"Opulent aber altbacken" urteilte DWDL.de vor einem Jahr zum Start des neuen Tanz-Formats "Dance Dance Dance". Nun steht die zweite Staffel des Formats aus dem Hause Talpa Germany in den Startlöchern. Wir konnten vorab einen Blick drauf werfen. Unser Eindruck? Weiterhin opulent, weiterhin altbacken. Hat man also nichts gelernt? Doch hat man. Denn auch wenn das Grundgerüst der Show gleich bleibt - also nach wie vor die Optik begeistert, aber die Castingshow-Form ermüdet - wurde durchaus an den richtigen Stellschrauben gedreht. Viel habe sich verändert, sagt auch Jan Köppen am Anfang der Show neben Nazan Eckes stehend. "Nur wir zwei Flitzpiepen sind geblieben."



Einer der großen Kritikpunkte in Staffel 1: Unfassbar schnelle Schnitte sollten wohl enorme Dynamik in die Show bringen, aber führten leider dazu, dass die Tänze der Promi-Paare kaum vernünftig zu verfolgen waren. Kurz gesagt: Wer einschaltete, um Tanz zu sehen, wurde enttäuscht. Effekthascherei stand im Mittelpunkt. Dazu kam die von Talpa Germany bei "The Voice of Germany" kultivierte Eigenart, sehr oft Reaktionen des Publikums in Großaufnahme zu zeigen. In der nun startenden zweiten Staffel, sind diese beiden Kritikpunkte sichtbar verbessert worden.

Jetzt geht es bei "Dance Dance Dance" auch endlich um den Tanz. Die Zuschauer sind näher und konzentrierter dran. Schon beim ersten Promi-Paar der Eröffnungsshow  - Ehepaar Odonkor - kommt dabei auch die Bühne viel besser zur Geltung. Hat man sich im vergangenen Jahr etwas zu sehr allein auf diese Besonderheit des Formats, also die Nutzung von CGI zur Erschaffung beeindruckender Bühnenbilder für den TV-Zuschauer, verlassen, so wirkt die neue Staffel von "Dance Dance Dance" ein Stück weit mehr wie ein Schwesterformat von "Let’s dance".

Das kann man als Kompliment und Kritik verstehen. Jan Köppen, der auch in dieser Staffel an der Seite von Nazan Eckes moderiert, wirkt mehr denn je wie Sylvie Meis. Nach jedem Auftritt und Juryurteil empfängt  er die Kandidaten, die kurz noch die Publikumsränge hochsprinten, in einer neuen Kandidaten-Lounge. Auch der obligatorische "Wie fühlt ihr Euch"-Talk darf nicht fehlen. "Dance Dance Dance" ist RTLisiert worden: Der Zuschauer bekommt etwas mehr von dem, was er kennt. Das macht die Show nicht innovativer, aber fürs Publikum sicher gefälliger. Massenkompatibler könnte man auch sagen.

Schade ist nur, dass nach wie vor zu viel Zeit mit Jury-Urteilen verschwendet wird. Es wird immer noch mehr über das Tanzen geredet als effektiv gezeigt. So macht man zwar Strecke, aber es wirkt einfach irrelevant. Ein kürzeres Voting wäre angenehmer. Und spätestens wenn sich DJ Bobo zu Aussagen wie "Das ist hier eine der besten Tanzshows der Welt" hinreißen lässt, denkt man sich: Warum nur braucht es dieses Jury-Element. Warum nur müssen so viele schöne Showideen nach Castingshow-Logik aufgebaut sein.

Wer sich übrigens fragt, warum Ruth Moschner in der Jury sitzt, bekommt dies in der Sendung gleich mehrfach erklärt. Nur um auf Nummer sicher zu gehen und auch für sie als Leser an dieser Stelle noch einmal: Sie hat mal Ballett getanzt. Charme bringt sie wie immer mit, aber das Problem an der Vielzahl von Jurys im deutschen Fernsehen: Man fragt sich längst, wer sich warum auf welcher Seite des Jurypults befindet.

Das Fazit: "Dance Dance Dance" geht aus Sendersicht gut überarbeitet in die zweite Staffel. Die Stärke des Formats - der Tanz in meist beeindruckender Kulisse - ist deutlich besser und etwas ruhiger in Szene gesetzt. Die Verpackung wurde an das angeglichen, was die RTL-Zuschauer gewohnt sind. Es ist damit ein interessantes Beispiel für die Feinarbeit an einem bestehenden Format. Wenn bloß das Juryritual nicht wäre…