"Wenn das Parmaschinken ist, dann bin ich Christian Rach." Bei seinem ersten Einsatz als RTL-"Restauranttester" hat Steffen Henssler den Vergleich mit seinem Vorgänger nicht gescheut. Doch die Premiere zeigte bereits nach wenigen Minuten, dass die anfängliche Sorge, die Fußstapfen könnten eine Nummer zu groß sein, völlig unbegründet war. Im Gegenteil: Während sich Rach gerade erst beim ZDF zwischen Kiwi, Kalorien und halben Schweinen verkocht hat, legte Henssler am Montagabend als dessen Nachfolger einen gelungenen Einstand hin.

Es war allerdings auch ein äußerst dankbarer Fall, den der Sender seinem Neuzugang servierte: Im Mittelpunkt der Folge stand ein italienisches Restaurant in Remscheid, dessen überforderter Chef zwischen Fertig-Gulaschsuppe, Plastik-Zitronenbäumen und reichlich Schmutz in der Küche seine Rolle suchte. Da kam Henssler gerade recht. Er schaffte es dabei gleich zu Beginn, der Sendung seinen Stempel aufzudrücken - indem er sich nicht etwa an einen Tisch setzte, sondern erst mal die Toilette inspizierte. Die sei nämlich die Visitenkarte eines jeden Restaurants. Dass der Urin aus den Rohren tropfte, ließ also nichts Gutes verheißen.

"Wenn ich den Laden nicht retten kann, dann machen wir einen griechischen Swingerclub daraus", scherzte Henssler schließlich nach Betreten des gewöhnungsbedürfig eingerichteten Gastraums. Tatsächlich sollte sich der erste Eindruck des Restauranttesters bestätigen. Zwar schmeckte der Wein, doch die Pizza - und damit das Aushängeschild eines italienischen Restaurants - wusste ebenso wenig zu gefallen wie die angebliche Seezunge, deren günstiger Preis den Hamburger Koch schon bei der Bestellung verwunderte. "Die nehme ich mit in meinen Laden - kann ich für den doppelten Preis verkaufen", sagte er, um wenig später Tacheles in der Küche zu sprechen.

Gleich mehrfach ging es laut zu in der Küche. Als ein Fleischklopfer als Türöffner zweckentfremdet wurde, platzte Henssler der Kragen. Und am Tag der Neueröffnung war das kaum anders. "Noch so'n Spruch, und ich leg dich lang", schnauzte er den Geschäftsführer an, als dieser trotz großer Hektik in der Küche mit einem blöden Macho-Spruch um die Ecke kam. Keine Frage: Steffen Henssler hat eine andere Ansprache als Christian Rach und gibt sich gerne flapsig. Gleichzeitig steckt hinter den meisten seiner Sprüche aber doch ein ernster Gedanke. Er besitzt eben seine ganz eigene Art, ans Werk zu gehen, was die unvermeidbaren Vergleiche mit seinem Vorgänger glücklicherweise schnell vergessen macht.

Mit Steffen Henssler als "Restauranttester" hat RTL eine gute Wahl getroffen. Henssler bringt frischen Wind in die nach all den Jahren etwas angestaubte Reihe, die zuletzt auch darunter litt, dass Christian Rach bei all der Routine offenkundig viel von seinem anfänglichen Tatendrang einbüßte. Henssler hat - und das wurde an fast jeder Stelle der ersten Folge deutlich - Lust auf seine neue Aufgabe. Keine schlechte Voraussetzung, denn wenn RTL derzeit eines gebrauchen kann, dann ist es eine große Portion Elan.

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