Ultimate Beastmaster© 25/7 Productions
Als erstes Medium überhaupt hat DWDL.de im Februar 2016 darüber berichtet, dass Netflix mit "Ultimate Beastmaster" eine eigene Gameshow plant - eine Art "Ninja Warrior", produziert für ein weltweites Publikum. Es dauerte rund drei Monate, bis der SVoD-Anbieter das Projekt offiziell bestätigte. Nun ist die Show da und sie offenbart an vielen Ecken und Enden Schwachstellen, was auch auf die deutschen Kommentatoren zurückzuführen ist. Doch es hapert auch woanders.

Aber der Reihe nach: In neun Folgen von "Ultimate Beastmaster" treten jeweils zwei Kandidaten aus sechs Ländern (Deutschland, Brasilien, Südkorea, Japan, USA, Mexiko) an, um einen Parcours zu bezwingen. In der zehnten Folgen treten die neun Sieger gegeneinander an, um "Ultimate Beastmaster" zu werden. So weit, so "Ninja Warrior". Weil man das bereits bekannte Format aber nicht komplett kopieren wollte, hat Netflix den Mythos des "Biestes" geschaffen. Die Kandidaten überwinden also keinen Parcours, sondern Kämpfen gegen das "Biest". Sie müssen durch das Biestmaul und durch den Biestmagen. Wenn sie verlieren, landen sie im Biestblut. Das ist ziemlich viel Biest auf einmal, geht schnell an die Nerven und wirkt sehr gewollt.


Der Parcours selbst ist einsame Spitze. Wo RTL bei "Ninja Warrior Germany" in der ersten Staffel noch sparen musste und ausschließlich in einer Halle produzierte, wird "Ultimate Beastmaster" in der Wüste Kaliforniens gedreht, wo rund 50 Tonnen Stahl in das "Biest" verbaut wurden. 25 Meter hoch und 200 Meter lang ist die Konstruktion, die den Kandidaten so einiges abverlangt. Ein imposantes Erscheinungsbild hatte man aber auch vorher schon von der Netflix-Produktion erwartet. Nichts anderes kann dabei herauskommen, wenn man so viel Geld in die Hand nimmt, um eine weltweite Gameshow zu produzieren.

In den jeweiligen Folgen wird dann ausgesiebt: Aus zwölf Kandidaten werden acht, dann fünf, dann zwei. Der Sieger ist "Beastmaster", wer im Finale gewinnt, darf sich "Ultimate Beastmaster" nennen. Und während etwa "Ninja Warrior Germany" mit dem Faktor Zeit punktet, weil die Teilnehmer den Parcours möglichst schnell überwinden müssen, ist das bei "Ultimate Beastmaster" etwas anders. Hier geht es ausschließlich um Punkte, die die Kandidaten sammeln. Wer davon am meisten hat, kommt eine Runde weiter. Das hat zur Folge, dass sich einige Kandidaten Bonuspunkte holen, die es an den ein oder anderen Stellen gibt, und dann trotzdem glücklich sind, wenn sie ins "Biestblut" fallen.

Auch die Schnitte lassen manchmal stark zu wünschen übrig. RTL hat es bei "Ninja Warrior Germany" verstanden, auch Kandidaten, die schnell ausscheiden, kurz vorzustellen und gut in den Ablauf der Sendung zu integrieren. Netflix dagegen zeigt diese Teilnehmer teilweise im Block und schneidet so schnell zwischen ihren einzelnen Stationen, dass man gar nicht weiß warum sie diese überhaupt zeigen. Luke Mockridge und Hans Sarpei mussten diese Szenen ganz offensichtlich nachkommentieren, was die Sache nicht viel besser macht.


© Robert Voets/Netflix

Überhaupt, die Kommentatoren. Auf dem Blatt Papier eigentlich eine durchaus gewagte, aber sehr interessante Mischung. In der Realität aber noch mit sehr viel Potenzial nach oben. Vor allem Hans Sarpei merkt man an, keine Moderations- und Kommentatorenerfahrung zu haben. Seine Sätze und Sprüche hören sich stets so an, als hätte er diese gerade von einem Blatt Papier abgelesen. Das wirkt alles sehr aufgesetzt. Dafür könnte "Ultimate Beastmaster" der Facebook-Seite "Fußballer, die den Swag aufdrehen" neues Material liefern: Hier ist Sarpei nämlich ganz vorne mit dabei.

Luke Mockridge macht seine Sache besser, aber auch er verhaspelt sich oft und kann wenig Stimmung transportieren. Sowohl Mockridge als auch Sarpei geben sich größte Mühe darin, ein gewisses "Wow"-Gefühl zu transportieren. Oft endet das aber mit der Feststellung des Zuschauers, dass die kommentierten Szenen nicht so atemberaubend gewesen sind, wie gerade beschrieben. Das ist schade, geht es doch auch anders. Und so heißt ein Gewinner von "Ultimate Beastmaster" auch: Frank Buschmann. Erst jetzt weiß man wohl so wirklich zu schätzen, welchen tollen Job er in den vielen Shows, allen voran "Ninja Warrior Germany" leistet bzw. geleistet hat. Das Duo Buschmann/Köppen kam in jedem Fall deutlich geölter daher als Mockridge/Sarpei.

Dass "Ultimate Beastmaster" auch aufgrund der Kommentatoren ein wenig schwächelt, ist schade, denn das Konzept ist genial: Die Kommentatoren-Boxen aus allen sechs Ländern stehen direkt nebeneinander und so passiert es dann auch schon einmal, dass sich die Kommentatoren aus den jeweiligen Ländern besuchen und necken, wenn ein Kandidat von Land A den Teilnehmer von Land B rausgeschmissen hat. Das hat durchaus Charme. Dass die anderen Teilnehmer oder Kommentatoren nicht deutsch sprechen und untertitelt werden müssen, stört überhaupt nicht und sorgt für einen großen Unterhaltungswert. Etwa dann, wenn die Amerikaner ständig laut "USA! USA! USA!" blöken oder wahlweise die Japaner oder Südkoreaner wild gestikulierend am Spielfeldrand stehen und man so überhaupt nichts versteht.


© Robert Voets/Netflix

Was dagegen wiederum etwas aufgesetzt wirkt, sind die Namen der verschiedenen Stationen des Parcours. Die sind nämlich alle englisch und so sprechen Mockridge und Sarpei ständig von energy coils, point thruster, spinal descent, stomach churn, coil crawl und grid lock. Ein paar Wörter einzudeutschen, um weniger gewollt cool zu klingen, wäre hier wohl keine falsche Idee gewesen. Befremdlich auch, dass es bei "Ultimate Beastmaster" kein Publikum vor Ort gibt, die Macher aber dennoch ständig die Laute eines vermeintlichen Live-Publikums (jubeln, klatschen) in den Hintergrund schneiden. Das passt leider so gar nicht zusammen. 

Sehr bemerkenswert ist auch ein Punkt, den viele Zuschauer immer wieder in klassischen TV-Formaten kritisieren: Das Einbinden emotionaler Stories. Auch Netflix verzichtet darauf nicht und stellt Kandidaten in den Einspielern vor, die traurige Geschichten zu erzählen haben. Bei dem einen ist die Mutter gestorben, bei dem anderen ein guter Freund. Der nächste Kandidat hatte vor Jahren einen schweren Autounfall und seine Ärzte haben nicht daran geglaubt, dass er jemals wieder Sport machen kann. Auch bei Netflix glaubt man offenbar nicht, dass es ohne diese Geschichten geht. Eine interessante Erkenntnis, die den ein oder anderen Kritiker vermutlich anders auf entsprechende Formate hierzulande blicken lässt.

"Ultimate Beastmaster" ist insgesamt eine solide Unterhaltungsshow, der man das hohe Budget ansieht. Dennoch bedeutet viel Geld nicht gleichzeitig auch viel Spannung. Von daher können Fernsehmacher auf der ganzen Welt aufatmen: Auch bei Netflix wird nur mit ganz normalem Wasser gekocht - auch wenn man zuletzt ja den Eindruck gewinnen konnte, dass dem vielleicht nicht so sei. Letztlich setzen sich aber nicht die Shows durch, die einfach weltweit verfügbar gemacht und mit einem XXL-Budget ausgestattet werden, sondern die Formate, die am besten unterhalten. RTL ist Netflix mit "Ninja Warrior Germany" mindestens um eine Länge voraus.