Mit jeder neu erschienenen Militär-Serie geht meist ein Augenrollen einher - verbunden mit der ganz leisen Hoffnung, dass vielleicht doch mal eine andere als die 08/15-Geschichte erzählt wird. So hat doch beispielsweise das Krimi-Genre in den leztzten Jahren auch ganz besondere Produktionen hervorgebracht hat - man denke an "Fargo" oder "True Detective". Doch bei Kriegs- und Militärserien ist die Lage einfältiger. Erwähnenswerte Serien wie “Generation Kill” und “Strike Back” liegen meist schon Jahre zurück. Nun hat sich das US-amerikanische Network CBS an einen neuen Versuch gewagt. Mit dem “SEAL Team”, dass ab heute Abend um 22:15 Uhr bei Sat.1 zu sehen ist, soll mal wieder gezeigt werden, was die die Elite des amerikanischen Militärs zu bieten hat.

Wie bei allen "Navy-CIS"-Serien, die ebenfalls dank CBS auf dem Markt sind, ist das Konzept auch hier simpel. In klassischer Case-of-the-Week-Manier scheint es für das Team rund um Jason Hayes (David Boreanaz) keinen Auftrag zu geben, der zu schwer oder gar unmöglich ist. Boreanaz war zuvor zwölf Jahre Teil von “Bones” und hatte augenscheinlich keine Schwierigkeiten damit, sich in sein neues "SEAL Team" einzufügen. So sieht man ihm keine Mühe an, die Rolle des erfahrenen Soldaten zu übernehmen. Ein Exempel für einen höchstmotivierten Darsteller stellt er jedoch auch nicht dar. Anders ist die Lustlosigkeit, die er an den Tag legt, nicht zu erklären. Er wirkt ausgelaugt. Als er damals, nachdem “Angel” endete, direkt für “Bones” zusagte, steckte er das noch gut weg. Nun hätte ihm eine Pause vor der nächsten Hauptrolle womöglich ganz gut getan.

So aber muss er mit Drehbüchern arbeiten, die es ein Stück weit verständlich machen, warum Boreanaz so wenig Lust versprüht. Die Autoren, zu denen sich auch Showrunner Benjamin Cavell (“Homeland”) zählt, haben eine archetypische Welt erschaffen, in der das exakt gleiche passiert, wie es bereits in vielen anderen Genre-Vertretern der Fall ist: Die Amerikaner sind die Guten, die die Welt retten und die Ausländer die Bösen, die nicht englisch sprechen können. Bei “SEAL Team” wird ein Schubladendenken an den Tag gelegt, dass in einer Patriotismus-Bombe wie “The Last Ship” zwar noch deutlich extremer ist, hier aber auch absolut keinen Spaß macht.

Dabei wurde vielversprechend begonnen. In der ersten Szene sitzt Jason Hayes auf der Couch seiner Therapeutin und möchte seiner posttraumatische Belastungsstörung entgegenwirken. Leider dient dieses Setting jedoch nicht dazu, wirklich auf dieses wichtige Thema einzugehen, sondern vielmehr dafür, Rückblenden einzuleiten, in denen vor allem Explosionen gezündet werden. Handwerklich ist das auf einem hohen Niveau und es wird schnell ersichtlich, dass hier wohl der Großteil des Budgets gelandet ist. Wer aber wirklich mit PTSD zu tun hat, wird hier keine gerechte Projektion dieser Krankheit erkennen können.

Im Vordergrund steht grundsätzlich das, was gesehen werden kann. Nicht das, was im Innenleben der Protagonisten vonstatten gehen könnte. So geht es im ersten Einsatz beispielsweise auf die pathetische Jagd nach einem Terroristen, der am Besten lebendig geschnappt werden soll. Er wird erschossen. Mission beendet. Das ist kein großes Herunterbrechen der Handlung, sondern der Inhalt einer 45-minütigen Folge, die neben Action keinen Mehrwert liefert. “SEAL Team” ist eine visuell getrimmte Serie, die auf anscheinend sehr dünnen Drehbüchern basiert.

Es ist an der Zeit, dass die Macher solcher Serien sich nicht mehr darauf verlassen, dass auch die x-te Version solch eines Militär-Konzeptes ihr Publikum findet. Krieg ist ein Thema, das nicht nur für eine belanglose Actionserie, sondern auch informativ aufgearbeitet werden kann. Wir erinnern uns an “Band of Brothers” oder “The Pacific”, wo das bereits in überragender Art geschehen ist. Doch solange die Quoten bei Werken wie “SEAL Team” stimmen - und dies ist ja halbwegs der Fall, eine zweite Staffel wurde jedenfalls bereits bestellt - wird sich das Genre weiter in seinem Winterschlaf ausruhen.

Die erste Staffel von "SEAL Team" läuft immer noch beim Bezahlsender TNT Serie und seit heute auch ab 22:15 Uhr im Free-TV bei Sat.1.