Mit großen historischen Filmen ist das so eine Sache. Zwar bietet der Blick zurück die Möglichkeit, eindrucksvolle und eindringliche Geschichten zu erzählen, nicht selten verlieren sich die Stoffe jedoch im Kitsch. Die berühmte Frau zwischen zwei Männern hat man in diesem Kontext mehr als nur einmal sehen können. Im Falle der Verfilmung von Peter Pranges Bestseller "Unsere wunderbaren Jahre" schwang die berechtigte Hoffnung mit, dass es gelingen würde, etwas tiefer einzudringen in die spannende Nachkriegszeit.

Um es kurz zu machen: Der Wunsch ging nicht in Erfüllung. Dabei wäre so viel Zeit für eine intensive Erzählung gewesen. Viereinhalb Stunden umfasst der Dreiteiler, der von UFA Fiction unter der Federführung des WDR produziert wurde. Robert Krause und Florian Puchert haben das Drehbuch fürs Fernsehen übersetzt und dabei auf erstaunlich viel Sex gebaut, den Regisseur Elmar Fischer ebenso erstaunlich plump inszenierte. Dazwischen besticht das Drama durch Hochglanzbilder, die das Deutschland der späten 1940er Jahre eindrucksvoll in die Wohnzimmer transportieren.

Doch diese Bilder verpuffen, weil die Geschichte einer Fabrikantenfamilie, die in Zeiten des Wirtschaftswunders im beschaulichen Altena nach sich und ihren möglichen Perspektiven in Deutschland sucht, an zu vielen Stellen hölzern daherkommt und daher oft ins Seifig-Seichte abrutscht. Mal sind es die vorhersehbaren Dialoge, die der Verfilmung ihren Charme rauben, mal das uninspirierte Spiel des Star-besetzten Ensembles. Und sehr oft stört der Klangteppich, der nach großem Kino klingen soll, in Wahrheit aber nur Durchschnitt ist.

Im Zentrum der Geschichte steht das Fabrikanten-Ehepaar Christel und Eduard Wolf (Katja Riemann und Thomas Sarbacher) sowie dessen Töchter Ulla, Gundel und Margot (Elisa Schlott, Vanessa Loibl und Anna Maria Mühe), die sich die Zukunft nach harten Kriegsjahren auf unterschiedlichste Weise erträumen. Allen voran die lebensfrohe Ulla, die lieber Medizin studieren will als die Leitung der Firma zu übernehmen, die nun schon seit vier Generationen existiert. Das gefällt dem strengen Patriarchen ebenso wenig wie ihr Umgang mit dem charmanten Tommy (David Schütter). 

"Papa wird dich niemals gehen lassen", sagt ihre im Gestern verhaftete Schwester Gundel schon in einer der ersten Szenen, wodurch das grundlegende Setting mit dem Holzhammer erklärt ist. Leider zieht der Regisseur dieses sehr grobe Werkzeug immer wieder dem feinen Besteck vor. So auch in jener Szene, in der Margots Ehemann Fritz aus dem Krieg zurückkehrt, während der Schwiegervater das Geschehen mit bösem Blick vom Balkon aus betrachtet. "Nicht immer kommen die Richtigen zurück", wird er kurz darauf an der Kaffeetafel sagen.

Unsere wunderbaren Jahre

Dabei trägt der Chef einer Metallwarenfirma selbst eine dunkle Vergangenheit in sich, hat er während des Kriegs doch jenen Stacheldraht hergestellt, der rund um das Konzentrationslager Bergen-Belsen errichtet wurde. Gewiss, der Stoff hätte viele Möglichkeiten geboten, eindrucksvolle Fernsehminuten zu schaffen. Leider sind diese in den drei Teilen zu selten zu finden, um dauerhaft in Erinnerung zu bleiben. Besonders spürbar offenbaren sich die Schwächen des Dreiteilers immer dann, wenn Katja Riemann als humpelnde Mutter in Erscheinung tritt, um ihren Text aufzusagen. 

Nein, es ist nicht alles schlecht in dieser Produktion. Doch gemessen an dem, was Peter Prange mit seinem Roman ablieferte, verkauft sich die Miniserie weit unter Wert. "Das ist wie Spazierengehen in den eigenen Träumen", sagte Prange zu Beginn der Dreharbeiten. Kaum zu glauben, dass all seine Träume in Erfüllung gegangen sind.

Das Erste zeigt "Unsere wunderbaren Jahre" am Mittwoch, Samstag sowie am kommenden Mittwoch um 20:15 Uhr. In der ARD-Mediathek stehen sechs 45-minütige Folgen zum Abruf bereit.