Auf Nachhaltigkeit umstellen – das geht für Endverbraucher schneller, als sich einen Teller Pasta zuzubereiten. Wer etwa eine für E-Fahrzeuge benötigte Wall-Box bei der KfW-Bank beantragen möchte, braucht für das Registrieren und Ausfüllen des Formulars gerade mal 15 Minuten. Der pauschale Förderbetrag von 900 Euro geht nach Montage direkt aufs Konto – einfacher geht’s nicht.

Achim Rohnke © VTFF Achim Rohnke, Geschäftsführer des Verbandes technischer Betriebe in Film und Fernsehen (VTFF)
Schnell, unkompliziert, unbürokratisch - was für Privatpersonen gilt, muss auch für uns möglich sein. Für uns – das sind die technisch-kreativen Dienstleister der Film- und Fernsehbranche, die für ungefähr eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr stehen. Hier sehen die bisherigen Fördermöglichkeiten für den Umstieg auf eine nachhaltige Produktion aber deutlich anders aus, nämlich bürokratisch, langatmig und unspezifisch. Es besteht dringender Reformbedarf. Denn: In der Produktionskaskade der Film- und Fernsehindustrie bleiben die Investments, die der Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit erfordert, hauptsächlich an den technisch-kreativen Dienstleistern hängen - den Verleihern, den Studios, den Postproduzenten, den Übertragungsfirmen. Letztlich an allen, die für das operative Umsetzen einer Produktion verantwortlich sind, aber nicht im Rampenlicht stehen. 

Millionenschwere Investments in Green Shooting

Dabei unterstützt der Verband der technischen Betriebe Film und Fernsehen (VTFF) von Anfang an die Initiative „Green Shooting“. Das Bündnis hat sich verpflichtet, ab 2022 bei Film- und TV-Produktionen ökologische Mindeststandards einzuhalten. Das Fundament dazu bilden ein 21 Punkte umfassender Handlungskatalog, Dokumentationspflichten und ein Evaluierungsverfahren, an dessen Ende das Label „green motion“ steht. Der Initiative gehören viele bedeutende Produzenten, Sender und Filmförderanstalten an. Gemeinsam stellen wir auf energieeffizientes und ressourcenschonendes Produzieren um, angefangen beim ersten Scriptentwurf bis hin zu Dreh und Postproduktion. Um diese Verpflichtung einhalten zu können, müssen die technischen Serviceunternehmen in den kommenden Monaten Dieselgeneratoren durch Gas- bzw. Hybridgeneratoren oder mobile Stromspeichersysteme ersetzen, auf LED-Scheinwerfer umrüsten und Ü-Wagen und Fuhrparks auf E-Mobilität oder alternative Antriebe umstellen. Die Kreativen, die für die Postproduktionen verantwortlich sind, müssen von konventioneller Hard- und Software auf Green-IT umswitchen. Das alles kostet Millionen.

Förderung gehört auf die To-Do-Liste der Ampel-Koalition

Die hohen Kosten, die das Umrüsten mit sich bringt, treffen auf eine Branche, die vor allem aus rund 700 kleinen und mittelständischen Firmen besteht und deren Eigenkaptialquote nicht zuletzt durch die Coronakrise gelitten hat. Bei vielen ist finanzmäßig alles auf Kante genäht. Wer jedoch staatliche oder öffentliche Hilfe beim Umstieg auf Öko-Produktion sucht, steht einer Vielzahl von Programmen gegenüber, beispielsweise denen der KfW-Bank oder denen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BFA). Sie alle eint eins: sie sind zu unspezifisch für die Branche, die Antragstellung ist kompliziert und bürokratisch, die Ausschüttung der Hilfe – wenn sie denn kommt! – dauert zu lange. Für einen bürokratischen Hindernislauf durch die staatliche Förderwelt fehlt den technisch-kreativen Dienstleistern aber die nötige Manpower und der lange finanzielle Atem. 

An dieser Stelle ist die Politik gefordert, unkomplizierte und branchenspezifische Förderinstrumente zu entwickeln, auf Bundesebene etwa das Wirtschafts- und das Finanzministerium, auf Länderebene die jeweiligen Förderbanken. Warum keine Umweltprämie für die technischen Betriebe der Film- und TV-Industrie auflegen, die ihnen einen zeitnahen Einstieg in die klima- und ressourcenschonende Produktion ermöglicht? Schnell, transparent, alles online – das Beispiel der Wall Box zeigt: Geht doch! In jedem Fall gehört eine solche Förderpolitik auf die To-Do-Liste der Ampel-Koalition, die sich gerade formiert und zu deren großen Zielen der Klimaschutz und die Energiewende gehören.

Unterstützung für den Transformationsprozess

Die technischen Betriebe tragen den Wandel hin zu einer nachhaltigen Produktionsweise aus voller Überzeugung mit. Die Initiative für Green Shooting wird die Film- und TV-Branche in Deutschland verändern. Und sie schafft Standortvorteile. So können sich die technisch-kreativen Dienstleiter aus Deutschland im internationalen Wettbewerb um die Durchführung von Film- und Serienproduktionen als besonders nachhaltig profilieren und dies auch kommunizieren – Öko als Distinktionsmerkmal und Marketingtool, warum nicht. 

Von Green Shooting profitiert die Branche und die ganze Gesellschaft.  Als wesentliche Treiber bei der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit in der Film- und Fernsehindustrie benötigen die technischen Betriebe aber eine auf sie passende Unterstützung. Ohne sie kann die Branche die selbst gesetzten ökologischen Ziele nicht stemmen. Eine gezielte Förderung der technischen Betriebe ist eine Investition in die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Film- und Fernsehstandortes Deutschland.

Der Autor Achim Rohnke ist Geschäftsführer des Verbandes technischer Betriebe in Film und Fernsehen (VTFF). Rohnke war lange Jahre Geschäftsführer der Bavaria Film GmbH. Der Verband ist das bundesweite Sprachrohr und Netzwerk der technisch-kreativen Dienstleistungsunternehmen für Film, Fernsehen und andere audiovisuelle Produktionen. Seine derzeit fast 50 Mitgliedsunternehmen kommen aus den Bereichen Außenübertragung, Kamera- und Lichtverleih, Studio und Postproduktion und repräsentieren über die Hälfte des Marktvolumens.