In wenigen Wochen wird in den USA bereits die 39. Staffel zu sehen sein, in Deutschland ist der Funke dagegen nie so recht übergesprungen. Die Rede ist von "Survivor", einer Show, an der sich in der Vergangenheit hierzulande schon RTL II und ProSieben die Finger verbrannten. Als das Format zuletzt vor zwölf Jahren zu sehen war, waren die Quoten derart schlecht, dass sich der Sender dazu entschied, die restlichen Folgen im Vormittagsprogramm zu zeigen.

Das muss man wissen, will man verstehen, weshalb es eine mutige Entscheidung von Vox ist, "Survivor" nach Deutschland zu holen. Wie groß der Glaube an das Format ist, zeigt der Umfang der Bestellung: Gleich 13 Folgen hat der Sender bei Banijay in Auftrag gegeben – und, um es kurz zu machen: das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. 

18 Kandidaten hat man in die Südsee eingeflogen, sprichwörtlich ans andere Ende der Welt, und sie über mehrere Wochen hinweg um ein Preis von 500.000 Euro kämpfen zu lassen. Nichts weniger als "die größte Abenteuershow der Welt" sei "Survivor", gibt Moderator Florian Weber zu verstehen, der noch vor wenigen Monaten weit weg von der Südsee das altbackene "ARD-Buffet" präsentierte. 

Bei "Survivor" wirkt dagegen rein gar nichts altbacken. Von der ersten Minuten an kommt die Show dank opulenter Bilder und monumentaler Musik wie ein großer Kinofilm daher und nicht wie eine beliebige Realityshow. Es braucht nicht lange, bis auch dem Letzten dämmert: Diese Produktion setzt Maßstäbe und war vermutlich richtig teuer.

Ohne langes Vorgeplänkel kommt "Survivor" gleich zur Sache. Gezeigt wird, wie die wagemutigen Kandidaten über Stunden hinweg auf Pfählen verharren, in der Hoffnung, sich dadurch einen Vorteil für die nächsten Tage zu verschaffen. Geschickt nutzen die Macher dieses Spiel, um dem Publikum die ersten Teilnehmer, aber auch die Show selbst näherzubringen. Die zeichnet sich nämlich keineswegs nur durch Wettkämpfe wie diesen aus, sondern auch durch taktisches Vorgehen, und nicht umsonst lautet der Untertitel "Durchhalten. Überlisten. Besiegen."

Survivor

"Das ist wie Schach, nur mit Menschen" ist der Satz, der in der Auftaktfolge so häufig fällt wie kein anderer, beschreibt er doch sehr gut, worauf es bei "Survivor" ankommt. Schnell wird klar, dass es neben Sportlichkeit und Ausdauer eben auch eine gute Taktik braucht, um an die Siegprämie zu gelangen. Wie viel Teamgeist ist gut und wie viel schädlich? Diese Frage stellt sich mit Beginn des Spiels, in dem es darum geht, Allianzen zu schmieden, um möglichst lange zu bleiben. Hinzu kommt, dass ganz zum Schluss alle Ausgeschiedenen den Gewinner bestimmen. Zu viele Feinde sollten sich die Insulaner also besser nicht machen.

Gleich in der ersten Folge wird sichtbar, mit welchen Mitteln die Protagonisten an das Vorhaben "Survivor" gehen. Es dauert nicht lange, bis die Ersten tricksen und täuschen, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert. Dass das Show-Konzept aufgeht, ist dem guten Casting zu verdanken, bei dem die Bewohner von "Love Island" vermutlich allesamt durchgefallen wären. Das Spektrum der "Survivor"-Kandidaten reicht von der Uni-Professorin über den Oberarzt bis hin zum Hauptfeldwebel. Daneben ist sogar Platz für einen Ludothekar und einen Investmentbanker, der sich lieber als Grundschullehrer ausgibt.

Spannung ergibt sich auch deshalb, weil Vox ganz bewusst auf einen Off-Sprecher verzichtet, sondern stattdessen die Spieler selbst zu Wort kommen lässt. Das ist zwar manchmal mit ein bisschen zu viel Pathos aufgeladen, führt aber dazu, dass das Publikum schon nach kurzer Zeit einen guten Einblick in die verschiedenen Taktiken bekommt, die sie sich zurechtgelegt haben. "Das wird eine ganz abgewichste Nummer", sagt eine von ihnen, als das Spiel gerade beginnt. Es spricht einiges dafür, dass sie Recht behalten wird.

"Survivor" läuft montags um 20:15 Uhr bei Vox. Auf TVNOW ist die neueste Folge schon eine Woche vor der TV-Ausstrahlung zu sehen.