt: Wird es gelingen, die Zuschauer von der bisherigen Casting- und Battle-Phase mit in die Live-Shows zu nehmen? Nach der ersten Live-Show muss man sagen: Es ist möglich, denn wie bisher steht auch jetzt die Musik im Mittelpunkt der Sendung. Wie ernst man es wirklich meint, wurde gleich zu Beginn deutlich: Xavier Naidoo, Rea Garvey und The Boss Hoss perfomten gemeinsam mit Nena deren "99 Luftballons" und heizten das Publikum gut ein.

Kaum vorstellbar, dass Dieter Bohlen und Bruce Darnell einmal gemeinsam "Cherry Cherry Lady" oder Ähnliches miteinander performen - bei "The Voice of Germany" aber passt ein gemeinsamer Auftritt der Coaches gut ins Bild. Ein gutes Bild gibt jedoch auch das opulente Bühenbild ab, das ähnlich stark daherkommt wie jenes von "Deutschland sucht den Superstar", das in den vergangenen Jahren ohne Zweifel Maßstäbe im deutschen Fernsehen setzte. Man sieht es der Show förmlich an, wie viel sich ProSiebenSat.1 dieses Studio hat kosten lassen. Böse Zungen behaupten allerdings auch, dass man es auch dem Programm zuletzt ein wenig ansah, dass jeder verfügbare Euro in dieses Studio gesteckt wurde.

 

Doch gewiss nicht alles lief perfekt in der ersten Live-Show: Man darf durchaus fragen, ob sich die Macher der Sendung im Vorfeld ausreichend mit der Tonqualität auseinandergesetzt haben - die war nämlich tatsächlich in weiten Teilen der Sendung eher mangelhaft. Da hat man wahrhaft grandiose Stimmen in der Jury und dann gelingt es nicht, sie entsprechend stark in die Wohnzimmer zu transportieren. Dass viele Zuschauer genau das als störend empfanden, lässt sich schon daran erkennen, dass es das Wörtchen "Tontechniker" am Donnerstagabend während der Show sogar in die Trending Topics bei Twitter geschafft hat. Für die schon für Freitag angesetzte zweite Show wurde aber bereits Besserung angekündigt.

Musikalisch bot die erste Show aber auch trotz der Probleme so einiges, etwa die tolle Interpretation von "How Deep Is Your Love" von Rino Galiano oder Ramona Nerras "Firework", das auch auf der Bühne ein wahres Feuerwerk auslöste. All das war, um mit Rea Garvey zu sprechen, wahrlich "un-fucking-fassbar" und macht durchaus Lust auf mehr. Nun gut, ein wenig mehr Kritik von Seiten der Juroren wäre bei so manchem Auftritt mitunter schon wünschenswert gewesen, doch auch live bewährten sich die Coaches - auch weil man zumeist förmlich spüren konnte, dass in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen hart für die Auftritte gearbeitet worden war und es Naidoo & Co. wirklich ernst meinen mit ihrer Suche nach der mutmaßlich besten Stimme der Nation.

Dass noch dazu eine große Live-Band für den entsprechenden Rahmen sorgt, ist obendrein hoch einzuschätzen, nicht zuletzt im Hinblick auf "DSDS" oder "X Factor", wo die Musik zuletzt stets vom Band kam. Bei so viel Show brauchte es schon fast keinen Moderator mehr, doch auch Stefan Gödde meisterte seine Sache souverän - sieht man mal davon ab, dass er gegen Ende zeitweise die Moderations-Karten von Marco Schreyl in den Händen zu halten schien. Spannend war die Schlussphase aber nicht zuletzt deshalb, weil sich The Boss Hoss und Xavier Naidoo gegen zwei Kandidaten ihres jeweiligen Teams entscheiden mussten - eine Entscheidung, mit der sie sichtlich haderten.

Wenn nun die Zuschauer nicht mehr mit dem Ton hadern müssen, wäre der mit Abstand größte Kritikpunkt der Live-Premiere auf einen Schlag behoben. Doch was man nicht vergessen darf: Eine vergleichbare Show hat die Produktionsfirma Schwartzkopff in der Vergangenheit wohl kaum auf die Beine stellen müssen - der Einstand war insofern sehr respektabel. Insofern besteht Hoffnung, dass bereits am Freitag alles noch ein wenig besser klingt. Wäre doch gelacht, denn bekanntlich ist es doch der Ton, der die Musik macht. Das gilt bei "The Voice of Germany" umso mehr.