"Öffnet euch, offenbart euch, zeigt alles", befiehlt der Große Bruder mit tiefer Stimme, während seine zwölf Jünger ihm ehrfurchtsvoll lauschen. Die Jünger, das sind nach den Maßstäben von Sat.1 Promis – nur so ergibt der Show-Titel "Promi Big Brother" schließlich einen Sinn. Sie haben sich an einem etwas unwirtlichen Ort zusammengefunden, den der Sender lapidar als "Nichts" beschreibt. Hier gibt es weder Betten noch Decken. Nicht einmal Gläser hat Sat.1 seinen Insassen zur Verfügung gestellt, was diese offenbar nicht weiter stört und dazu führt, dass der Klobürstenhalter kurzerhand zum Trinkgefäß umfunktioniert wird.

Dazu eine Panik-Attacke und ein Streit über den Unterschied zwischen Entgiftung und Entzug. Keine Frage, Freunde des gepflegten Trashs dürften an der Auftakt-Show der fünften Staffel, die am Freitagabend über mehr als drei Stunden hinweg zu sehen war, durchaus ihren Spaß gehabt haben. Das mag vor allem daran gelegen haben, dass Sat.1 und Endemol Shine für einen relativ flotten Einstieg sorgten, indem sie erstmals sämtliche Bewohner schon zwei Tage vorher nur mit dem Nötigsten (Schminke, Zigaretten, Lümmelhose) ins Haus einziehen ließen. Oder besser gesagt: Ins "Nichts", das sich direkt gegenüber vom "Alles" befindet, wie der Luxus-Bereich neuerdings heißt.

Nicht die einzige Veränderung: Nach der alles in allem doch recht enttäuschenden Vorjahres-Staffel sahen sich Sender und Produzenten dazu genötigt, an gleich mehreren Stellschrauben zu drehen. Die augenscheinlichsten Veränderungen: Jochen Schropp hat mit Jochen Bendel einen Moderations-Kompagnon zur Seite gestellt bekommen – und weil die beiden ihre Witzchen nicht im klassischen Studio reißen, sondern nach anfänglicher Public-Viewing-Phase auf einer Empore, wirkt "Promi Big Brother" in diesem Jahr noch ein kleines bisschen mehr wie die Ossendorfer Version des Dschungelcamps.

Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Teilnahme von Sarah Knappik, die sich schon vor einigen Jahren im australischen Urwald zu einem erstaunlichen Bekanntheitsgrad plapperte und nun vorgibt, dank Buddhismus vollkommen in sich zu ruhen. "Ghetto-Faust war gestern, ich komme in Frieden", sagte sie vor ihrer Teilnahme an der Show, in der sie mit der Stimmungskanone Willi Herren auf einen weiteren Kollegen trifft, der bereits Down Under erfahren hat, wie es sich anfühlt, rund um die Uhr von Kameras überwacht zu werden. Der musste sich übrigens gleich mal die Brust enthaaren lassen, um von Big Brother ein paar Groschen für neue Kippen zu erhalten.

Promi Big Brother© Sat.1

Abseits der beiden dürfte es jedoch selbst hart gesottenen Reality-Fans schwer fallen, sämtliche zwölf Bewohner auf Anhieb beim Namen zu nennen. Gut, Sarah Kern (Mode-Designerin) kann man aus einschlägigen Boulevardblättern kennen, auch Steffen von der Beeck erarbeitete sich als Ex von Jenny Elvers in der kunterbunten Glitzerwelt einen gewissen Ruhm. Und auch den früheren "Caught in the Act"-Sänger Eloy de Jong ist mit etwas Glück noch im Hinterkopf einiger Zuschauer abgespeichert. Selbst einen früheren Star der "Eis am Stiel"-Reihe hat Sat.1 aufgegabelt und ins "Nichts" verfrachtet.

Noch etwas schwieriger wird es mit dem Bekanntheitsgrad bei Jens Hilbert, der durch Haarentfernungsmethoden zum Millionär wurde, oder mit der ominösen Luxuslady Claudia Obert, die "Promi Big Brother" nach eigener Aussage als Sprungbrett nach Hollywood erachtet, sich im Haus aber erst mal mit der Perfomancekünstlerin Milo Moiré herumschlagen muss. Die wurde sogar schon mal in Einzelhaft gesteckt, weil sie Zuschauern ihrer Darbietung erlaubte, auf offener Straße ihre Vagina zu berühren – womöglich nicht die schlechteste Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme bei "Promi Big Brother".

Kleiner Trost: Selbst im Haus war ihr Name nicht jedem geläufig. "Ich kenn' dich nicht. Ist das schlimm?", fragte Willi Herren und bekam von ihr im Gegenzug zu hören: "Ich kenn' dich auch nicht nicht." Gut, dass das geklärt ist. Nun bilden sie alle also zwei Wochen lang irgendwo zwischen "Alles", "Nichts" und einer großen Duell-Arena eine Art Zwangsgemeinschaft, die von der Aussicht auf zweifelhaften Ruhm und den Hauptgewinn von 100.000 Euro zusammengehalten wird. Dafür kann man schon mal aus dem Klobürstenhalter trinken, oder?