Dass vor zwei Jahren zu Ende gegangene "Castle" dürfte beim US-Sender ABC auch heute noch betrauert werden. Die mit Nathan Fillion und Stana Katić versehene Serie hat sich die besten Eigenschaften des Krimi-Genres zu Eigen gemacht und wurde zu Recht von Zuschauern und Kritikern gleichermaßen gefeiert. 2009, als "Castle" angefangen hatte, wurde die Story damit ins Rollen gebracht, dass zwei Morde exakt so vollzogen wurden, wie sie in einem Roman von Rick (Nathan Fillion) beschrieben wurden. Folglich half der Autor der NYPD-Polizistin Kate Beckett (Stana Katić) bei ihren Ermittlungen – was sie nicht immer mit der größten Lust mitmachte. Die neue ABC-Produktion "Deception", die ihre deutsche Premiere heute Abend in Sat.1 feiert, wollte so gerne in die Fußstapfen dieser ikonischen Serie treten.

Der Rick Castle dieses Krimis heißt Cameron Black (charmant verkörpert von Jack Cutmore-Scott). Er ist ein Illusionist und verdient seine Brötchen damit, in Las Vegas und New York aufzutreten. Sein Ego reicht soweit, dass er sich für den wohl besten Magier der Welt hält – selbst die Namen von Chris Angel und David Copperfield kann er nur verhöhnend in den Mund nehmen. Seine neueste Show will seinem großen Mundwerk Recht geben: Die Meute rastet aus, als er sich in der Stadt der Sünde verschwinden lässt und kurz darauf am Times Square wieder auftaucht.

Zur Feier des Tages schnappt er sich daraufhin eine Frau aus dem Publikum, die es ihm angetan hat. Sie hat verschiedene Augenfarben und versteht es auch sonst, attraktiv zu wirken. Auf einer Spritztour, die er mit ihr und seinem Jaguar unternimmt, kommt es jedoch zu einem tödlichen Unfall. Am nächsten Morgen steht die Polizei vor seiner Tür und will ihn verhaften – bis er klarstellen muss, dass nicht er derjenige ist, den die Kameras am Unfallort eingefangen haben, sondern sein Zwillingsbruder Jonathan Black (ebenfalls von Cutmore-Scott gespielt). Irgendjemand möchte ihn im Gefängnis sehen und Cameron macht es sich zur Aufgabe herauszufinden, warum.

Anfangs bemitleidet er sich aber vor allem selbst. Nachdem herausgekommen ist, dass er einen Zwillingsbruder hat, und das er seine Zuschauer mit seiner Show lediglich angelogen hat, steht es eher mies um seine Karriere. An dieser Stelle kommen selbst die weltberühmten Zauberer Penn & Teller zu Wort, die mit ihren fiktionalen Ichs erzählen, dass wahre Magier zwar täuschen, aber niemals lügen würden. Die wunderbare Sendung “Penn & Teller: Fool Us” ist übrigens zu einem kleinen Teil auf Netflix zu sehen und nur zu empfehlen.

Als Cameron jedoch eine gescheiterte FBI-Mission in den Nachrichten verfolgt, blitzen seine Augen auf. Das Ganze sieht nämlich so aus, als ob die US-Sicherheitsbehörde von einem anderen Illusionisten veräppelt wurde: Ein ganzes Flugzeug ist verschwunden, samt kostbarer Ware. Cameron erkennt sofort, dass das die gleiche Person sein muss, die auch seinen Bruder genarrt hat.

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In einer Mischung aus "Castle" und "The Mentalist" geht es dann weiter: Er taucht beim FBI auf, bietet seine Hilfe an und gerät an die Detektivin Kay Daniels (Ilfenesh Hadera). Währen all ihre Kollegen große Fans von seiner Zauberkunst sind, ist sie es natürlich nicht. Erst nach und nach taut sie auf, bis sie immer öfters ein Lächeln in seine Richtung abgibt. Wie neu.

Doch so altbacken diese Charakterkonstellation auch klingt. Das genaue Gegenteil kann in der Spritzigkeit der Erzählung entdeckt werden. "Deception" steckt voller Verspieltheit und quetscht jede Nuance aus dem weitläufigen Magier-Kosmos, die uns wieder zu kleinen Kindern machen. Showrunner Chris Fedak inszeniert seine nicht immer überraschende Geschichte mit so viel Hingabe, dass “Deception” gar keine runde Sache sein muss, um zu unterhalten. In der Tat wird diese Serie wohl keinen Preis gewinnen, außer den Applaus aus der echten Magierwelt. Auch eine zweite Staffel wird es nicht geben, da ABC "Deception" längst gecancelled hat. Doch die erste Hauptrolle von Jack Cutmore-Scott, die er gleich mit einer sehenswerten Doppelrolle meistert, reisst mit und ist absolut launig.

Noch schöner ist eigentlich nur die Nebenrolle von Vinnie Jones. "Guck nicht schon wieder so", ist einer der ersten Sätze, die seine Rolle Gunter ("der größte Illusionsbauer der Welt") zu hören bekommt. "Was? Wie denn?", fragt er. "Wie ein verrückter Killer oder ein böser Gefängniswärter", antwortet sein Kollege. Das ist insofern charmant inszeniert, dass Ex-Fußballprofi Vinnie Jones in den letzten Jahren vor allem für aggressive Rollen gecastet wurde. Ob nun in Guy Ritchies Filmen "Bube, Dame, König, grAS" und "Snatch" oder "Mean Machine". Nun spielt er einen Kulissenbauer.

Beispiele wie dieses zeigen, wie sich die ganze Serie verhält. "Deception" nimmt sich an keiner Stelle zu ernst und lockert das Genre damit genauso auf, wie es schon “Castle” tat. Fedak, der einst der Erfinder von "Chuck" war, spielt seine Karten weise aus und zieht genau dann einen Hasen aus dem Hut, wenn es der Zuschauer am wenigsten erwartet. Für ABC war die Show aber leider nicht bezaubernd genug.

Die erste und einzige Staffel von "Deception" ist ab heute jeden Donnerstag ab 20:15 Uhr mit Doppelfolgen in Sat.1 zu sehen. Die Gesamtlänge beträgt 13 Episoden.