"Enjoy digital life": Die neue Tomorrow im DWDL-Test

Mit großem Erfolg ist die Zeitschrift Tomorrow gestartet und euphorisch im Hype der neuen Technologien stieg sie alsbald auf eine vierzehntägliche Erscheinungsweise um - und scheiterte. Die Auflage sank und auch leicht bekleidete Frauen auf dem Cover konnten daran nichts mehr ändern. Aber auch inhaltlich hatte sich das Magazin verändert. Seichter wurden die Themen, die Optik der technischen Produkte stand mehr und mehr im Vordergrund, die Ernsthaftigkeit sank zugleich. Wurden in guten Zeiten noch fast 400.000 Exemplare verkauft, haben zuletzt nur noch etwas mehr als 68.000 Leute die Zeitschrift erworben.

Im Frühjahr wurde die Zeitschrift von der Vogel Burda Holding GmbH und der Tomorrow Focus AG übernommen. Nach ein paar Monaten präsentiert sich die Tomorrow nun im neuen Gewand. Für 1,50 € liegt die neu überarbeitete Tomorrow nun in den Läden. Erstmals seit langer Zeit auch ohne „weibliche Unterstützung“.

Das Leitmotiv „Enjoy digital life“ prangt in großen Lettern auf dem Cover, das insgesamt sehr unaufgeräumt wirkt. Die Technik steht jedenfalls seit langem wieder einmal im Mittelpunkt des Covers. Ein überstehender Einleger „Jetzt gewinnen mit der neuen Tomorrow“ und der Hinweis „Probierpreis 1,50 €“ weisen den potentiellen Käufer darauf hin, das dies eine ganz neue Tomorrow sei. Und auch das Editorial macht darauf aufmerksam, dass nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich etwas geändert wurde.

Die Zeitschrift ist unterteilt in vier große Bereiche: „In der News-Welt“, „In der Erlebnis-Welt“, „In der Testwelt“ und „In der Bilderwelt“.

Im News-Bereich wurde so ziemlich jedes Thema reingepackt, das irgendwie nach Technik riecht. So finden Berichte über James Bond, Stromaggregate, High-Tech-Schuhe genauso Platz wie DSL, Spielkonsolen, Virensoftware oder Mobiltelefone. Es existiert keine Struktur oder inhaltliche Trennung von Themenbereichen. Insgesamt sind die Beiträge von „durchaus interessant“ über „schon hundertmal gelesen“ bis „zum Gähnen“. Man erhält zudem den Eindruck, dass das Aussehen der Produkte und unnütze Spielereien weiterhin im Vordergrund stehen. Große Bilder zeigen in erster Linie Design-Produkte, die hübsch zu fotografieren sind.

Nach einer eher enttäuschenden Rubrik folgt dann die Überraschung. „In der Erlebniswelt“ findet der Leser interessante Reportagen.  Ein Blick hinter die Kulissen von Google, Sony  &  Co zeigt anschaulich das Leben in großen IT-Konzernen. Berichte über ferngesteuerte Autorennen, die Entwicklung von Mobiltelefonen, ein HD-TV-Leitfaden sowie eine Podcast-Auswahl rundeten das Angebot gut ab. Überflüssig dagegen die besten 5 neuen DVDs, CDs und Spiele.

In der „Testwelt“ wurden als großer Themenblock Wohnzimmer-PCs getestet. Die Beschreibungen sind ausführlich, die Testtabellen ebenso, diese allerdings in viel zu kleiner Schrift und gequetscht nebeneinander. Ein schöner Artikel über den Alltagstest eines Navigationssystems, ein Test über Digitalkameras und Kopfhörer sowie diverse Einzelprodukte komplettierten die Rubrik. Die Beschreibungen der Produkte sind insgesamt sehr gut gelungen. Infoboxen und Grafiken erklären anschaulich die wesentlichen Begriffe und Anforderungen, die ein Gerät mitbringen sollte.

Die „Bilderwelt“ lässt weitere Digitalkameras erwarten. Doch weit gefehlt. Die Rubrik soll Originalgrößen, Panoramas und Details von bestimmten Gegenständen zeigen. So werden Bilder des „Schily-Passes“ mit ausführlicher Beschreibung gezeigt, das Lenkrad von Formel 1-Fahrers Fernando Alonso erklärt und ein Notebook von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Ein Blick in das Innenleben des Kanzler-Flugzeugs verrät auf zwei aufklappbaren Seiten, wie eine Kanzlerin Merkel bald fliegen wird.

Das Layout erinnert etwas an die leider kürzlich eingestellte AVDC. Es wirkt bei der Tomorrow allerdings manchmal unaufgeräumt. Manche Artikel sind auf den ersten Blick nicht gut zu unterscheiden. Als Hintergrundfarben werden sowohl weiß als auch schwarz genutzt. Die Bilder sind erwartungsgemäß gut. Der Informationsgehalt der Tomorrow ist deutlich gestiegen. Die Artikel sind stellenweise sehr lesenswert und informativ. 

Fazit: Die neue Tomorrow kann sich sehen lassen. Die Artikel sind deutlich tiefgründiger und das Layout kann bis auf ein paar Schwachstellen und einer stellenweise vorhandenen Unübersichtlichkeit gut überzeugen. Der Nachrichtenbereich ist allerdings noch verbesserungswürdig und die Vorstellungen von DVDs, CDs und Spielen wirken deplatziert.