Manchmal ist das Leben einfach ungerecht. Nach einem missglückten Zoobesuch mit ihrer Tochter, muss sich Tierpflegerin Eva vor dem heraneilenden Mitarbeiter des Jugendamts eigentlich von ihrer besten Seite zeigen. Dumm nur, dass sie ihren Freund gerade rausgeschmissen hat, weil der mit ihrer Schwester Toni im Bett gelandet ist und sich damit plötzlich weitere Probleme auftun – zumal Toni auch noch bei Eva einziehen möchte. Viele Baustellen also, die für Turbulenzen unter dem Dach der Gumperts sorgen.

Das ist die Ausgangslage der neuen Comedyserie "Beste Schwestern", mit der RTL nach eigener Aussage an frühere Erfolge wie "Ritas Welt" und "Nikola" anknüpfen möchte. Nach Ansicht der Auftaktfolge steht zu befürchten, dass das das ein schwieriges Unterfangen werden könnte, auch wenn mit Mark Werner ein Headautor an Bord ist, der einst bereits für die kultigen Comedyserien des Senders arbeitete. Doch während sich "Rita" oder "Nikola" schnell als starke Figuren herauskristallisierten, kommen die "besten Schwestern" zunächst erstaunlich nichtssagend daher.

Schnell wird klar, wie der Hase läuft: Eva ist die erwachsene, Toni die chaotische Schwester, die alles durcheinanderbringt. Verkörpert werden die Schwestern von Mirja Boes und Sina Tkotsch, die wahlweise total gut gelaunt oder total genervt dreinblicken. Viel mehr als zwei Gesichtsausdrücke braucht es nicht, um die mit dem Vorschlaghammer dargebotenen Dialoge mimisch umzusetzen. Wer sich von diesem Facettenreichtum einen Eindruck verschaffen möchte, muss sich nur den kurzen Vorspann ansehen, der die Hauptdarstellerinnen beim Grimassenschneiden zeigt.

Spätestens hier könnte einem das Lachen vergehen – hätte es bis dahin denn wenigstens schon mal einen Lacher gegeben. Nein, man kann nicht behaupten, die beiden Hauptdarstellerinnen würden sich als "Schwestern" in einen Rausch spielen. Insbesondere Mirja Boes bleibt eben immer Mirja Boes. Dazu kommen ein besserwisserischer Vermieter und eine völlig überzeichnete egozentrische Mutter ("Erst ruinierst du meine Figur, dann meine besten Jahre – und jetzt willst du auch noch mein Geld?"), die mit ihrem Leben in einer Luxusvilla so gar nicht zu den einfachen Lebensverhältnissen ihrer Töchter passen will.

Beste Schwestern© MG RTL D / Guido Engels

Für eine positive Überraschung sorgt Laurena Marisol Lehrich, die als Evas neunmalkluge Tochter Marie eine gute Figur macht. Die wenigen starken Momente, wenn etwa die zur Maske umfunktionierte Strumpfhose beim nächtlichen Einbruch ins Jugendamt Feuer fängt, können die Schwachstellen letztlich nicht auffangen. Und so erweist sich die Produktion von Warner Bros. vorwiegend als uninspirierter Ritt durch Klischees und vorhersehbare Späßchen. Das fehlende Gag-Feuerwerk wäre nicht weiter schlimm, käme im Gegenzug wenigstens so etwas wie Tiefgang auf. Doch davon ist leider auch in den stilleren Szenen von "Beste Schwestern" nur wenig zu spüren.

Wenn es jedoch so etwas wie eine gute Nachricht gibt, dann ist es der Blick nach vorn. Die zweite Folge, in der Eva die Verantwortung für eine brütende Papageiendame übernimmt, wirkt schon deutlich stimmiger als der Auftakt, der es den Zuschauern nicht leicht macht, die beiden Schwestern ins Herz zu schließen. Genau das wäre aber die Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg der Comedyserie.

RTL zeigt "Beste Schwestern" donnerstags um 21:45 Uhr.