Es ist schon erstaunlich, wie lange Sat.1 "Genial daneben - Das Quiz" die Treue gehalten hat. Die Comedy-Quizsendung kam seit dem Start im Juli 2018 regelmäßig auf Marktanteile weit unter dem Senderschnitt, war aber anders als das teure "Big Brother"-Debakel am Vorabend ein planbar problemfreies Werbeumfeld. Und so hält man grundsätzlich an den Köpfen und Programmfarbe fest, hat aber mal Hand angelegt und mit Constantin Entertainment die Quizshow auf links gedreht. Mit "Genial oder Daneben?" gibt es einen neuen Titel, das Studio hat noch etwas knalligere Farben bekommen und auch das Spielprinzip ist neu.

Aber genau da beginnen für das neue Format auch schon die Probleme. Ein Manko von "Genial daneben - Das Quiz" war die Belanglosigkeit und die Tatsache, dass die Sendung vor sich hinplätscherte. Das ist auch  unter neuem Titel nicht anders. Statt sechs Kandidaten gibt es jetzt nur noch zwei, die in der Vorrunde sechs Fragen beantworten müssen. Erst einmal bekommt aber das Rate-Panel diese Fragen gestellt und darf Tipps abgeben. Dann haben die beiden Teilnehmer die Möglichkeit, sich der Meinung einer der Promis anzuschließen oder einen eigenen Weg zu gehen. 

Die Meinung der Promis, neben Hella von Sinnen und Wigald Boning sitzen im Rate-Panel wechselnde Gäste (zum Auftakt waren es Max Mutzke und Jana Ina Zarrella), ist aber eigentlich völlig egal, weil sich die Kandidaten eben frei entscheiden können, welche der drei Antwortmöglichkeiten sie nehmen. Das war bei "Genial daneben - Das Quiz" noch anders, da entschied die Antwort der Promis, ob die Kandidaten ins Finale ziehen oder ein Zuschauer im Publikum 500 Euro einsackt. Aber auch da wirkten die Antworten mitunter wahllos. 

Eine halbe Küche für 3.000 Euro?

Eine Verbesserung ist die nun gewählte Version aber nicht. Dadurch, dass die Antworten des Rate-Panels keine Auswirkungen haben, entsteht keine Spannung. Lediglich das Herleiten der verschiedenen Antworten ist unterhaltsam - das war ja schon immer die große Stärke von "Genial daneben". Und in guter Tradition der Sendung sind die Fragen in dem neuen Ableger so skurril, dass sie auf Anhieb kaum zu beantworten sind. Wenn ein Promi dann doch eine Antwort sicher weiß, hilft das den Kandidaten natürlich sehr weiter, haben sie dadurch doch leicht 500 Euro gemacht. 

Und so gibt es in sechs Frage-Runden 3.000 Euro zu gewinnen. Die erspielte Summe können die Kandidaten im Finale verdoppeln. Hier heißt es "Mehr oder weniger?". Eine Zahl wird vorgegeben und das Rate-Panel liest nacheinander Fragen vor. Dann müssen sich die Quiz-Kandidaten entscheiden: Ist die Zahl höher oder niedriger als die zuvor? In der ersten Sendung gewinnt ein Ehepaar 3.000 Euro. "Es gibt nur eine halbe Küche", sagt Moderator Hugo Egon Balder daraufhin zu den Kandidaten, die vorher erklärt hatten, sie bräuchten eben eine neue Küche. Vielleicht wäre es eine spannendere TV-Show gewesen, wenn man Hugo Egon Balder losgeschickt hätte um zu schauen, wie viel Küche er für 3.000 Euro zusammenbekommt.

Werbung und Smalltalk: Ein zäher Beginn

Die Platzierung der Werbeinseln ist auch weiterhin ein Problem für das Format: Nach kurzer Begrüßung durch Hugo-Egon Balder geht es in die Werbung - und danach sorgt Small Talk auch nicht gerade für Tempo. Es wird erstaunlich viel Zeit verschenkt bis das Spiel beginnt. Viele Zuschauer dürften da bereits abgeschaltet haben, flott geht jedenfalls anders. 

Der neue Titel hilft übrigens auch kaum: "Genial oder Daneben?" oder "Genial daneben: Das Quiz" - ob das wirklich auffallen wird, bleibt fraglich. Wer da nur kurz in der TV-Zeitschrift guckt oder durch seinen Programmguide zappt, wird vielleicht gar nicht merken, dass Sat.1 da eine neue Version seiner Quiz-Sendung auf die Bildschirme gebracht hat. 

Insgesamt ist es fraglich, ob "Genial oder Daneben?" das Zeug dazu hat, den Sat.1-Vorabend endlich aufzumöbeln. Die Macher haben zwar viel am Look geändert und auch das Spielprinzip verändert, die größten Probleme aber bleiben bestehen. Auch im Vergleich zu anderen Quizsendungen dieser Art, allen voran "Wer weiß denn sowas?" im Ersten, zieht Sat.1 weiter den Kürzeren. Die Sendung plätschert ohne großen Spannungsbogen vor sich hin - zu harmlos und bieder. 

Sat.1 zeigt "Genial oder Daneben?" ab sofort immer montags bis freitags ab 19 Uhr.