Dass es nicht leicht ist, bekannte Marke aus der Print- oder Online-Welt ins Fernsehen zu verlagern, haben die Verantwortlichen von RTL in den zurückliegenden Monaten bereits mehrfach feststellen müssen. "Gala" performt in Magazin-Form reichlich unspektakulär und "Chefkoch TV" war so quotenschwach auf der Brust, dass der Sender seiner Kochshow eine Pause verordnete, aus der sie bis heute nicht zurückgekommen ist. Man darf also gespannt sein, ob RTL mit dem neuesten Unterfangen einen nachhaltigere Erfolge feiern wird.

Tatsächlich ist die Herausforderung durchaus groß: Wurde "Geo" bislang nicht zuletzt als Print-Marke wahrgenommen, so soll diese mit der Unterstützung des vom ZDF geholten Wissenschaftsmoderators Dirk Steffens nun direkt eine Samstagabendshow tragen. Die gute Nachricht: Im Falle der "großen Geo-Show" hat der Privatsender offensichtlich deutlich mehr Arbeit in die Formatentwicklung investiert als einst bei besagter "Chefkoch"-Show. 

Im Zentrum jeder Ausgabe stehen fünf Promis, die von RTL um die Welt geschickt werden, ehe sie, zurück im Studio, in verschiedenen Quizrunden gegeneinander antreten. Wer bei Aufgaben wie "Wölfe küssen in Norwegen" oder "Apnoe-Tauchen mit den Ama-Frauen in Japan" nun an eine Art "Duell um die Welt" denkt, wird enttäuscht. Zum Glück, möchte man anmerken, denn eine weitere Kopie des Joko-und-Klaas-Formats hat Fernsehdeutschland nun wirklich nicht gebraucht - erst recht, nachdem ProSieben zuletzt schon zu Genüge selbst daran scheiterte, Promis in allen Ecken der Erde um Punkte spielen zu lassen.

Nein, der "Geo-Show" liegt eine andere Idee zugrunde. Hier unternehmen die Promis die Reisen nicht, um sich nach bestandenen Prüfungen mit einem Weltmeister-Titel oder Ähnlichem schmücken zu können, sondern um - Achtung, ungewöhnlich - Informationen über Natur, Mensch und Tier zu sammeln. Im Studio sind sie es dann auch, die ihren Herausforderern Fragen rund um ihre Reiseziele stellen. Das im Untertitel geäaußerte Versprechen der Show - "In 55 Fragen um die Welt" - wird dadurch auf ebenso unterhaltsame wie unkonventionelle Weise eingelöst.

 – In 55 Fragen um die Welt © RTL / Stefan Gregorowius In der "Geo-Show" geht's im Studio um die Länder, die die Promis zuvor bereist haben.

Und so geht es in der neuen RTL-Show fast schon öffentlich-rechtlich zu, weil man vor dem Fernseher wirklich etwas mitnimmt von den Reisen, auf die sich die Promis begeben. Die sind von ihren Erfahrungen mitunter so ergriffen, dass ihnen, so wie Buschmann oder Setlur, gar die Tränen kommen. Mit seinem Besuch bei den Wölfen in Norwegen habe ihm der Sender "einen der größten Gefallen in meinem Leben" gemacht, schluchzt plötzlich der sonst so laute Buschi, ehe sich Setlur nach einer Reise zu Elefanten in Südafrika ähnlich dankbar äußert. Das alles ist zeitweise so emotional, dass selbst Sonja Zietlow, die RTL als erfahrene Fragenstellerin an Steffens' Seite gestellt hat, selbst anfängt zu weinen. 

Bei so viel Wärme passt es gut ins Bild, dass die prominenten Kandidatinnen und Kandidaten nicht nur um ein Preisgeld für eines der besonderen Projekte spielen, sondern auch noch um hunderte Quadratmeter Wald, der im Rahmen des Vereins "Geo schafft Wildnis" verwildern darf. An diesem Samstag flackert es also noch einmal auf, dieses "neue RTL", das sich der Privatsender vor gar nicht allzu langer Zeit auferlegt hat, ehe aus Ermangelung an Erfolgsmeldungen doch wieder Dieter Bohlen verpflichtet wurde.

Tatsächlich zeigt die "Geo-Show" erstaunlich gut, dass moderne Samstagabend-Unterhaltung auch bestens ohne nörgelnde Pop-Titanen mit Hang zu sexistischen Sprüchen auskommen kann. Und auch, dass es doch möglich ist, eine Print-Marke auf sinnvolle Weise ins Fernsehen zu verlängern. Jetzt muss nur noch das Publikum Gefallen daran finden.

"Die große Geo-Show - In 55 Fragen um die Welt", Samstag um 20:15 Uhr bei RTL

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