Neben seiner Karriere als Komiker hat sich Ralf Schmitz in den vergangenen Jahren ein zweites Standbein als beliebter TV-Amor aufgebaut. Für die deutsche Adaption von "Take me out" war Schmitz so ziemlich die beste Besetzung, die sich RTL wünschen konnte, schließlich gelang es ihm wie kaum einem anderen, gedankenschnell eine Pointe nach der anderen abzufeuern – was bei 30 potenziellen Ansprechpartnerinnen, die ihm in jeder Ausgabe gegenüberstanden, eine beachtliche Herausforderung ist.

Dass Schmitz im Zuge seines Wechsels zu Sat.1 die Moderation von "Take me out" abgab, war daher ein schmerzlicher Verlust für das Format. Das sah wohl auch Single-Frau Johanna so, die nach eigener Aussage kurz vor der Show einen Rückzieher machte, als sie erfuhr, dass Ralf Schmitz gar nicht mehr mit dabei ist. Dass sich besagte Johanna jetzt doch noch von ihm verkuppeln lassen kann, hat sie Sat.1 zu verdanken, wo der Moderator neuerdings in "Voll verschossen" wieder im Auftrag der Liebe unterwegs ist.

Um es vorwegzuschieben: Das bessere, weil temporeichere Format ist eindeutig "Take me out". Doch auch die neue Datingshow, die die Deutsche ProduktionsUnion für Sat.1 herstellt, weiß zu unterhalten, weil Schmitz hier wie dort seine Stärken ausspielen kann. Das Konzept ist simpel: Ein Single steht fünf potenziellen Dates gegenüber und darf anhand verschiedener Eigenschaften entscheiden, was ihm gefällt und was nicht – welche Eigenschaften zu welchen Dates passt, stellt sich jedoch erst hinterher heraus.

Voll verschossen © Sat.1/Willi Weber Wer nicht zu den Singles passt, wird in der neuen Datingshow mit Ralf Schmitz nicht nur sprichwörtlich auf den Mond geschossen.

Das sorgt für schöne Überraschungsmomente, weil freilich nicht immer das Date übrig bleibt, in das sich der Single verguckt hat. Schmitz selbst spricht von "Real-Life-Tinder mit Substanz" und sagt: "Hier geht es nicht um Oberflächlichkeiten wie Pobacken oder Gesicht, hier geht es um Dumpfbacke oder nicht." Der Clou: Wer rausfliegt, wird direkt weggeschossen und verlässt das Studio quasi durch die Decke. 3, 2, 1... guten Flug. Das ist eine nette Spielerei, wie sie in Datingshows offensichtlich zunehmend üblich wird – analog dazu verschwinden die Ausgeschiedenen in der jüngst gestarteten RTL-Show "Date or Drop" bekanntlich durch den Boden.

Doch ganz egal, wie das Ausscheiden inszeniert wird; den entscheidenden Unterschied macht letztlich Ralf Schmitz. Wie einst bei "Take me out", wo er wie ein Flummi durchs Studio hüpfte, witzelt sich der Moderator auch in seiner neuen TV-Heimat gekonnt durch die Show und findet zu nahezu jeder Eigenschaft den passenden Kommentar – sei es das Ekeln vor rohen Tomaten oder der berufliche Spagat zwischen Ergotherapeutin und Domina einer Kandidatin. Selbst zu einem Thanksgiving-Dinner im Coffeeshop würde ihm vermutlich etwas einfallen. Und wenn das Gewinner-Pärchen am Ende die Wahl hat zwischen einer Alpaka-Wanderung mit anschließendem Abendessen und einer Fahrt mit dem Golf 8 zum Dinner, dann empfiehlt er eben kurzerhand, mit acht Alpakas zum Dinner zu fahren. Kaum eine Steilvorlage, die Amor Schmitz nicht verwandelt. 

Wer auf anspruchsvolle Unterhaltung hofft, dürfte in dem neuen Format eher fehl am Platze sein, doch als naturtrübes Unterhaltungsspektakel am späten Abend erfüllt "Voll verschossen" absolut seinen Zweck. Auch wenn die Symbiose von Schmitz und "Take me out" noch einen Ticken größer war. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen.

"Voll verschossen", freitags um 22:30 Uhr, Sat.1