Die Themen Immobilien und Wohnen sind durchaus spannend, bezahlbarer Wohnraum wird in den Großstädten bekanntlich immer knapper und viele Familien zieht es inzwischen vermehrt aufs Land. Hinzu kommt der Wunsch von vielen Deutschen nach Eigentum. Was liegt da also näher als ein öffentlich-rechtlicher Sender, der sich fortan täglich mit dem Phänomen Wohnen auseinandersetzt? Das Erste versucht nun, sich diesem aktuellen Trend in der neuen Sendung "Stadt, Land, Haus" am Nachmittag zu nähern, scheitert dabei aber schnell.


Offenbar inspiriert vom Erfolg der Vorabend-Quizshows haben sich Sender und Produktionsfirma Imago TV dazu entschlossen, das britische Format ("Guess This House") für den deutschen Markt zu adaptieren. Das bedeutet: Zwei Kandidaten-Paare besuchen in der Sendung jeweils drei Immobilien, deren Preise sie am Ende schätzen müssen. Zudem gibt es pro Immobilie noch eine Frage zu einem Gegenstand in dem Haus oder der Wohnung. Zu gewinnen gibt es 1.000 Euro. Zwischendurch werden die Kandidaten beim Rundgang begleitet.

Das hat natürlich alles wenig mit einem Quiz im klassischen Sinne zu tun - und schon gar nicht mit den angesagten Formaten am Vorabend, die dem Ersten nun schon seit einiger Zeit tolle Quoten bescheren und flott daherkommen. "Stadt, Land, Haus" ist ein Quiz um des Quiz’-Willen. Es ist schon alleine deshalb nicht spannend, weil sich die Anzahl der Fragen pro Sendung auf gerade einmal sechs (plus möglicher Stichfragen) begrenzt. Und so begutachten die Kandidaten in der ersten Ausgabe eine Espresso-Maschine und eine Keramik-Sammlung, ehe sie erraten müssen, aus welchem Jahr eine alte Deko-Zapfsäule stammt.

Stadt, Land, Haus© RBB/Erhard Batka
Auf Schiefertafeln müssen die Kandidaten die Quiz-Fragen beantworten.

Grundsätzlich aber hat die Sendung einen durchaus interessanten Kern: Wie lebt es sich in Deutschland? In der Auftaktfolge führt Moderatorin Mareile Höppner die Kandidaten sowie die Zuschauer nach Bad Kreuznach. Zunächst geht es in ein Haus, bei dem nur gebrauchte Materialien verwendet wurden. Weitere Besichtigungs-Objekte sind eine große Stadtvilla sowie eine umgebaute Kirche. Das ist nicht nur für Menschen interessant, die gerade auf Wohnungssuche sind. Experten wie Architekten, Antiquitätenhändler oder Auktionatoren kommen ab und an zu Wort, wenn es um gewisse Spezifika geht. 

Höppner selbst mutiert inzwischen ja zu so etwas wie einer Allzweckwaffe für die Daytime des Ersten. Neben "Brisant" und "Stadt, Land, Haus" präsentiert sie ab Oktober auch die Neuauflage von "Dingsda". Zumindest bei der Rateshow wird in Sachen Konzept wohl nicht viel schiefgehen - das ist ja längst bekannt. In "Stadt, Land, Haus" wirkt Höppner etwas verloren - vermutlich weiß sie selbst nicht so genau, weshalb sie den Kandidaten regelmäßig Fragen stellen muss. Zudem kann sie sich nicht so recht entscheiden, ob sie den Kandidaten während der Moderationen in die Augen schaut oder doch lieber in die Kamera blickt, das wirkt auch für die Zuschauer etwas befremdlich.

Letztlich hat Das Erste mit "Stadt, Land, Haus" ein interessantes Thema, das man allerdings falsch aufgegriffen hat. Man hätte sich schlicht entscheiden müssen: Will man eine spannende Quizshow oder doch lieber eine Reportage-Reihe über das Thema Wohnen in Deutschland? So ist am Ende ein halbgarer Kompromiss entstanden, der niemanden zufriedenstellt. In Grobritannien war für das Format vor drei Jahren nach nur 25 Folgen Schluss. Als es am Ende der ersten Sendung 3:3 steht, muss eine Schätzfrage her, um einen Sieger zu ermitteln. Mareile Höppner kann es kaum glauben: "Nach so vielen spannenden Runden entscheidet eine Schätzfrage", sagt sie. Nein, spannend ist an "Stadt, Land, Haus" gar nichts. Schöne Häuser und Einrichtungen gab es aber sehr wohl zu sehen.

Das Erste zeigt insgesamt 20 Folgen von "Stadt, Land, Haus" immer werktags um 16:05 Uhr.