Das Jahr startet bei RTL mit regelrechten Gottschalk-Festwochen. Erst feierte Thomas Gottschalk den Geburtstag des Kölner Senders, nun trat er innerhalb weniger Tage sogar in zwei verschiedenen Shows vor die Kamera. Unterschiedlicher hätten diese allerdings kaum ausfallen können. Noch zu Wochenbeginn musste sich Gottschalk gemeinsam mit Günther Jauch in "Die 2" grausam lange drei Stunden durch eine auch nach drei Ausgaben nicht zu Ende gedachte Sendung quälen, bei der der Redaktion im Finale peinlicherweise auch noch die Fragen ausgingen. Die Premiere seiner neuen Show wusste am Freitag dafür jedoch zu entschädigen.
"Back to School" heißt das Format, bei dem neben der wahllos aus einer der letzten "Bravo Hits"-Sampler ausgewählten Titelmusik vor allem der Name stört, weil der Untertitel - "Gottschalks großes Klassentreffen" - doch eigentlich schon ziemlich gut auf den Punkt bringt, worum es geht. Zwei Prominente, in dem Fall die Schauspieler Matthias Schweighöfer und Tom Beck, treffen auf ihre ehemaligen Mitschüler und spielen gemeinsam um eine große, von RTL bezahlte Schulfete. Und mittendrin gibt's Thomas Gottschalk, der sich in der Rolle des gutmütigen Oberlehrers inzwischen ganz gut zu gefallen scheint.
Befreit von der Last, wahlweise die große Samstagabendbühne oder die Hölle des Vorabends bespielen zu müssen, präsentierte sich Gottschalk gut sortiert - ähnlich wie man das bereits bei den beiden Jubiläumsshows zum 30. Geburtstag von RTL erleben konnte. Gekonnt warf er seinen Gästen die Bälle zu, streute ein paar alberne Witze ein und sorgte auf diese Weise dafür, dass die zweistündige Show überraschend unterhaltsam daherkam. Ihren Teil trugen auch die fünf Runden bei, in denen Schweighöfer und Beck um Schulnoten spielten. Ein bisschen Rechnen hier, ein wenig Nonsens da, und nebenbei ein paar Erinnerungen an früher, die glücklicherweise nichts mit den standardisierten Nostalgie-Momenten zu tun hatten, die man zur Genüge aus den immergleichen "Chartshows" kennt.
Nein, das war ganz sicher nicht spektakulär, doch spätestens seit der gelungenen Neuauflage von "Dalli Dalli" hat es sich in der Branche wohl herumgesprochen, dass eine Show nicht immer höher, schneller und weiter sein muss, um das Publikum zu unterhalten. Dass Tom Beck zwischendrin urplötzlich von "Baywatch"-Star Erika Eleniak überrascht wurde oder Popsänger James Blunt deutsche Schlagertexte vorlas, waren noch dazu schöne Ideen, die "Gottschalks großes Klassentreffen" ebenso abrundeten wie zwei eingestreute Musik-Acts. Da hat die Produktionsfirma Constantin Entertainment einen guten Job gemacht. Es scheint, als sei RTL gelungen, was ARD und ZDF nicht schafften: Ein Format zu finden, das zu Gottschalk passt. Respekt.