Manchmal können die Gesetze des Fernsehens so einfach sein: Lasst die Volksmusiker im "Musikantenstadl" jodeln, Thomas Gottschalk bis zum Umfallen "Wetten, dass..?" moderieren – und Christian Rach schlicht und ergreifend Restaurants testen. Letzteres hat man sich ganz sicher bei RTL gedacht, als man seinen vorübergehend ans ZDF verlorenen Sohn zu sich zurücklockte. Zwar gaben sich die Sender-Verantwortlichen auf dem Lerchenberg in den vergangenen beiden Jahren alle Mühe, Christian Rach in diverse Konzepte zu zwängen, vergaßen dabei aber das Publikum, das den Starkoch doch am liebsten einfach nur in jener Rolle sehen wollte, die er am besten ausfüllt – nämlich die des tatkräftigen, etwas oberlehrerhaften Restauranttesters.

Weil RTL diese Rolle jedoch in der Zwischenzeit bereits an Steffen Henssler vergeben hat, war in Köln vermutlich eine Hundertschaft Kreativer daran beteiligt, ein neues Format für Christian Rach zu entwickeln, in dem der ehemalige "Restauranttester" Restaurants testet, ohne den neuen "Restauranttester" in die Arbeitslosigkeit schicken zu müssen. Streng genommen galt es also, "Rach, der Restauranttester" undercover auf den Bildschirm zurückzuholen. Folgerichtig fiel die Wahl des Titels daher auf "Rach undercover".

Um das Publikum nicht zu sehr abzuschrecken, hat RTL seinen Heimkehrer im Vorspann dann auch erst mal jene drei Standard-Gesten der Verzweiflung fuchteln lassen, die er mit einem gewissen Grad an Konstanz durch nahezu all seine Formate schleppte. Weil die Kreativen jedoch nicht alles so machen wollten wie früher, hielten sie es für eine gute Idee, Rach in kuriose Verkleidungen zu stecken, um dann – man ahnt es bereits – undercover Restaurants zu testen. Anders als bisher wird er dafür jedoch nicht mehr von verzweifelten Gastronomen gerufen, sondern kommt einfach ungefragt zum Essen. Wer Rachs Hilfe sucht, sollte sich daher fortan um möglichst desaströse Bewertungen des eigenen Restaurants im Internet bemühen, denn die bilden die Grundlage für die Einsätze bei "Rach undercover".

Die Premieren-Folge führte Rach aus diesem Grund in ein Frankfurter Restaurant, dessen Gäste in der Regel selten begeistert waren von den Gerichten, die ihnen serviert wurden. Wie gut, dass die Redaktion die angeblich härteste Kritikerin ausfindig machen konnte, um sie mit dem bis zur Unkenntlichkeit verkleideten Koch noch einmal an den Ort des Grauens zu schicken und auf Kosten des Senders Salat und Schafskäse zu bestellen. Letzteren hat die Kritikerin jedoch nicht fachgerecht beurteilt, wie Rach – tief versteckt unter einer fetten Silikon-Maske – kritisch anmerkte. Mehr als zweieinhalb Sterne wollte aber auch er nicht für die kulinarische Leistung des Küchenpersonals vergeben. 

Am nächsten Tag gab sich Rach schließlich zu erkennen und futterte sich erneut durch die Karte – nun ohne Maske und ohne Kritikerin an seiner Seite, dafür aber mit den beiden Chefs des Ladens. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war dann auch alles wieder so wie es die Zuschauer über die Jahre hinweg von "Rach, der Restauranttester" gewohnt waren. Im Gespräch mit den Chefs erörterte Rach erst die Schwachstellen des Ladens ("Konfliktpotenzial zwischen Küche und Service"), forderte mehr Durchsetzungskraft ("Demokratie war gestern") und pochte schließlich auf Veränderungen ("Ich würde es komplett neu machen"). Die ließen auch nicht lange auf sich warten. Viel mehr als einen Denkanstoß lieferte Rach jedoch nicht, sondern gab der Mannschaft des Restaurants stattdessen die Gelegenheit, innerhalb von vier Tagen an einer aufgefrischten Speisekarte zu arbeiten. Ein paar neue Pizza-Sorten hier, einige veränderte Pasta-Gerichte dort – das muss reichen, um das Ruder herumzureißen und die fiesen Kritiker aus dem Netz ruhigzustellen.

Und dann wurde auch schon wieder gegessen. Diesmal hatte die harte Online-Kritikerin zwar nichts zu meckern, aber auch nichts zu lachen, weil Rach ihr mit der in Fachkreisen gefürchteten "Schnitzelprobe" mächtig auf den Zahn fühlte. Ob sie diese wirklich bestand, blieb offen, allerdings äußerte der TV-Koch berechtigte Zweifel daran, ob seine Essensbegleitung ein echtes Wiener Schnitzel überhaupt von einem Hähchen-Schnitzel zu unterscheiden weiß. Glücklich war sie trotzdem: "Deine Liebe ist durch meinen Magen gegangen", lobte die anfangs so strenge Kritikerin den Restaurantbesitzer, der daraufhin ebenfalls glücklich war. Vermutlich ist auch Christian Rach glücklich. Darüber, dass er wieder Restauranttester spielen darf, wenn auch nicht als offizieller Restauranttester. Hätte man einfacher haben können, wenn man sich doch bloß an die Gesetze des Fernsehens gehalten hätte.