„Und wenn sie das in ein paar Jahren sonntags um 14 Uhr bei RTL statt der Formel 1 sehen, dann wissen Sie, wo Sie es zuerst gesehen haben“, sagt Joko Winterscheidt vor Showidee Nr.7. Gespielt wird „Game of Drones“. Es ist eine von acht TV-Ideen, die nicht wirklich das Fernsehen retten werden - einen Samstagabend hingegen allemal. Willkommen bei „Die beste Show der Welt“, einer bunten Revue des Fernsehhandwerks gepresst in eine dem ProSieben-Publikum bekömmliche Wettbewerbsform. Das ewige Duell zwischen den beiden Alpha-Tieren der ProSieben-Unterhaltung war die Klammer für eine dreieinhalbstündige Show, die einen bunten Querschnitt dessen bot, was die Samstagabendunterhaltung der vergangenen Jahrzehnte schon einmal zu bieten hatte: Einen überraschenden Heiratsantrag mit spontaner Traumhochzeit, Live-Schalten in die Wohnung ahnungsloser Studio-Zuschauer und ein bisschen Gameshow-Charakter gesellten sich zu faszinierender Magie, putzigen Tieren und prominenten Gästen.



Die Revue der Überraschungen - unauffällig moderiert von Jeannine Michaelsen ("Heute Abend ist buchstäblich alles für die Quote") - war mit unglaublich viel Aufwand und Liebe betriebene Fernsehunterhaltung, auch wenn wie so oft am Ende ein bisschen weniger mehr gewesen wäre: Ohne einen sich steigernden Spannungsbogen zog sich die Show mit ihren acht Showideen bis 23.45 Uhr. Sechs Show-Ideen hätten den Zweck der unterhaltsamen Sendung auch erfüllt. Vordergründig ging es also um Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf und ihren Kampf um die Gunst des Studiopublikums, das per Live-Quote über das Schicksal der TV-Ideen zu entscheiden hatten. Gekämpft wurde um den „Fernsehpreis in XXL“, der sich den Abend lang hinter dem Showsofa drehte. Doch das war nur der Überbau, der durch die permanente Einblendung des Abstimmungsergebnisses zwar sehr präsent und doch letztlich egal war. Zweimal rutschte eine TV-Idee übrigens unter die Zustimmungsquote von 25 Prozent, was großen Alarm im Studio auslöst. Retten konnte dies die Showideen nicht mehr. Sie wurden „abgesetzt“.

Wichtiger und unterhaltsamer als dieser Überbau war aber das, was letztlich geboten wurde. Hinter der vermeintlichen Gameshow „The Yes or No Show“, der ersten Showidee des Abends, verbarg sich ein Heiratsantrag. Während davon nur die Herzensdame überrascht werden sollte, wurde dann auch der künftige Bräutigam von der Tatsache überrumpelt, dass beide Familien bereits im Studio waren und gleich geheiratet werden konnte. Auf dieses Emotainment zum Einstieg folgte eine überzeugende Zaubershow von Klaas Heufer-Umlauf - „The David Flame Show“. Highlight des Abends - und späterer Gewinner - wurde Spiel Nr.3. Zwei ahnungslose Studiokandidaten wurden mit Matthias Schweighöfer („Ich komm mir ein bisschen vor wie bei der Außenwette von ‚Wetten, dass..?‘“)  überrascht, der live vor der Tür ihrer WG in Berlin stand und die Wohnung für diverse Geldbeträge verunstalten durfte. „Dürften wir?“ hieß die wunderbar absurd umgesetzte Idee.

Die beste Show der Welt© ProSieben

Danach spielte Klaas Heufer-Umlauf mit einer scheinbar zufällig ausgewählten Studio-Kandidatin um „Den besten Preis der Welt“. Was die Kandidatin vorher nicht wusste: So zufällig wurde sie nicht ausgewählt. Gewinnt sie, sieht sie ihren ausgewanderten Bruder nach mehr als fünf Jahren erstmals wieder. Er hockt schon versteckt in einem überdimensionalen Geschenk auf der Bühne. Doch sollte sie verlieren, so Klaas Heufer-Umlauf, steige ihr Bruder wieder in den Flieger und die Kandidatin werde nie erfahren, was sie hätte gewinnen können. Die Kaltschnäuzigkeit brachte Winterscheidt auf die Palme. Unnötig, denn trotz verlorenem Spiel gibt es die Familienzusammenführung. Wieder was fürs Herz. In Show 5 und 6 zogen Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf dann ihre Joker - und involvierten sich gegenseitig in ihren TV-Ideen: Die Interpretation einer typich japanischen Gameshow  mit absurden Spielen und „Höhenangst - die Show“. In diesen Momenten verfiel „Die beste Show der Welt“ vielleicht ein Stück zu weit in die schon zu oft gesehenen Buddy-Wettkämpfe der Beiden.

Zum Finale kam es dann mit besagtem „Game of Drones“, einer Gameshow mit Drohnen-Wettflug und „Kein Herz für Tiere“ mit putzigen Bildern süßer Tierbabys, die bei Jorge Gonzalez, Palina Rojinski und Rolf Scheider möglichst keine Reaktionen erzielen sollten. Verpackt in einen vermeintlichen Wettbewerb der TV-Ideen mit Live-Einschaltquote des Studiopublikums (den hoffentlich niemand zu ernst nahm) war „Die beste Show der Welt“ am Ende ein Kessel Buntes mit überraschenden Elementen, der an offen gestaltete Unterhaltungsshows wie „Die Sonja und Dirk Show“ oder auch „Gottschalks Hausparty“ erinnerte, deren Reiz ebenfalls darin bestand, dass sie nicht durchformatiert und für allerlei Überraschungen und Aktionen gut waren. Das deutsche Fernsehen könnte mehr davon vertragen - ob nun mit oder ohne aufgesetztem Format-Wettbewerb und live ermittelter „Einschaltquote“.

Quotensieger wurde am Ende "Dürften wir?" von Joko Winterscheidt. Musik, Glitter, Applaus. „Die Show habe ich deshalb konzipiert, weil ich damit zeigen möchte, dass es in der heutigen Welt wichtig ist, die richtigen Fragen zu stellen. In einer Welt, wo man tatsächlich mit einem Lächeln auf der Straße schon meistens überfordert ist. Stellen Sie einfach höfliche Fragen! Im Miteinander würde uns das helfen. ‚Dürften wir?‘ - die Losung nicht für Weltfrieden aber für eine bessere Welt“, brüllt der Gewinner in seiner Dankesrede mit XXL-Fernsehpreis in der Hand am Ende noch ins Mikrofon bevor der Abspann beginnt und uns noch ein spannendes Detail verrät: „Eine Florida TV-Produktion im Auftrag von ProSieben - in bester Zusammenarbeit mit der btf.“ Das OnAir-Design der Show sowie die Bespielung der riesigen LED-Wand kam einem tatsächlich irgendwie bekannt vor.

Die beste Show der Welt© ProSieben