Sat.1 hatte einst den FilmFilm, Warner TV Comedy jetzt die SerieSerie: „German Genius“ ist Comedy auf x-facher Meta-Ebene. So spielt sich Kida Khodr Ramadan in der achtteiligen Mockumentary, die ab diesem Dienstag in Doppelfolgen bei Warner TV Comedy zu sehen ist, selbst und träumt in seiner Serienrolle davon, dem Leben als Schauspieler und seiner Erfolgsrolle Toni Hamady zu entkommen, in dem er selber Produzent wird, um endlich das große Geld zu verdienen. Zuhause ist nicht nur Serien-Sohn Sami - gespielt von Momo Ramadan, also dem echten 2010 geborenen Sohn Ramadans - skeptisch.

Klappen soll der Durchbruch als Produzent mit einer deutschen Version von „Extras“, der gefeierten britischen Mockumentary-Serie von Ricky Gervais aus den Jahren 2005-2007. Der hatte sich im Oktober 2018 tatsächlich - also ganz real und nicht erfunden - bei Twitter als Fan von Ramadans „4 Blocks“-Serie geoutet („Just finished the German series #4Blocks. It’s a fucking masterpiece“) und weckte die kühne Idee, mal etwas mit Ricky Gervais zu machen. Herausgekommen ist eine Serie über den Versuch einer Serienadaption - mit AllStar-Besetzung.

German Genius © Warner TV Comedy

Wenn Kida Khodr Ramadan, Wiedemann&Berg und insbesondere Warner TV Serie mit deren vorzüglichen Track Record rufen, kommen sie offenbar alle und lassen „German Genius“ zur Revue der Cameo-Auftritte werden, die zwischen Selbstdarstellung, bewusster Überzeichnung oder gar Widersprüchlichkeit pendeln. Heike Makatsch, Detlev Buck, Frederick Lau, Leander Haußmann, Maria Furtwängler, Christina Große, Sascha Gersak, Teddy Teclebrhan, Tristan Pütter, Tom Schilling, Olli Schulz, Kurt Krömer, Katrin Bauerfeind, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Britta Hammelstein und eben Ricky Gervais.

Mit dem Wunsch das deutsche „Extras“ zu drehen, fliegt Kida Khodr Ramadan also nach London, um Gervais an Bord zu holen für eine deutsche Adaption. Der ist aber nur halb begeistert, doch zurück in Berlin geht Ramadan trotzdem großspurig mit dem Namen Ricky Gervais hausieren und trifft dabei u.a. auf die von Christina Große ganz grandios überzeichnete Senderredakteurin Sabine. Die Verhandlungen, die schamlosen Eigeninteressen, die unehrlichen Absichten, unrealistische Versprechen und immer wieder der Kampf der Gewerke - im Rahmen einer Comedy zeichnet „German Genius“ ein schönes Sittengemälde der Branche.

German Genius © Warner TV Comedy

Das ist natürlich nicht neu und wurde  - allen voran von Ricky Gervais mit „Extras“ - schon mehrfach im ähnlichen Mockumentary-Stil vermittelt. Macht es aber nicht weniger unterhaltsam. Ramadans Serien-Idee in der Serie: Mit prominenten deutschen Stars will er die Geschichten der größten Köpfe der deutschen Geschichte erzählen, „German Genius“ eben. Doch nichts läuft wie es soll und in einer Mischung aus fortlaufender Story, Slapstick und tragi-komischer Familiengeschichte entspinnt sich die erste Staffel. Es ist meist die Neugier auf die nächsten Gastauftritte, die zum Bingen der kurzen Episoden treibt.

Denn das Serienprojekt in der Serie rutscht immer tiefer ins Chaos, egal ob vor oder hinter der Kamera - und die Kosten explodieren. Kida Khodr Ramadan nutzt in seiner Verzweiflung alle Kontakte, die er hat. Doch der Verschleiß des Projekts wird zu hoch, zu wenig brauchbares wurde gedreht. Irgendwann wird es auch Senderredakteurin Sabine zu viel - und sie greift ein. Auftritt: Heike Makatsch, deren Präsenz und Spielfreude in „German Genius“ einen schmerzlich daran erinnert, dass wir viel zu selten und zu wenig von Makatsch zu sehen bekommen. 

German Genius © Warner TV Comedy

Und dann kommt noch Maria Furtwängler, deren fiktionale Version von sich selbst sich in der vorletzten Episode zu der Aussage hinreißen lässt: Schauspielerinnen und Schauspieler sollten sich bloß nicht zu wichtig nehmen! In „German Genius“ nimmt sich die Branche auf die Schippe und das ist erfrischend. Überraschend launig gerät immer wieder der Erzählstrang von Ramadans Familie, weil sie seine Produzenten-Ambitionen gnadenlos nüchtern verortet und sich über den arbeitslosen Schauspiel-Vater amüsiert, der in höchster Geld-Not kurzerhand sogar einen Teil seines Sohnes opfert.

„German Genius“ ist eine große Revue mit vielen schönen kleinen Elementen und einer sehr langen Liste sehr großer Namen. Wer ein Grund-Interesse an der Film- und Fernsehbranche besitzt, die wohlplatzierten Seitenhiebe versteht und/oder sich für die Spielfreude dieses außergewöhnlichen Projekts begeistern kann, dem sei die Serie wärmstens empfohlen, auch wenn sie leider am Ende nicht ganz so edgy und quirky geworden ist, wie sie hätte werden können. Eine Fortsetzung sei an dieser Stelle trotzdem verlangt - insbesondere bei dem Ende der Staffel! 

"German Genius" läuft dienstags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen bei Warner TV Comedy und ist auf Abruf verfügbar bei Wow.