Es ist mittlerweile ein schönes Ritual geworden, dass RTL alljährlich die Pforten seines australischen Dschungelcamps öffnet, um Prominente oder solche, die sich dafür halten, jene Aufmerksamkeit zu schenken, die sie sich schon immer gewünscht haben. Auch in diesem Jahr hat man sich wieder die allergrößte Mühe gegeben, eine möglichst bunte Runde zusammenzustellen. Mit Erfolg: Von Möchtegern-Models über gescheiterte Sänger bis hin zur Mama von Daniela Katzenberger waren eigentlich alle dabei, die man im Vorfeld niemals im Leben auf der Rechnung gehabt hätte. So gesehen war alles wie immer bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!". Eigentlich.

Der plötzliche Tod von Dirk Bach riss eine große Lücke in die Show. Kein Wunder, gelang ihm doch insgesamt sechs Mal an der Seite von Sonja Zietlow mit spitzer Zunge scheinbar mühelos der Spagat zwischen unterhaltsamer Lästerei und ekligen Kakerlaken-Prüfungen. Und natürlich merkte man am Freitagabend beim Auftakt der neuen Staffel, dass der quirlige Kugelblitz auf der Hängebrücke inmitten des Urwalds fehlte. Wie groß die Lücke ist, wurde einem spätestens ganz am Ende der Sendung bewusst, als sich das Team mit stimmungsvollen Video-Hommage von ihm verabschiedete. "Ta, Dickie" war da in großen Lettern zu lesen und man konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als man ihn noch einmal über die Brücke marschieren sah.

Nein, zu ersetzen ist einer wie Dirk Bach ganz sicher nicht. Dass nun trotzdem wieder im Dschungel gelacht werden darf, wird aber ganz sicher in seinem Sinne gewesen sein. Bachs Nachfolger Daniel Hartwich machte seine Sache zum Einstand in der Hitze Australiens jedenfalls sehr ordentlich - nicht zuletzt, weil man ihn sehr charmant und mit Augenzwinkern in die Sendung einzuführte. Etwas tollpatschig, eben so wie man es sich vorstellt, wenn ein junger Bengel gerade mit seiner Ausbildung beginnt. Da passte es nur allzu gut ins Bild, dass Sonja Zietlow ihrem neuen Kollegen vor dem Betreten des Camps erst mal mit den "Sicherheitshinweisen" vertraut machte.

Zuvor inszenierten die beiden bereits eine Panne beim Opening - so dass Zietlow ihm den Einsatz für den obligatorischen Urwald-Schrei vorgab. Im Baumhaus fragte Hartwich wenig später, wo denn überhaupt sein Platz sei, woraufhin seine Kollegin konterte: "Du hast keinen!" Lob erhielt Hartwich nach all den lieb gemeinten Sticheleien von Zietlow kurz vor Ende aber doch: "Ich fand dich, Daniel, auch gar nicht so scheiße", sagte sie und brachte damit die durchaus beachtliche Erwartungshaltung zum Ausdruck, die den Abend über auf Hartwichs Schultern lastete. Er selbst war es übrigens, der seine Rolle am treffendsten formulierte: "Elf Stars, die nur gewinnen können, und ein Moderator, der nur verlieren kann." Besser als in Form dieser Hommage kann man den Respekt vor der Leistung seines Vorgängers kaum formulieren.

Dennoch hielt sich das Risiko des Scheitern für den Neuling in Grenzen, schließlich ist das bewährte Autoren-Team, das seit Jahren für wundervolle Pointen sorgt, auch weiterhin an Bord. Darauf konnte sich Hartwich den kompletten Abend über voll und ganz verlassen. Sehr schön etwa seine Anmerkung über den angeheiterten, aber überraschend unterhaltsamen Helmut Berger. Im Vergleich zum Berliner Flughafen sei dieser schon ziemlich fertig, ätzte Hartwich. Und: "Mehr Brand als Australien hat zur Zeit nur Helmut Berger." Das Dschungelcamp hat seine selbstironische Note also nicht verloren. Genau das ist es, was die Show auch weiterhin so sehenswert macht. Die Premieren-Sendung vom Freitag lieferte schon alleine deshalb gewohnt glänzende Unterhaltung.

Gleichzeitig meisterten es die Macher der Show, den fabelhaften Dirk Bach so zu verabschieden, wie ihn Millionen Fernsehzuschauer über Jahre hinweg liebten. Dadurch ist der Weg nun frei für Daniel Hartwich, um dem Dschungelcamp seine ganz eigene Note zu geben. Man darf gespannt sein, wie ihm das in den kommenden beiden Wochen gelingen wird. An Unterstützung mangelte es bei seinem Einstand jedenfalls nicht. Dr. Bob, Leibarzt der campenden Promis, brachte es jedenfalls kurz und knapp auf den Punkt, als er Hartwich vor der ersten Dschungelprüfung der Staffel mit einem Lächeln begrüßte: "Willkommen in der Familie."